Blutsvermächtnis (German Edition)
vom Herzen, als sie die Hunde und die drei am Boden liegenden Männer sah. Feuchte, dunkle Flecken machten sich um ihre Körpermitten und auf dem Boden breit. „Packt euch den da und zurück in die Halle. Schnell.“
Die Hunde gaben Platz, als ihre beiden Männer voranstürmten und die Vierbeiner nahmen ihre Positionen wieder ein, nachdem Korhonen zwischen Joshuas und Noahs Armen hing.
Sie eilten in die Halle zurück. Nevaeh überflog das Szenario. Maria hockte neben Elia und hielt seine Hand. Crichton war bisher nicht zu sich gekommen und Nancy sowieso nicht. Ihre Verletzungen hielten sie noch im Koma.
Nevaeh sank neben Elia auf den Boden. Die Röte seiner Verbrennungen war einer erschreckenden Bleiche gewichen. „Schiebt Korhonens Hals vor seinen Kopf.“ Sie rüttelte Elia leicht an der Schulter. „Öffne die Augen.“
Er reagierte nicht, nur ein leiser Seufzer kam über seine Lippen.
„Verdammt, Elia. Willst du mich ein weiteres Mal im Stich lassen?“ Sie hob seine Augenlider an und funkelte ihm böse in die halb verdrehten Pupillen. „Trink sein Blut! Jetzt!“ Nevaeh presste Korhonens Hals an seine Lippen. Die Sirenen waren ganz nah.
Ihr Herz wollte jeden Augenblick aus der Brust springen, als Elia sich rührte. Er atmete ein, erst leicht, dann sog er plötzlich die Luft ein, als hätte er minutenlang den Atem angehalten. Seine Lippen öffneten sich und endlich biss er zu. Sie drehte ihren Kopf beiseite, ignorierte das Geräusch platzender Haut, das Saugen an dem Fleisch. „Könnt ihr sie zusammen fortschaffen? Schnell.“
Nevaeh rappelte sich auf und rannte zur Eingangstür. „Beeilt euch. Bringt ihn in das Schlafzimmer. Sobald Elia sich erholt hat, legt Korhonen zurück zu den anderen.“
Kies spritzte auf, als gleich drei Ambulanzen und ein Polizeifahrzeug in dem Rondell vor dem Haus stoppten. Cops und Sanitäter stiegen im Eiltempo aus den Fahrzeugen.
„Hier entlang.“ Nevaeh atmete tief durch, als sie sah, dass Joshua und Noah es geschafft hatten, Elia und Korhonen fortzuschaffen. Ihre Gedanken wirbelten umher, was sie den Polizisten später erzählen sollte, doch zunächst drehte sich alles um die beiden Verletzten.
In den nötigsten Worten erklärte sie, dass Nancy gemeinsam mit einem Komplizen einen Sprengstoffanschlag auf die anderen Personen verübt hatte. Sofort klickten Handschellen um Nancys Hände und mit Erleichterung registrierte Nevaeh, dass Nancy wieder zwei davon hatte. Die Cops beauftragten die Sanitäter, sie ins Gefängniskrankenhaus zu transportieren.
Crichton kam unter der Behandlung langsam zu sich. Kaum schlug er die Augen auf, begann er mit dem Notarzt zu diskutieren. Er weigerte sich konsequent, sich auf eine Trage zu legen und in den Krankenwagen bringen zu lassen.
Nevaeh begleitete die beiden Polizisten in die Küche und blieb nach Aufforderung an der Tür stehen. Die Cops blickten über die Trümmer, entdeckten die verkohlte Leiche. Einer der beiden drehte sich um und schob sie zurück in die Halle, während sie hörte, wie der andere per Funk Verstärkung anforderte.
„Und Ihnen geht es gut, Ms. …?“
„Nevaeh Morrison.“
„Waren sie mit in dem Raum, als das passierte?“ Der Polizist beäugte sie misstrauisch von Kopf bis Fuß.
„Ja. Nein. Ich stand nur in der Tür und wurde zurückgeschleudert.“
„Befinden sich weitere Personen im Haus?“
„Ja“, tönte es aus dem Korridor. Joshua und Noah kamen heran, Elia in ihrer Mitte. Er schwankte noch leicht, aber er konnte alleine gehen. Sie starrte auf seine Hand, die halb abgerissen in Fetzen gehangen hatte, und zählte fünf Finger. Das Aufstöhnen, das ihr entwich, brachte ihr einen weiteren argwöhnischen Blick des Cops ein, aber das war ihr egal.
Langsam ging sie auf ihn zu. Elia! Der Mann, der das chilenische Militär kontrollierte. Der Mann, der sie während des Erdbebens allein gelassen hatte. Der Mann, der ihren Vater entführt hatte. Der Mann, der ihnen allen das Leben gerettet hatte. Der Mann, dem sie so gern an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit unter anderen Umständen begegnet wäre. Der Mann, den sie schon einmal geliebt hatte? Der Mann, dem ihre Seele gehörte!
Während sie auf ihn zuging, sah sie plötzlich die Ähnlichkeiten zu Preston. Der sanfte Schwung der Augenbrauen, die aristokratisch anmutenden eckigen Wangenknochen. Am gravierendsten zeichnete sich die Verwandtschaft in der Körperhaltung ab. Der gerade Rücken mit den breiten Schultern, schmale Hüften, ein Bein
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