Blutstrafe - Thriller
Krankenwagen.«
67
Ich stand noch immer über Seamus gebeugt, als Brian, mein ältester Sohn, hereingerannt kam. Was war jetzt schon wieder los?
» Dad! Mary Catherine! In der Küche! Schnell!«
Ich rannte auf den Flur hinaus. In der Küche war alles dunkel. Das war das Letzte, was wir gebrauchen konnten – einen Stromausfall. Die verdammte Vorkriegselektrik war morsch wie alles andere in diesem Haus. Vielleicht drohte ein Kabelbrand. Ich schnupperte, ob irgendwo aus den Wänden Rauch austrat, und überlegte, wo ich die Sicherungen verstaut hatte.
» Buh!«, riefen alle meine Kinder, als das Licht anging.
Auf dem Küchentisch standen zwei Teller mit Pizza. Die Kinder hatten sogar Salat gemacht. Trent schenkte Diätcola ein, über den Arm ein Geschirrtuch gelegt wie ein Zwergenkellner.
» Hey, Moment mal. Ihr solltet doch im Bett liegen«, merkte ich an, als Mary Catherine und mir die Plätze zugewiesen wurden. » Und was ist mit dem dreckigen Geschirr passiert?«
Jane rückte den Stuhl für mich zurecht. » Ganz locker, Paps. Es ist für alles gesorgt. Uns geht’s schon besser. Wir haben beschlossen, dass ihr beide entlastet werden müsst. Ihr arbeitet zu viel. Ihr solltet lernen, euch ein bisschen zu entspannen.«
Nach dem Essen kochten die Kinder Kaffee und führten uns ins Wohnzimmer.
Was dann passierte, war unglaublich. Der Staubsauger wurde eingeschaltet, eine Kette wurde gebildet, Spielzeug, Mal- und Bastelsachen erhoben sich auf wunderbare Weise vom Boden und den Möbeln und kehrten an ihre angestammten Plätze zurück. Einer meiner kleinen Witzbolde begann sogar » It’s the Hard-Knock Life« aus Annie zu singen, während er mit einem nassen Papierhandtuch einen Kotzfleck fortwischte. Der Rest der Bande stimmte in sein Lied ein.
Während ich auf meinem ramponierten Ecksofa saß und an meinem viel zu süßen Kaffee nippte, wurde es mir richtig warm ums Herz. Obwohl Maeve gegangen war, hatte sie doch ein Wunder vollbracht und das Beste, was sie besaß – ihren Sinn für Humor, ihre Liebe zum Leben, ihre Gabe, auf andere Menschen einzugehen –, irgendwie auf meine dummen Kinder übertragen. Dieser Teil von ihr würde nie sterben. Dieser Teil würde bleiben.
» Dad, hör auf! Wir wollten dich fröhlich machen«, schimpfte Julia.
» Was redest du da? Ich bin ganz hin und weg«, korrigierte ich sie und wischte mein nasses Gesicht trocken. » Mir brennt nur das Putzmittel in den Augen.«
68
Es ging auf acht Uhr abends zu, als ich das Haus der Blanchettes an der Fifth Avenue erreichte. Meinen Wagen stellte ich an einem Hydranten auf der Central-Park-Seite ab, und bevor ich die Straße überquerte, klopfte ich zum Gruß an den gemieteten Partywagen, in dem die Sondereinheit Stellung bezogen hatte, um das Haus zu beschatten.
Mein Kumpel Petie, der Portier, winkte mir zu, als ich unter die Markise trat. Grinsend erkannte ich seinen neuen Kollegen unter der lächerlich grünen Mütze. Es war Lieutenant Steve Reno von der Sondereinheit.
» Guten Abend, Sir. Darf ich Ihnen einen Spinner besorgen?«, fragte er und berührte die Krempe mit seinem weißen Handschuh.
» Ich wünschte, das wäre möglich«, erwiderte ich. » Noch keine Spur, hm?«
» Noch nicht, aber ich habe zehn Piepen Trinkgeld bekommen. Mike, wusstest du, dass diese Blanchettes heute Abend zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung bitten? Und das, wo die einzige Freude unseres Typen darin besteht, stinkreiche New Yorker umzulegen.«
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. » Machst du Witze? Eine Wohltätigkeitsveranstaltung? Stimmt das, Petie?«
Er nickte. » Die wurde schon vor Monaten geplant. Zu spät, um sie abzusagen.«
Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
» Welchen Teil der Geschichte vom durchgedrehten Schwiegersohn, der kommt, um sie abzuknallen, verstehen die Blanchettes deiner Meinung nach nicht?«, fragte ich auf dem Weg zum Fahrstuhl. Mal abgesehen davon, dass ihre Tochter und die Enkeltöchter brutal ermordet worden waren.
Als der Butler die Tür zum Penthouse öffnete, stand Mrs. Blanchette draußen am Swimmingpool, neben ihr ein Dienstmädchen. Am Beckenrand saß ein älterer Latino in Arbeitermontur, der dabei war, sich ins Wasser gleiten zu lassen.
» Was ist da draußen los?«, wollte ich wissen.
» Mrs. Blanchette hat einen Ohrring ins Wasser fallen lassen«, erklärte der Butler, als der Latino gerade untertauchte.
» Warum lässt man nicht einfach das Wasser ab?«, fragte ich.
» Die Zeit, um den Pool wieder
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