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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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der Kraft einer Beschwörungsformel den Durchgang herbeizuzwingen. Dann fasste sie wie vor Minuten – oder Stunden? – ins Leere. „Ja!“ Sie griff hinter sich, ohne sich umzudrehen, erwischte einen Stofffetzen und zog Dad und Maria daran mit. Im Raum stoppte sie und konzentrierte sich. Sie rief sich in Erinnerung, wo der Tisch gestanden hatte und aus welcher Ecke die Kellner kamen, um zu bedienen. Die Erinnerung an Elia, der Rausch ihres Beisammenseins, boxte ihr in den Magen. Schließlich setzte sie traumwandlerisch einen Fuß vor den anderen. Dad fest am Ärmel gefasst fand sie die Nische, die einen Gang verbarg. Das musste er sein. Er musste einfach in die Küche führen. Mit geschlossenen Augen schob sie sich an der Wand entlang. Sieben Schritte. Acht. Ihre suchenden Fingerspitzen berührten eine Metalltür.
    Nevaeh entwich ein spitzes Quieken, als die Flügel unerwartet und mit Leichtigkeit auseinanderschwangen. Sieöffneten sich nach innen und Küchendunst wehte ihr entgegen. Gott sei gedankt. Sie hatten es geschafft.
    Augenblicklich schnürte sich ihre Kehle zu. Blödsinn. Nichts hatten sie. Noch waren sie nicht aus diesem Irrgarten heraus. Die Finsternis schluckte nicht nur jegliche Kontur, sie komprimierte auch die Stille zu einer Zwangsjacke. Längst hatte ein Dauerfrösteln von Nevaeh Besitz ergriffen, das sämtliche Härchen ihres Körpers zu Berge richtete.
    „Soll ich dir Maria abnehmen?“ Ihr drehte sich der Magen bei dem Gedanken, dass ihr betagter Dad die Frau trug. Er haushaltete nicht mit seinen Kraftreserven, sondern ackerte bis zum Zusammenbruch. Es würde sie nicht wundern, wenn er am Ende auf der Strecke blieb. Das würde sie nie und nimmer zulassen. Die Qualen, die hinter ihr lagen, ertrug sie nicht noch einmal.
    „Nein, Sternchen. Es geht schon.“
    Nevaeh versuchte, in der Dunkelheit seine Umrisse auszumachen, doch nur seine Stimme verriet, dass er dicht neben ihr weilte. „Maria?“ Sie wartete, lauschte auf den ungleichmäßigen Atem der Verletzten. „Maria, kannst du uns sagen, wo die Treppe zur Laderampe ist?“
    „Derecha.“ 20 Verzweifelt bemühte sich Maria, eine zusätzliche Erklärung zu geben, aber Dad schien sie daran zu hindern, denn der Versuch erstarb dumpf.
    Diesmal ging Dad voran. Langsam setzte er Fuß vor Fuß, darauf bedacht, gegen kein Hindernis zu stoßen. Nevaeh hielt sich von hinten mit einer Hand an ihm fest, die andere streckte sie suchend nach Hindernissen aus. Die Finsternis schien sie verschlucken zu wollen. Sie stieß an Metall. Polternd fiel etwas zu Boden, dem Geräusch nach vielleicht ein Kochtopf.
    „Ich hab die Tür.“
    Ein leises Quietschen eröffnete nichts Neues als Dunkelheit. Nevaeh presste sich an Joshua. „Vorsichtig!“ Wie Kletten aneinanderhaftend bewegten sie sich die Stufen hinab. Nevaeh hörte, wie Joshua mit dem Schuh gegen etwas trat. Eine Brise kühler Luft wehte ihr entgegen – durchzogen mit dem Geruch nach …
    „Benzin! Dad, das muss die Tiefgarage sein.“ Sie drängte sich an ihm vorbei. „Warte hier.“ Ehe er protestieren konnte, huschte sie davon. Nevaeh hatte sich zwar an die Schwärze gewöhnt, dennoch erkannte sie Umrisse erst, wenn sie fast unmittelbar mit der Nase anstieß. Auf diese verließ sie sich im Moment am meisten und folgte den Ausdünstungen. Die Schritte zählend, die sie sich von Dad und Maria entfernte, bog sie um eine Ecke und stolperte über einen Schlauch oder ein Kabel, streckte automatisch die Hände nach vorn aus, um einen Sturz abzufangen und spürte plötzlich eine Glasscheibe unter ihren Handflächen. Ein Fahrzeug. Wie Honig ergoss sich unendliche Süße in ihrem Inneren. Sie tastete nach dem Türgriff, fand ihn und jubilierte. Die Wagentür ließ sich öffnen. Die Innenbeleuchtung flammte auf und Nevaeh kniff die Augen zusammen.
    Einen Moment von dem Licht geblendet, verharrte sie. Fast schien es, als riefe das dumpfe Wummern ihres Herzschlags ein Echo in der Tiefgarage hervor. Sie zwang sich, nicht in Hektik auszubrechen und ließ sich auf den Sitz gleiten. Vor Aufregung schaffte sie es nicht, die Finger um das Steuerrad zu schließen. Steif und ungelenk fühlten sie sich an. Die Lider weiterhin zusammengepresst, suchte sie das Zündschloss. Sie traute sich nicht, einen Blick zu riskieren. Pure Enttäuschung würde sie ersticken. Ihre Angst pochte ohnehin bis in die Schläfen. Die Erkenntnis materialisierte sich zu Verbitterung, als sie das Schloss leer vorfand.
    „Nevaeh?“, schallte

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