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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Nevaeh versteifte sich so unerwartet und drastisch, dass ihn sein Beschützerinstinkt die Arme automatisch fester um sie pressen ließ. Sie keuchte auf.
    „Bitte Elia, lass mich los.“ Sie versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu winden.
    Er ließ es nicht zu. Obwohl der Zauber des Moments zerbrochen war, wollte er nicht von ihm ablassen. Was hatte er falsch gemacht? Elia beugte sich hinab und legte erneut seine Wange an Nevaehs Gesicht.
    „Was immer Euch verängstigt hat, es tut mir leid.“ Fieberhaft suchte er nach einer Erklärung, die sie ihm nicht gab. Nevaeh lag stocksteif in seinen Armen. Dennoch ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sie wie ein Häufchen Elend in sich zusammengesackt wäre, hielte er sie nicht fest. Sein Bedauern über den verlorenen Augenblick wich tiefer Sorge. Für einen Moment spielte er mit der Überlegung, in ihren Geist einzudringen. Allein das Bewusstsein, dass sie es in ihrer momentanen Verletzlichkeit spüren würde und es ihren Zustand noch verschlimmern konnte, hielt ihn ab. Auch mochte er nicht noch einmal ihren Willen lähmen, um sie unter Zwang auf andere Gedanken zu bringen. Zu lebhaft haftete ihm die Erinnerung an, dass sie seiner Einflussnahme entglitten war. Im schlimmsten Fall würde ein misslungener Versuch irreparable Schäden an ihrer Psyche hervorrufen. Allein das vorsichtige Abtasten ihrer Aura erlaubte er sich und erkannte plötzlich, dass er Überlegungen dieser Art lange Zeit nicht vorgenommen hatte. Wann immer er Vorteile aus der Anwendung seiner Gaben hatte schöpfen können, gleich ob bei Freund oder Feind, hatte er sich den Nutzen nicht entgehen lassen. Bei Nevaeh sah er sich jäh einer unüberwindbareninnerlichen Blockade entgegengestellt.
    Dennoch spürte er ihren Schmerz, sog ihn auf wie ein Schwamm, als könnte er die Last von ihr nehmen. Unstillbare Sehnsucht umklammerte ihre Seele, hielt sie gefangen mit erdrückender Macht.
    „Kommt“, sagte Elia und schob Nevaeh mit sanftem Nachdruck voran bis zu einer Bank. Er drückte sie an den Schultern auf den Sitz und griff nach den bereitgestellten Spirituosen. „Trinkt das, es beruhigt Eure Nerven.“
    Dankbar sah sie ihn an und folgte seiner Aufforderung. Er legte ihr die Hände auf die Schultern, massierte sanft ihren Halsansatz. Allmählich legte sich Nevaehs Spannung, doch ihre Aura sandte anstelle heller Farben und Töne noch immer ein dunkel gefärbtes Fluidum.
    Elia setzte sich auf die Bank und zog Nevaeh an sich. Ohne Sträuben ließ sie sich mit dem Oberkörper vor seinen ziehen. Er zog die Wolldecke zurecht. In der Schlucht war es längst nicht so kalt wie in den ungeschützten Bereichen der Wüste, doch eine gewisse Frische herrschte auch hier. Mit den Fingerspitzen streichelte er ihre Wange, glitt am Kinn entlang und kraulte den Haaransatz hinter ihrem Ohr.
    „Möchtet Ihr mir anvertrauen, was Euch belastet?“
    Nevaeh seufzte leise und schwieg. Es war kein Schweigen, das Peinlichkeit hervorrief, Elia spürte, dass sie nach Worten suchte.
    „Es zu glauben, wird dir schwerfallen, du wirst mich auslachen“, sagte sie nach einer Weile leise und hastig und, wie um zu vermeiden, dass er ihr widersprach, setzte sie hinzu: „Ich bin verflucht.“
    Ihr Körper versteifte sich erneut. Im Grunde hörte sich Nevaehs Aussage – und vor allem, wie sie es ausstieß – witzig an, sodass sie ihm ein Lächeln entlockt hätte. Doch Elia spürte, wie ernst es ihr war und wie sehr es an ihrer Substanz zehrte.
    „Flüche“, sagte er sanft und streichelte ihren Nacken noch intensiver, „waren schon immer dazu da, gebrochen zu werden.“ Er drückte sie mit dem anderen Arm fester an sich. „Esoterik – wie man heute vieles Unerklärliche oder auf höherem Wissen Beruhende nennt – Mystik, Okkultismus und Spiritualität sind Themen, mit denen sich die Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen. Rund um den Globus, quer durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten. Habt Ihr jemals ein Medium aufgesucht?“
    Nevaeh atmete tief ein und aus. Ihr Brustkorb presste sich an seine Handfläche, der Ansatz ihres Busens streifte seinen Daumen. Anstelle eines sinnlichen Kribbelns erfasste ihn ein viel tieferes Gefühl. Zuneigung. Alles zog ihn zu dieser Frau hin, weckte seine Sinne, öffnete sein Herz. Wie gern hätte er ihr die Bürde von der Seele genommen, aber das lag nicht in seiner Macht. Die einzige Kraft, die tatsächlich und wirkungsvoll gegen energetische Kräfte, gegen Magie und uralte Mächte antreten

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