Blutstrafe - Thriller
ernst. Kommen Sie, Petie. Schnappen wir uns diesen Kerl.«
» Ja, klar! Erica, also gut, schauen wir mal. Sie war ein wildes Kind. Richtig wild. Drogen. Ein paar Therapien. Da war sie noch keine sechzehn. Wenn sie vom Internat nach Hause kam, hatten wir die Anweisung, sie nicht in die Wohnung zu lassen, wenn niemand zu Hause war.
Dann schien sie wieder klar im Kopf zu werden. Sie heiratete einen blaublütigen Jungen aus der Firma ihres Vaters und bekam zwei Töchter. Doch plötzlich ließ sie sich scheiden und heiratete ihren zweiten Mann, diesen Gladstone. Er flog, wie ich gehört habe, den Firmenjet ihres Vaters. Die Eltern drehten durch, besonders die Gutsherrin, wie wir sie nennen. Sie sorgte dafür, dass Gladstone gefeuert wurde, und drehte Erica den Geldhahn ab.« Der Portier schüttelte wissend den Kopf. » Es ist eine Sache, sich als 13-Jährige mit Drogen vollzupumpen, aber wenn man mit einem Bediensteten schläft, ist man geliefert.«
» Kamen Gladstone und Erica jemals hierher?«, fragte ich.
Er blickte auf das marmorne Schachbrettmuster am Boden. Sein Gesicht verriet, dass er darauf nur ungern eine Antwort gab, während er nickte.
» Einmal an Thanksgiving. Ich weiß nicht, vielleicht vor drei Jahren. Sie und die Töchter kamen völlig aufgebrezelt und breit lächelnd mit Champagnerflaschen hier an. Ich dachte, sie wären eingeladen gewesen, und ließ sie nach oben. Fünf Minuten später kamen sie wieder herunter, die Mädchen heulten wie Babys. Dann versuchte die alte Hexe sogar, mich rauswerfen zu lassen, weil ich nicht vorher angerufen hatte. Mein Fehler, dass ich dachte, man möchte seine einzige Tochter und seine Enkel an Thanksgiving sehen.«
Ich nickte. » Danke, Petie. Sie haben mir genau das erzählt, was ich wissen wollte.«
Hier würde Gladstone als Nächstes zuschlagen. Er hatte sich die Blanchettes aufgespart, besonders die Mutter. Er würde es ihnen heimzahlen, würde dafür sorgen, dass sie seine Existenz zur Kenntnis nahmen.
Ich war nervös, ob mein Gedanke gerechtfertigt war, hatte Angst, die Sache zu vermasseln, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich es endlich geschafft hatte, dem Mörder einen Schritt voraus zu sein.
Draußen rief ich Beth Peters an.
» Gute Nachrichten«, meldete ich. » Verständigen Sie die Sondereinheit. Die ganze Bagage soll zur Elf-Siebzehn Fifth Avenue kommen. Es ist Zeit für eine polizeiliche Überwachung.«
65
Als der Lehrer auf der Suche nach einem Taxi die Tenth Avenue entlanglief, kam er an einer Bar vorbei, an deren Fassade ein nachgemachtes Eisenbahnrad hing. Daneben parkte eine Reihe Harleys. Das traurige irische Lied » The Streets of New York« drang durch die Tür. Noch immer vom Schmerz über die » Beerdigung« erfüllt, beschloss er einzutreten.
Vielleicht war dies genau das, was er brauchte – etwas zu trinken.
Die junge Frau hinter dem verkratzten Kiefernholztresen hatte Arme wie ein Football-Spieler, in verschiedenen Teilen ihres Gesichts steckten Metallringe.
Der Lehrer bestellte ein Budweiser mit einem Whiskey und nickte einer Gruppe Stahlbaumonteure zu, die im düsteren Hinterraum den Abschied eines in Rente gehenden Kollegen feierten.
Den Whiskey kippte er als Erstes. Auf dich, Kumpel, dachte er und kämpfte gegen die Tränen an.
Bei seiner zweiten Runde wurde im Fernseher von dem Mörder berichtet. Er überlegte, ob er die Kellnerin bitten sollte, den Ton lauter zu drehen, entschied sich aber dagegen. Unnötig die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen war nicht gut.
» Diese verdammten Polizisten«, schimpfte eine mufflige Stimme neben ihm. Der Lehrer wandte sich einem riesigen Arbeiter zu, dessen Augen so rot wie sein langes Haar waren. » Ich hab eine Idee für euch, ihr Bullen. Wie wär’s, wenn ihr eure Köpfe aus euren fetten Ärschen nehmt und diesen kranken Mistkerl einfach schnappt?«
» Krank?«, fragte der Lehrer nach. » Ich würde eher draufgängerisch sagen. Er räumt nur reiche Yuppie-Arschlöcher aus dem Weg. Er ist wie ein Heckenschütze. Tut der Stadt einen Gefallen. Also, was ist schon dabei?«
» Heckenschütze? Wer bist du? Sein PR-Agent?« Der Arbeiter funkelte ihn wütend an. » Du durchgeknalltes Arschloch. Ich rück dir dein Gesicht wieder zurecht. Du scheinst ja so krank zu sein wie er.«
» Meine Güte, was rede ich da?« Verärgert klatschte der Lehrer seine Hände vors Gesicht. » Ich komme gerade von einer Beerdigung. Vermutlich bin ich noch ganz fertig. Du hast Recht. Es tut mir wirklich
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