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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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bleib bei mir.“
    Gott, sie drehte durch. Ihr Magen krampfte, ihre Beine wollten sie nicht tragen. Dad überwand einige Steinquader, die sich aus der Decke gelöst hatten, Nevaeh unerbittlich mit sich ziehend. War das eine Illusion? War sie tot? War die ganze Geschichte eine Lüge und ihr Vater entführt worden? Entsetzen nahm ihr den Atem und die Sinne. Noch mehr Tränen schossen hinaus und das schmerzhafte Brennen ihrer staubverschmierten Augen zwang sie, die Lider zusammenzukneifen.
    Ein spitzer Schrei durchdrang das dumpfe Grollen, das sich wie ein in der Ferne tobendes Gewitter vernahm. Joshua stoppte abrupt. Sie prallte gegen seinen Rücken und taumelte.
    „Hast du das gehört?“
    Nevaeh keuchte und rappelte sich mithilfe ihres Vaters auf. Unkonzentriert und noch immer benebelt und verwirrt lauschte sie dem menschlichen Wimmern, das nur wenige Schritte entfernt zu sein schien.
    „Da ist jemand, Dad.“ Schlagartig fiel die Verunsicherung von ihr ab. Jemand war in Gefahr, brauchte Hilfe. Angst und Verwirrung versickerten im Untergrund, sie fühlte sich fast wie ein Roboter, als der jahrelang antrainierteDrill ihres Survival-Trainings die Kontrolle über ihr Handeln übernahm.
    Nevaeh ertastete eine Mauer und schob sich daran entlang. Joshua hielt sich dicht bei ihr. Ihre Hand griff ins Leere. Sie zog sie ein Stückchen zurück, fühlte Holz. „Da ist eine Tür.“ Schon quetschte sie sich durch den Spalt und atmete erleichtert auf, als Joshua ihr nachkam. Sie tastete nach seiner Hand und umklammerte sie.
    „Aq… aquí. ¡Por favor!“ Der Hilferuf klang schwach und zitternd.
    „Wer ist da? Wo? Maria?“
    „Si.“
    „Wo bist du?“ Nevaeh versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. Sie zwang ihren Blick scharf, aber es wollten sich weder Wände noch Möbel aus der Schwärze schälen. Wie eine eisige Kralle legte sich Beklemmung um ihr Genick, wollte sie zurück in Ohnmacht und Panik ziehen. Nevaeh bezwang sich. Sie stolperte voran, tastete mit allen Sinnen. „Maria?“ Nicht einmal ein Stöhnen antwortete ihr. Schweißperlen rannen ihre Schläfen hinab. „Maria, wo bist du?“
    „La ca…“
    „Was?“
    „Cama …“
    „Bett? Hast du Bett gesagt? Gott, Gott, Gott, steh uns bei. Dad?“
    „Ich bin da, Liebes. Ich suche.“
    „Dad!“
    „Ja.“
    „Merkst du nichts?“
    „Was?“
    „Es ist so ruhig.“
    Ihr eigenes Keuchen klang wie das Schnaufen einer Dampflokomotive, doch das tobende Grollen war bedrückender Stille gewichen. Totenstille. „Maria?“ Behutsam setzte Nevaeh einen Schritt vor den anderen, die Arme von sich gestreckt, um Hindernisse zu ertasten. Ihr nackter Fuß stieß gegen etwas Warmes, Weiches. Ein Wimmern folgte. „Dad, schnell. Hierher!“
    Sie sank auf die Knie, betastete ein Bein. Schauder der Erleichterung überliefen sie. Nevaeh fand keine Nässe, roch kein Blut. Mit fliegenden Fingern betastete sie den reglosen Körper. „Maria, bist du das?“ Sie verfolgte die Konturen, strich über eine Hüfte. In Taillenhöhe geriet sie an ein Hindernis, hart und kalt. Ein Felsbrocken, ein Steinquader vielleicht. Sie versuchte, ihn anzuheben, aber er bewegte sich nicht. Nevaeh tastete sich weiter, fühlte eine Schulter. Geschmeidiges Haar. Einen Kopf. Mit der flachen Hand fuhr sie vorsichtig das Gesicht ab. Geschlossene Augen. Sie verharrte vor Mund und Nase, hielt vor Spannung den Atem an. Ihr entfuhr ein Stöhnen, als sie einen leichten Luftzug an den Fingern wahrnahm. Maria lebte. Das Gewicht auf ihrem Oberkörper musste ihr das Atmen zur Hölle machen.
    „Dad?“ Endlich tauchte er neben ihr auf. „Es ist Maria. Wir müssen das Ding hier von ihr herunterschaffen …“ Nevaeh ergriff den Arm ihres Vaters und führte ihn an den Steinbrocken, damit er sich ein Bild verschaffte.
    „Wir brauchen etwas, das wir als Hebel einsetzen können.“ Dad entfernte sich. Sie hörte ihn herumtasten, polternd Gegenstände bewegen. „Ich hab was. Nicht erschrecken.“
    Trotz der Warnung zuckte sie wie von einem Peitschenhieb zusammen, als es krachte.
    „Ich habe einen Stuhl zertrümmert. Warte … ich versuche, das Stuhlbein abzubrechen.“
    Knirschen und erneutes Rumpeln unterbrachen die gespenstische Stille. Langsam schoben sich Fragen in Nevaehs Gehirn. Wo kam ihr Vater plötzlich her? Warum erklärte er ihr sein Auftauchen nicht? Halluzinierte Sie? Wo mochten all die übrigen Menschen sein? Das Ensemble, die Bediensteten. Crichton. Elia. Die Angst, dass das Beben jeden Moment

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