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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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und zu träumen.“ Ihre Stimme klang dunkel und melancholisch. „Aber es geht nicht.“
    Elia zog sie an sich. Ihr Oberkörper lehnte an seiner Brust, die Federn und Bänder ihrer Frisur kitzelten ihn an Nase und Stirn.
    „Was legt Eure Seele in Fesseln, Nevaeh?“ Er streichelte ihre Hände.
    „Später vielleicht einmal“, erwiderte sie, als er schon glaubte, sie würde nicht antworten. Dann löste sie sich aus seiner Umarmung und stand auf. „Lasst uns den Abend weiter genießen. Steht noch etwas auf dem Programm?“ Sie zwinkerte ihm zu und lächelte, aber sowohl ihre Mimik als auch ihr Tonfall verrieten, dass ihre Fröhlichkeit aufgesetzt war.
    Elia ließ sich nicht entmutigen. Er würde es schaffen, ihr zu helfen, die innere Stärke zu finden, die sie benötigte. Sie zu schützen und ihr Mut und Kraft zu schenken. Als er sich ebenfalls erhob, den Arm um ihre Schultern legte und spürte, wie sie sich an ihn schmiegte, fand er auch die Überzeugung, dass es gelingen würde, an den verlorenen Moment anzuknüpfen. Es war zwischen ihnen nichts im Keim erstickt, das jede Chance auf Erblühen verloren hätte. Elia atmete tief durch.
    „Verzeiht, wir sind bereits viel zu lange hier draußen.“
    Er hob sie erneut auf die Arme und trug sie zurück, bis sie den Korridor erreichten. Was hätte er darum gegeben, ihr jeglichen Schmerz zu nehmen, sie bis zum Ende aller Zeiten auf Händen zu tragen, sie niemals mehr aus den Armen zu lassen.

     
    Joshuas anfängliche Verwirrung wandelte sich mehr und mehr in Misstrauen. Auch das Gebäude rief seinen Unmut hervor. Das seltsame Treppenhaus. Was es damit auf sich hatte, erschloss sich seinem Verstand nicht. Vielleicht hatte er nicht genau genug die Wände abgetastet und es gab doch versteckte Ausgänge. Eine andere Möglichkeit wäre, dass er zu früh aufgegeben hatte und nur noch ein Stockwerk weiter …
    Und dann der Gang mit den Gemälden. Er war sicher, nirgendwo umgedreht zu haben und war dennoch an derselben Stelle herausgekommen. Machte sich dieser Spops einen Spaß daraus, Leute gefangen zu halten und hatte die Räume angelegt, um sich über ihre vergeblichen Fluchtversuche zu amüsieren?
    Er drückte die Klinke seiner Zimmertür hinunter, um zum wiederholten Mal festzustellen, dass sie verschlossen war. Eine Unverschämtheit, ihn einzusperren. Nicht, dass sein Zimmer einem Gefängnis glich – es war geräumig und pompös, bot ein Regal mit mehreren Dutzend Büchern, einen Schreibtisch, an dem er einen Brief mit dem bereitliegenden Papier hätte schreiben können. Oder sein Testament. Es fehlte an modernem Interieur. Es gab keinen Fernseher, kein Telefon. Joshua lachte auf. Das große Fenster, das ihm wirklichkeitsgetreu vorgaukelte, vor einerStunde den Sonnenuntergang hinter den Bergen gesehen zu haben, war verteufelt modern. Das Panorama gab ihm also keine verlässliche Auskunft, wo er sich befinden mochte. Seine Erinnerung ließ ihn insoweit im Stich, als dass er nur vermuten konnte, sich noch in Chile zu befinden. Die digitalen Fensterbilder am ersten Abend im Kaminzimmer hatten nur Mondschein simuliert.
    Die Größe des Gebäudes machte ihn stutzig. Wo in dieser gottverlassenen Gegend mochte es Derartiges geben? Ganz sicher nicht in San Pedro de Atacama. Und erst recht nicht in der Wüste. Der Einrichtungsstil entsprach nicht im Geringsten südamerikanischer Wohnkultur, hatte aber mit Wohnungen aus L. A. ebenso wenig zu tun. Wären da nicht die Fensterattrappen, hätte er sich für die Annahme erwärmen können, in ein Zeitloch gefallen zu sein und sich zwei, drei Jahrhunderte rückwärts bewegt zu haben. Natürlich war die These suspekt und den Gedanken eines Wissenschaftlers nicht angemessen. Aber nur eines solchen, der zum einen nicht über die Tatsache der Existenz des Übersinnlichen Bescheid wusste und zum anderen wäre die Welt nicht an ihrem jetzigen Punkt, gäbe es nicht immer wieder Wissenschaftler, die bestehende Weltbilder, Regeln und Gesetze in Zweifel und auf den Prüfstand zogen.
    Spops warf so viele Rätsel auf, dass es Joshua unter den Fingernägeln brannte, sie zu erkunden. Nie war ihm ein Mensch begegnet, der eine solche Ausstrahlung verkörperte. Natürlich, er vertrat ja auch mittlerweile die Überzeugung, es bei Spops keineswegs mit einem normalen Menschen zu tun zu haben.
    Joshua ging in das angrenzende Bad und betrachtete sich – zum wievielten Mal eigentlich – im Spiegel. Er versuchte, sich ein Bild der Vergangenheit ins

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