Blutstrafe - Thriller
einem Notizbuch festhielt.
» Ihr seid mir schon so eine Bande«, brummte er. » Bennett wird es mir danken, wenn ich ihn von diesem Elend befreie.«
82
Nachdem Genelli in Sicherheit gebracht worden war, ohne dass ihn maßgebliche Leute gesehen hätten, erhielt ich einen Anruf von Mary Catherine. Janes Zustand habe sich verschlimmert – 39 Grad Fieber und ständiges Erbrechen. Sie wisse nicht, ob sie Jane in die Notaufnahme bringen solle, und bat mich, gleich nach Hause zu kommen.
Ich hatte keine andere Wahl. Zum Glück war hier alles im grünen Bereich. Ich übertrug Steve Reno die Verantwortung und ging zur Tür. Der Bürgermeister, der einen Fototermin im Foyer wahrnahm, warf mir einen übellaunigen Blick zu, als ich an ihm vorbeiging. War er sauer, weil der Mörder nicht aufgekreuzt war?
Draußen wirkten die kalte Luft und der Mangel an Kopfschmerz verursachender Tanzmusik auf mich wie erfrischendes Tonic-Wasser. Tief Luft holend und den Nacken drehend, ging ich über die Straße zu meinem Impala. Ich ließ den Motor an und bog mit quietschenden Reifen auf die 85th Street.
Als ich durch den stockfinsteren Central Park Richtung West Side fuhr, ließ ich meine Gedanken wieder kreisen. Warum brachte jemand Thomas Gladstone, seine Familie und scheinbar wahllos eine Reihe anderer hochnäsiger New Yorker um?
Wahnsinn? Der Kerl war durchgeknallt, klar, aber er war auch organisiert und schlau und hatte alles ziemlich gut im Griff. Ich glaubte nicht, dass er die Morde zufällig, aus einem Impuls heraus beging. Er hatte einen Grund für das, was er tat. Rache? Vielleicht, aber wofür? Vermutungen anzustellen war zwecklos. Vielleicht traf beides gemeinsam mit weiß der Himmel was zu.
Einer Sache allerdings war ich mir sicher: Er musste in irgendeiner Weise mit Gladstone in Verbindung stehen.
Ich drehte den Polizeifunk leiser und schaltete das Radio ein, um meine Kopfschmerzen zu lindern. Ganz toll: 1010 WINS berichtete über den Serienmörder ebenso wie CBS 880. Also drehte ich den Knopf zum nächsten Sportsender.
Doch es gab kein Entkommen.
» Unser nächster Anrufer zum Spiel der Giants ist Mario aus Staten Island«, verkündete der Sprecher. » Um was geht’s, Mario?«
» Vor allem um meine Mutter«, antwortete der Anrufer. » Sie wohnt in Little Italy und hat Angst, ihre Tür aufzumachen. Wann wird die Polizei endlich diesen durchgeknallten Typen schnappen?«
» Ich arbeite daran«, sagte ich und schaltete die verdammte Quasselkiste ab, als mich Beth Peters auf meinem Mobiltelefon anrief.
» Mike, ich hoffe, Sie sitzen. Wir haben Neuigkeiten. Die Wohnung ist von einem Typen namens William Meyer gemietet. Er arbeitet für den Militärdienstleister Cobalt Partner. Sie wissen schon, die Firma, die den Amerikanern im Irak Sicherheit verkauft. Die Firma, die seit dieser Schießerei kürzlich so tief in der Scheiße steckt.«
Ich war mehr damit beschäftigt, Nachrichten zu erzeugen, als sie mir anzuhören, doch ich erinnerte mich vage daran, von der Geschichte gehört zu haben. Auf einen Konvoi mit Beamten des Außenministeriums waren Schüsse abgegeben worden, woraufhin die Jungs von Cobalt Partner in die Menge geschossen hatten. Elf Menschen waren ums Leben gekommen, darunter vier Kinder. Die Firma sollte angeklagt werden.
» Dieser William Meyer ist der Hauptverdächtige. Er hätte im Fernsehen in Today auftreten sollen, um sich zu verteidigen, ist aber ausgebüxt. Vor Cobalt war er bei den Marines, Spezialeinheit. Das würde eindeutig mit den militärtaktischen Fähigkeiten und seinen Schießkünsten übereinstimmen.«
» Haben Sie eine Ahnung, warum Gladstone in Meyers Wohnung war?«, fragte ich.
» Keinen Schimmer, Mike, aber zumindest haben wir jetzt wieder einen Namen. Wir versuchen, das Puzzle zusammenzusetzen. Wir kriegen ihn. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
83
William Meyer, dachte ich, als ich mit dem Fahrstuhl zu unserer Wohnung hinauffuhr. Bei der Art, wie dieser Kerl andere Menschen erledigte, kam er mir eher wie Michael Myers vor, der Spinner aus Halloween.
Es gab so viele unbeantwortete Fragen. Waren Thomas Gladstone und William Meyer alte Freunde aus Soldatenzeiten? Ich hätte ja gern einen von Gladstones Freunden oder Verwandten gefragt, aber sie waren alle tot. Erschossen von Meyer, wenn unsere neueste Theorie stimmte. War Meyer auf Gladstone sauer? Und was war mit der Tatsache, dass Meyer als Gladstone identifiziert worden war? Ähnelten sie sich etwa?
Der Geruch nach Äpfeln
Weitere Kostenlose Bücher