Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
Vom Netzwerk:
ihr Training, beruhigte ihre Atmung mit der erlernten Technik.
    „Gut so.“ Dad schmiegte seinen Kopf an ihr Gesicht, drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Yo … conseguiré.“ 17 Maria kämpfte den Oberkörper hoch.
    Unglaublich, diese zierliche Person entwickelte eine Energie, die Funken sprühend Nevaehs Kampfgeist in Flammen setzte.
    Sie halfen Maria auf und nahmen sie zwischen sich. Als hätten Dad und sie es jahrelang geübt, bewegten sie sich im Gleichtakt und umgingen fast blind die Hindernisse auf dem Boden, bis sie an den Türspalt gelangten. Leichter als erwartet bewältigten sie es, sich mit Maria nacheinander hindurchzuzwängen. Der Flur lag nach wie vor im Stockfinsteren. Kein Geräusch durchschnitt die geisterhafte Stille.
    „Wo mögen die Übrigen nur alle sein?“
    Maria stöhnte leise. Sofort blieben sie stehen. „Una reunión … Cocina.“ 18
    Das erklärte einiges. Wenn sich alle Angestellten in der Küche aufgehalten hatten, konnten sie sich wenigstens gegenseitig helfen. Und die Mitglieder des Musical-Ensembles hatten wahrscheinlich einen anderen Weg genommen und ins Freie gefunden.
    „Hast du Crichton oder Sir Spops gesehen?“
    „No …“ Maria schien noch etwas sagen zu wollen, aber ihre Antwort erstarb in einem Keuchen.
    „Dad, weißt du, wo wir sind? Wie wir rauskommen?“
    „Vage. Von diesem Korridor führt eine Tür in eine Art Rundgang, der in einem weiten Bogen hierher zurückführt. Eine geht in einen Waschraum und eine in ein Treppenhaus.“
    „Lass es uns suchen.“ Nevaeh drängte vorwärts.
    „Warte.“
    „Warum?“
    „Dieses Treppenhaus …“ Dad brach ab.
    „Was denn?“
    „¡Ya!“ 19 , stieß Maria aus.
    „Es erstreckt sich unendlich nach oben und unten, nirgends ein Ausgang. Sind da versteckte Türen? Gibt es einen Mechanismus, diese zu öffnen, Maria?“
    „No, no.“ Sie hustete. „Padrenuestro.“
    „Was meinst du damit?“
    „Simulacro.“
    „Ya bien, Maria. Ich kann es mir denken.“
    Nevaeh hörte es förmlich im Kopf ihres Vaters arbeiten. „Sag schon, Dad, kommen wir dort raus?“
    „Leider nicht, Sternchen.“ Er machte eine Pause, die an ihren Nerven zerrte. „Das Treppenhaus ist eine Illusion. Vermutlich funktioniert es wie eine Art Paternoster. Während du die Stufen hinaufsteigst, senken sich unmerklich die anderen … sodass du im Prinzip endlos hinauf- oder hinabsteigst, ohne jemals irgendwo anzukommen. Du bewegst dich auf der Stelle.“ Er rieb sich mit der Hand über das Kinn. Die Dunkelheit spuckte das kratzende Geräusch seiner Bartstoppeln aus wie Hohn.
    „Herrje. So ein … ein … Teufel! Was sollen wir jetzt tun?“ Nevaeh spürte bereits wieder heiße Tränen aufsteigen. „Halt!“ Sie straffte die Schultern und triumphierte innerlich. „Diese Anlage hat einen Aufzug.“
    „Möglich. Aber der hilft uns nicht weiter, solange kein Strom da ist.“
    „Oh Mist!“ Nevaeh schluckte hart.
    „Cocina. Escaleras … rampa de carga.“
    „Wo entlang geht es in die Küche, Maria?“ Nevaeh spürte, wie Dad Maria an sich zog und sie stützte.
    „El comed…“ Nur noch heiser und abgehackt stieß Maria ihre Antwort aus. Das Atmen bereitete ihr zusehends Probleme.
    „Sie meint das Speisezimmer.“ Nevaeh drückte Marias Arm. „Ich stand an der Tür, als das Beben erneut einsetzte. Wir müssen zurück.“
    Marias Beine knickten ein und ihr Körper erschlaffte zwischen ihnen. Ein schneidender Schreck durchfuhr Nevaeh. „Maria!“ Die Verletzte spannte sich an. „Nicht aufgeben. Wir werden es schaffen, hörst du?“
    „Es hat keinen Sinn, Nevaeh. Sie kann nicht mehr laufen. Ich werde sie tragen.“
    „Nein, Dad. Das ist zu schwer für dich … ich versuche es.“ Ehe sie sich rührte, wich Marias Gewicht von ihr.
    „Ich hab sie. Geh voran, Sternchen.“
    Ein Zittern, das den Boden durchlief, trieb Nevaeh zur Eile an. Sie überkletterte herabgefallene Ziegelsteine und Betonbrocken, umgestürzte Vitrinen und Scherben, stets die Geräusche gebannt in den Ohren, dass Joshua ihr auf den Fersen folgte. Sie spürte die Verletzungen schmerzhaft, die sie sich an den nackten Füßen zuzog, doch die Marter schüttelte das Leben in ihr wach und schürte Kampfgeist und Überlebenswillen. Sie biss hart die Zähne aufeinander.
    „Por aquí …“ Maria röchelte.
    „Ich finde sie. Ich finde sie. Ich finde die verdammte Tür zum Esszimmer.“ Nevaeh tastete sich vorwärts, murmelte immer wieder die Worte vor sich hin, versuchte, mit

Weitere Kostenlose Bücher