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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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konnte, lag in Nevaeh selbst. Er konnte nur versuchen, ihr zu helfen, diese Fähigkeit zu wecken.
    „Ich … ich bin froh, dass du mich nicht auslachst.“ Ein Zittern lief durch ihren Körper. „Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen.“ Sie legte die Arme vor ihrem Oberkörper über Kreuz, die Hände auf ihre Schultern. Einer ihrer Ärmel rutschte nach oben und nackte Haut strich über seine Hand. Wonne durchfuhr ihn, das Glück, sie so nah bei sich zu spüren.
    „Nicht einmal mit Dad.“ Nevaeh schluckte hörbar.
    „Schüttet Euer Herz aus. Ich bin ein geduldiger Zuhörer.“
    Wieder schwieg Nevaeh geraume Weile. „Hast du jemals den Begriff Dream Shaper gehört?“
    Elia überlegte. „Traumgestalter“, raunte er. „Wenn ich ehrlich bin, nein. Was nicht heißen soll, dass ich abstreiten würde, dass es sie gibt. Was sind Dream Shaper?“
    „Ein Fluch!“ Nevaeh lachte, und es klang bitter. „Du solltest dich weit von Menschen mit dieser Gabe fernhalten, sehr weit.“
    Etwas Feuchtes tropfte auf seine Hand, mit der er noch immer ihren Hals unterhalb des Kinns streichelte. Nevaeh weinte.
    „Wenn dir dein Leben lieb ist …“, fügte sie hinzu und dann brach ein Schluchzen laut aus ihr hervor.
    Elia schob einen Arm um ihren Oberkörper, den anderen unter die Stoffmengen unter ihren Knien. Er zog Nevaeh auf seinen Schoß und wiegte sie. Ihr Kopf lag zwischen Oberarm und seiner Brust und sie presste ihr Gesicht an ihn, als lauschte sie seinem Herzschlag. Weitere Tränen liefen ihre Wangen hinab. Er neigte den Kopf und küsste die Perlen fort, streifte über die Haut ihres Gesichtes und bedeckte es mit Zärtlichkeit.
    Er hatte im Laufe der Jahrtausende unendlich viel erlebt. Er war Hexen und Magiern begegnet, hatte Druiden und Schamanen gekannt, Medien und sogar Propheten. Tatsächlich Begnadete neben Gauklern und Betrügern. Das Wissen, dass es zahllose Mysterien zwischen Himmel und Erde gab, unendliche Schattierungen zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Gut und Böse, zwischen normal und übersinnlich – wem neben ihm sollte das derart bewusst sein? Und dennoch reichten seine Fähigkeiten nicht, Nevaeh mit einem Zauber zu helfen. Ja, es gab höhere Mächte, es gab Verwünschungen und Flüche, es gab weiße und schwarze Magie – aber ein „Simsalabim, es sei“ brachte auch der begnadetste Magier nicht zustande. Und ebenso wenig ein Halbgott.
    „Mein Leben“, sagte er, „ergibt seit heute nur noch an Eurer Seite einen Sinn.“ Elia küsste Nevaehs Stirn. „Auch wenn es Euch erschrecken mag, meine Fassion Euch überrumpelt, nie zuvor war mir eines so klar wie in diesem Moment: Ich will nie wieder ohne Euch sein, Nevaeh. Erlaubt mir, Euch zu unterstützen, Eure Last zu besiegen. Erzählt mir mehr darüber, was Euch das Herz schwer macht.“
    „Du klingst so alt, so weise“, murmelte sie und kuschelte sich noch enger an ihn, suchte seine Nähe wie er ihre. „Säßen wir in Los Angeles würde ich dich auslachen, dich zum Teufel schicken mit deiner seltsamen Ausdrucksweise und deiner elegischen Gefühlsduselei.“
    Schrecken packte seine Glieder, stach ihm mit Nadeln ins Herz. Sie wies ihn ab. Er hatte sich lächerlich gemacht. Wie hatte er annehmen können, eine Frau des 21. Jahrhunderts mit seinen archaischen Vorstellungen und seinem verstaubten Blickwinkel beeindrucken zu können. Nevaeh hob die Hand und fuhr mit einem Finger seine Augenbrauen nach.
    „Aber hier versinkt die Gegenwart für mich und verliert an Bedeutung. Das Wort Antiquiertheit legt in deiner Gegenwart seinen negativen Touch ab.“
    Elia lächelte. „So, Ihr glaubt also, ich wäre alt, gebrechlich und stamme aus der Mottenkiste, ja?“ Er kitzelte sie unter den Armen, bis sie sich wand und quiekte.
    „Schon gut, schon gut. Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil.“
    „Ach? Dann bin ich also kindisch, linkisch und noch grün hinter den Ohren?“ Elia verpasste ihr einen Klaps auf den Schenkel, dann wurde er ernst. „Geht es Euch besser?“ Er streichelte über Nevaehs Arm, nahm ihre Hand in seine, und als er spürte, wie kalt ihre Finger waren, zog er sie in seine Fäuste und umschloss sie.
    Nevaeh nickte. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte in sich versunken in die sternenklare Nacht. Dann wandte sie sich abrupt ab und sah ihn an.
    „Es tut mir leid, Elia. Ich wollte den Zauber nicht zerstören.“
    Er drückte ihre Finger.
    „Ich wünschte, es wäre mir möglich, mich einfach fallen zu lassen

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