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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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nochmals in konzentrierter Heftigkeit über sie herfallen könnte, sie in einem steinigen Sarg auf immer und ewig begraben, lähmte ihren Gedankenfluss.
    „Ich hab’s.“ Dad kam zurück. „Rutsch und hilf mir, eine Stelle zu finden, wo ein Spalt zwischen Stein und Boden ist.“
    Wie ferngesteuert betastete sie das Hindernis und umrundete Maria. Die Hände auf den Steinquader gelegt, bemerkte sie, dass es sich um etwas anderes handelte. Wo sich die Oberfläche zunächst rau und uneben angefühlt und einen Felsbrocken hatte vermuten lassen, glättete sich das Material und zog sich in die Länge. Fieberhaft arbeitete sie an einer Erklärung. „Dad, ich glaube, es ist ein Balken. Ein Sturz.“
    „Okay. Ich denke, hier … rasch, komm rüber. Zieh, so kräftig du kannst, sowie ich es sage.“
    Schabende Geräusche ließen sie vor ihrem geistigen Auge sehen, wie Dad versuchte, das Holzbein zu positionieren.
    „Bist du so weit?“
    Sie zwängte ihre Finger unter die Last, die Marias Brustkorb zu zerquetschen drohte. „Ja.“
    „Jetzt!“
    Ein paar gebrochene Rippen waren wahrscheinlich das Mindeste, was Maria an Verletzungen erlitten hatte. Gott, sie mussten es schaffen, die Ärmste zu befreien. Und dann nichts wie raus. Dad würde einiges zu erklären haben…
    „Fester!“
    Nevaeh bündelte ihre Energien. Erneut zog sie mit aller Gewalt, hielt den Atem an, um mehr Anstrengung in ihre zitternden Muskeln zu zwingen. Das Gewicht hob sich leicht an. Das Knacken des berstenden Holzes traf sie wie ein Paukenschlag direkt aus der Hölle. Der Betonbrocken fiel zurück. Nevaeh verlor das Gleichgewicht und stürzte rückwärts. Aus der Geräuschkulisse schälte sich mit perfider Schärfe der pfeifende Ton, mit dem die Luft aus Marias Lungen entwich.
    Eine Sekunde verharrte sie wie versteinert. Zwei. Fünf. Auch Dad stockte. Ein leises Klagen durchbrach die Stille. Jämmerlich und herzzerreißend, aber nie hatte sich ein Ton hoffnungsvoller und süßer angehört.
    „Sie lebt.“
    „Schnell, wir versuchen es noch einmal.“ Dad packte Nevaeh und zog sie hoch. „Gemeinsam. Auf drei.“
    Sie atmete tief ein, zwang sämtliche Muskelkraft in die Arme, ließ sie mit einem Ruck an dem Sturz zerren. Nevaeh strauchelte und fand sich mit einem Krachen verkeilt mit Dads Armen und Beinen. Sie rappelte sich umgehend auf. Tränen strömten ihre Wangen hinab, als sie auf die Knie ging. Mit den Handflächen überfuhr sie den leblosen Körper. Wärme. Keine Nässe. Kein Blut. Kein Hindernis. Sie flüsterte ein Stoßgebet und neigte den Kopf über Marias Gesicht. Als deren Atemhauch sie streifte, schluchzte sie auf und vergrub ihre Nase im Haar der Bediensteten, dieser beeindruckenden, blauschwarzen Pracht, die hoffentlich bald wieder glänzen würde. Schulter an Schulter mit ihrem Vater kauerte sie neben der Dienstmagd. Die Finger auf Marias Handgelenk gepresst hielt sie inne, bis sich das schwache Pochen mit an Kraft gewinnender Hoffnung auf sie übertrug.
    „Mylady …“
    „Schscht, Maria. Nicht sprechen.“ Nevaeh drängte all die bohrenden Fragen in den Hintergrund, nur manche Gedankenfetzen wollten sich nicht unterdrücken lassen. Entführer. Verbrecher. Das waren nur zwei der Schlagworte, die vereinzelt in ihrem Geist aufblitzten. Doch all das konnten sie später klären. Die Erleichterung, Dad wohlbehalten wiedergefunden zu haben, überlagerte alles Übrige und nichts wog im Moment schwerer, als einen Weg aus dieser Situation herauszufinden, damit sich an dem Zustand der Lebendigkeit nicht im letzten Augenblick etwas änderte. Maria rührte sich. Sie zog die Ellbogen an und versuchte, sich aufzustützen.
    „Nicht bewegen, Maria. Wir werden Hilfe holen.“ Nevaehs Gedanken überschlugen sich. Alles in ihr sträubte sich dagegen, Dad zurückzulassen. Einer von ihnen müsste bei der Verletzten bleiben und der andere sich auf den Weg begeben – aber sie brachte es nicht fertig. Weder sie selbst mochte gehen noch gedachte sie zuzulassen, dass Dad sich auf den Weg machte.
    Mörder! Die Welt begann, sich zu drehen. Zusammenreißen. Sie hatte sich zu fassen, ihre tobende Gefühlswelt und das Schlottern ihrer Glieder unter Kontrolle zu bringen. Dads Arm um ihre Schultern half ihr dabei, genau wie sein beherrschter Tonfall.
    „Ruhig, mein Sternchen.“
    Die für Dad typische, fast stoische Ruhe in jedweder Gefahrensituation streifte ihre Sinne und ein wenig übertrug sich auf ihre zum Reißen gespannten Nerven. Sie versetzte sich in

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