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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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mehreren, tausend Meilen voneinander entfernten Orten ermittelt und gesammelt wurden.« Er richtete seinen Blick auf Ferrara und Trimarchi und sagte: »Noch einmal unseren Dank und unsere Anerkennung an die italienische Polizei.«
    Beim anschließenden Umtrunk ging Petra auf die Damen Moore und Reynolds zu. Sie war gerührt von dem herzlichen Empfang und wollte ihnen unbedingt das Versprechen abnehmen, sich einmal in Italien revanchieren zu dürfen. »Wir erwarten Sie in Florenz!« Die beiden Amerikanerinnen nickten und lächelten: »Sehr gern.«
    Am Ausgang des Gebäudes versuchte eine ansehnliche Schar von Journalisten, sich den italienischen Ermittlern zu nähern, während die Blitzlichter der Fotografen um sie herum zuckten. Einem Reporter gelang es, Ferrara die Hand zu schütteln und zu murmeln: »Thank you, thank you very much   … grazie Italia.« Es war David Powell von der New York Times .

    Gegen acht Uhr an diesem Abend speisten Commissario Ferrara und seine Frau Petra im Restaurant des Hotel Hudson an der West 58th Street, wo das FBI ihnen ein Zimmer reserviert hatte. Davor hatten sie die wunderschöne Gästeterrasse in der Mitte der mehrere Stockwerke hohen Hotelhalle besucht. Über zehn Meter aufragende Bäume, Wandbehänge aus Efeu und Inseln von bunten, duftenden Blumen hatten sie buchstäblich verzaubert, sodass sie beschlossen,einen Teil ihres Aufenthalts im Hotel genau dort zu verbringen. Zudem befanden sie sich nur ein paar Schritte vom Theaterviertel, dem Times Square, dem Columbus Circle und dem Central Park entfernt, praktisch im Herzen Manhattans. Und zugleich in seinem schönsten Teil.
    Petra hatte ein schlichtes schwarzes Kleid angezogen und ihre Haare zu einem eleganten Knoten aufgesteckt. Dazu trug sie die Ohrringe, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte und mit denen sie sich nur zu besonderen Anlässen schmückte, und einen einzigen Ring, einen Goldreif mit einem in Brillanten gefassten Rubin, das erste Geschenk ihres Mannes.
    Sie hatten eine Flasche Weißwein von Livio Felluga bestellt, aus der der Kellner ihnen nun gerade einschenkte. Er bemerkte, wie sie sich verträumt in die Augen sahen, und entfernte sich lächelnd. Sie hoben ihre Gläser und prosteten sich zu. Dann beugte Petra sich über den Tisch und küsste ihren Mann innig.
    »Ich würde so gern noch hierbleiben, Schatzi«, flüsterte sie. Er sah ihr Gesicht erstrahlen wie einst.
    »Ich auch, Liebes«, sagte er, ihr Lächeln erwidernd. »Aber nur eine Woche, nicht länger.«
    Sie zwinkerte ihm zu und trank noch einen Schluck Wein. Dann hob sie wieder ihr Glas und fragte: »Also, worauf stoßen wir an? Auf unsere Liebe?«
    »Ja, auf unsere Liebe!« Sie leerten ihre Gläser auf einen Zug und brachen in Lachen aus. Als sie sich wieder beruhigt hatten, verkündete Ferrara: »Jetzt müssen wir los. The Phantom of the Opera erwartet uns im Majestic.«
    »Yes, let’s go!«
    Sie verließen das Hotel.
    Eng umschlungen wie Jungverliebte.

Anmerkung des Autors

    Jenen gründlichen Lesern, die sich daranmachen wollen, die Orte San Piero d’Aspromonte und Castellanza auf der Landkarte zu suchen, möchte ich raten, ihre Zeit nicht damit zu verschwenden. Es gibt sie nicht, ich habe sie erfunden. Gut möglich, dass die Bewohner von Dörfern des Aspromonte einige Ähnlichkeiten mit realen Ortschaften feststellen, doch ich kann ihnen versichern, dass diese mir nur als Ausgangsmaterial zur literarischen Gestaltung gedient haben, ebenso wie ich Ereignisse und Vorfälle aus meinem Berufsleben für den Roman abgewandelt habe.
    Wer sich hingegen für die Kodexe der ’Ndrangheta interessiert, dem kann ich sagen, dass es dafür konkrete Belege gibt, die dank des Einsatzes und der Professionalität der Polizeikräfte – und zwar nicht nur der italienischen – im Laufe der Zeit sichergestellt wurden.
    Ich möchte an dieser Stelle einige Beispiele anführen, die als Material zur vertiefenden Beschäftigung mit dem Thema dienen können.
    Die ersten Kodexe, also schriftliche Niederlegungen von Gesetzen und Riten, wurden 1888 in Nicastro und 1896 in Seminara gefunden.
    In den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts beschlagnahmten die Carabinieri einen Kodex bei einem Mitglied der ’Ndrina von San Luca, während in den Sechzigerjahren, ebenfalls durch die Carabinieri, ein Ritualkatalog bei einem Mitglied aus San Giorgio Morgeto gefunden wurde. Zwei weitere entdeckte die Polizei bei Operationen in Gioia Tauro und Sant’Eufemia

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