Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
John.Dieses Dossier enthält nicht die Abschriften der Gespräche.«
»Das geht nicht, du hast recht, Mike. Diesmal müssen sie alles offenlegen.«
Bernardi fuhr fort und berichtete von Kontakten, die es zwischen Rocco Fedeli und einigen Kalabresen in Kanada gegeben hatte, Mitgliedern der Siderno Group, die nach Auskunft der Royal Canadian Mounted Police Drogengeschäfte mit den Kolumbianern betrieben. Die wiederum standen in Verhandlungen mit einem russischen Mafiaboss wegen des Erwerbs von Waffen, Hubschraubern und sogar einem Unterseeboot.
»Ein U-Boot?«
»Allerdings.«
»Meinst du, sie haben vor, ihr Kokain jetzt mit U-Booten zu verschieben?«
»Würde mich nicht wundern. Denen traue ich alles zu. Sie wissen besser als ich, dass die uns immer einen Schritt voraus sind. Die haben grundsätzlich einen Vorsprung vor uns Ermittlern und denken an alles«, erwiderte Bernardi mit einem sarkastischen Lächeln.
»Wohl wahr, leider.«
Bernardi stand auf und kehrte an seine Arbeit zurück.
Reynolds dagegen begann im Zimmer auf und ab zu tigern. Er hatte das Bedürfnis, sich die Beine zu vertreten und seine Gedanken zu ordnen, vor allem was die Telefonüberwachungen anging.
Und wenn diese FBI -Abhörungen illegal gewesen waren?
Dienstag, 4. November
Die Morde waren immer noch Titelstorys der Tageszeitungen.
Die Blätter gingen ausnahmslos von einer Hinrichtung durch eine mafiöse Vereinigung aus beziehungsweise von einer Abrechnung zwischen verschiedenen kriminellen Organisationen, die auf die Kontrolle des Drogenmarktes in New York abzielte. Einige Leitartikel schossen polemische Breitseiten auf Behörden und Politiker ab, weil diese aufgrund des übermäßigen Einsatzes bei der Terrorismusbekämpfung nach dem 11. September in ihrer Wachsamkeit gegenüber der organisierten Kriminalität nachgelassen hätten. Insbesondere nahmen sie den Bürgermeister Bruce Field ins Visier und legten ihm die mangelnde Sicherheit in Manhattan zur Last. Kurzum, die öffentliche Meinung verlangte zunehmend nach wirkungsvollen Maßnahmen.
Dick Moore saß an seinem Schreibtisch und wirkte deprimiert.
Am Morgen, bevor er aus dem Haus gegangen war, hatte er sich mit seiner Frau gestritten. Jenny hatte ihm ein Ultimatum gestellt: Entweder änderst du etwas an deinem Lebensstil, oder ich gehe.
Der erste Anruf, der ihn erreichte, kaum dass er sein Büro betreten hatte, trug noch zu seiner gedrückten Stimmung bei. Das riecht nach Scherereien, hatte er gleich gedacht, als er auf das klingelnde Telefon starrte. Ein aufleuchtendes Lämpchen hatte ihm signalisiert, dass sein Vorgesetzter in Washington in der Leitung war. Sofort hatte er abgenommen, noch bevor er sich setzte. Joe Brook, dieser geschniegelte Geck, der den ganzen Tag in seinem Büro saß und nichts anderes tat, als die verschiedenen lokalenLeiter der Bundesbehörde anzurufen und zu präsentablen Ergebnissen anzutreiben, war ein Frühaufsteher.
Erwartungsgemäß hatte Brook ihm ordentlich den Kopf gewaschen.
»Die politische Führung hier ist sehr besorgt. Man ist nicht zufrieden«, hatte er gleich in strengem Ton losgelegt.
Moore stellte ihn sich vor, wie er in seinem riesigen modernen Büro in seinem ledernen Schreibtischsessel lümmelte, sämtliche Zeitungen aufgeschlagen vor sich auf dem Tisch.
»Äußerst unzufrieden, um genau zu sein. Man fordert die unverzügliche Aufklärung dieser Morde und hält das, was bisher in New York unternommen wurde, für reine Zeitverschwendung. Von einem neuen Mafiaproblem darf nicht einmal die Rede sein, geschweige denn, dass wirklich wieder eines existiert! Stattdessen …«
»Ach, was wir hier tun, ist also nur Zeitverschwendung?«, war Moore ihm wütend ins Wort gefallen, hochrot im Gesicht. »Meine Leute, und nicht nur meine, sondern auch die Detectives vom 17. Revier, arbeiten unermüdlich an diesem Fall! Nennen Sie das etwa Zeitverschwendung?«
Von familiären Problemen wegen unmenschlicher Arbeitszeiten wollen wir hier gar nicht reden, hätte er am liebsten hinzugefügt.
»Ich gebe nur wieder, was an mich herangetragen wurde. Man will Ergebnisse, und zwar schnell, verständlicherweise. Es ist schlichtweg nicht akzeptabel, dass sich zu diesem Zeitpunkt neben dem Terrorismus auch noch eine zweite kriminelle Front bildet, die obendrein einen Rückschritt um Jahrzehnte bedeutet. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hat es an einem einzigen Ort sieben Opfer gegeben, und das ist vielleicht noch nicht das Ende«, hatte sein Chef
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