Blutstrafe - Thriller
Tabasco-Jambalaya?
Ich hatte zum hundertsten Mal per Funk die gelangweilte Sondereinheit auf der Straßenseite am Central Park überprüft, als mich Beth Peters anrief.
» Sie werden es nicht glauben«, begann sie aufgeregt.
» Was? Haben wir ihn?«
» Kommen Sie zur West 38th Street in der Nähe der Eleventh Avenue, dann können Sie mir das vielleicht sagen«, antwortete sie.
Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Und West 38th? Dies war die Gegend, in der der französische Fotograf umgenietet worden war.
» Kommen Sie schon, Beth, keine Spielchen«, bat ich. » Was ist los?«
» Ehrlich, ich bin mir dessen nicht sicher, Mike«, sagte sie. » Sie müssen einfach herkommen. Der Tatort ist leicht zu finden. Es ist das Gebäude mit den vielen Feuerwehrautos davor. Ach ja, und den Pferden.«
Den Pferden?
71
Das Obergeschoss des Wohnhauses in Hell’s Kitchen brannte immer noch, als ich auf dem Bürgersteig hinter einem Rettungswagen parkte.
Ungläubig die Augen zusammenkneifend stieg ich aus, während mir Beth Peters entgegenkam.
» Ich sagte doch, Sie werden es nicht glauben«, erinnerte sie mich.
Sie hatte ihr Wort gehalten. Eine Herde erschrocken dreinblickender Pferde irrte auf dem Bürgersteig jenseits der Absperrung umher. Als wir einem mit einem Rauchvernichter ausgerüsteten Feuerwehrmann folgten, erklärte uns dieser, dass sich gleich nebenan ein Stall mit Pferden für die Central-Park-Kutschen befand.
Nun ja, warum nicht auch noch Pferde? Wir hatten bereits einen Gesetzlosen und einen Revolverhelden. Jetzt brauchte ich als Sheriff nur noch einen weißen Hut. Vielleicht könnte ich den von diesem geistesgestörten Straßenkünstler auf dem Times Square, dem » Naked Cowboy«, leihen.
Die Wände des obersten Stockwerks waren noch schwärzer als die Cajun-Schrimps, die ich kurz zuvor gegessen hatte. Beth unterhielt sich in einem der abgefackelten Zimmer mit den Technikern der Spurensicherung, bevor sie mir eine Atemschutzmaske reichte und mich zu einem Klumpen Asche in der Mitte des Zimmers führte.
Mein Magen zog sich zusammen wie eine Faust, als ich die übel verbrannte Leiche erblickte. Das Feuer hatte den Körper zu einer Figur aus einem Horrorfilm schmelzen und verkrusten lassen.
» Ich habe von den Technikern ein paar Gebissaufnahmen machen lassen. Und wir haben Thomas Gladstones Zahnarzt draußen in Locust Valley gebeten, uns dessen Röntgenaufnahmen zu schicken«, erklärte Beth. » Der Gerichtsmediziner ist ziemlich sicher, dass die beiden übereinstimmen.«
Der Anblick der Pferde war bei weitem nicht so überraschend wie das hier. Fast hätte ich mir den Kiefer ausgerenkt. » Sie wollen mir erzählen, das hier ist Gladstone?«, fragte ich. » Der Gladstone, nach dem wir suchen?«
Ich weiß, Respektlosigkeit den Toten gegenüber gehört sich nicht, aber ich konnte nicht leugnen, dass ich erfreut war. Dieser Magengeschwüre verursachende Fall war endlich vorbei. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und stieß einen langen Seufzer der Erleichterung aus. Ich hatte das Gefühl, als hätte man mir ein Klavier von den Schultern genommen.
» Was wissen Sie?«, fragte ich Beth. » Hat er sich vielleicht selbst umgebracht? Er ist also sprichwörtlich in einem Glorienschein untergegangen. Gott sei Dank ist es vorbei.«
Doch Beth schüttelte nur den Kopf. Ich war mit meinen Schlussfolgerungen zu voreilig gewesen.
Sie ging in die Hocke und deutete auf ein kleines, rundes Loch in der Schläfe der Leiche. Anschließend zeigte sie mir ein größeres Loch auf der anderen Seite des Kopfes, eine große, zerfetzte Austrittswunde.
» Sich selbst zu erschießen ist ziemlich einfach, aber sich zu erschießen und dann in Brand zu stecken, na ja, das erfordert ein bisschen mehr Geschick«, gab sie zu bedenken.
» Vielleicht hat er es andersherum getan«, merkte ich verzweifelt an. » Hat zuerst die Wohnung angezündet und sich dann abgeknallt.«
» Was ist dann mit der Waffe passiert? Selbst wenn sie geschmolzen wäre, hätte sie Spuren hinterlassen, aber die Spurensicherung findet keine. Außerdem sagt Cleary, er habe im linken Oberarm Reste von Fliegenlarven gefunden, was heißt, dass der Typ hier seit zwei, vielleicht drei Tagen tot ist. Und das wiederum heißt …«
» … dass Gladstone all diese Menschen nicht getötet haben kann«, beendete ich den Satz für sie. Ich drückte die Handballen gegen meine Augen.
» Tut mir leid, Mike, aber er ist nicht unser Mörder.«
Ich fluchte leise.
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