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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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müssen sie bei der Stange halten, allerdings ohne die Ermittlungen aus der Hand zu geben.«
    Bill Hampton nickte zustimmend und ging.
    Er war erschöpft und vielleicht auch ein wenig verärgert.

    Das anfangs so heitere Wetter hatte schon am späten Vormittag begonnen umzuschlagen.
    Nachdem Dick Moore seinen Wagen in der Tiefgarage geparkt hatte, bestieg er den Aufzug, in Gedanken immer noch bei dem Anruf vom 1. November. Er war wütend auf sich selbst: Wie hatte er sich bloß eine solche Nachlässigkeit zuschulden kommen lassen können?
    Er wohnte in einem eleganten Apartment in der Nähe des Columbus Circle, von dem aus man auf den Central Park sah. Wann immer er konnte, ging er zum Joggen in den Park hinunter, um sich fit zu halten und den Stress im Job abzubauen.
    In der Wohnung angekommen, stellte er seinen Diplomatenkoffer auf der Konsole in der Diele ab und achtete darauf, nicht gegen den Adonis aus Marmor daneben zu stoßen. Auf einmal zuckte er zusammen: Ein Donnerschlag, laut wie eine Bombenexplosion, zerriss die Luft. Er ging ins Schlafzimmer, zog sich aus und legte die Glock 9 mm samt Holster in seine Nachttischschublade.
    Im Wohnzimmer steuerte er die Eckbar an. Als er an einem der beiden großen Fenster vorbeikam, sah er hinaus: Das Denkmal, das die italienischen Einwanderer anlässlich der Vierhundertjahrfeier der Entdeckung Amerikas zu Ehrenvon Christoph Columbus gestiftet hatten, war in dem dichten Dunst kaum zu erkennen. Beim Umdrehen fiel sein Blick auf einen Druck von In the Car des New Yorker Pop-Art-Künstlers Roy Lichtenstein, der an der Wand hinter dem Sofa hing. Das Bild stellte einen Mann am Steuer dar, neben dem eine blonde Frau in einem Mantel mit Leopardenfellkragen saß. Im selben Moment leuchtete es im Licht eines Blitzes auf. Kurz darauf ertönte der nächste Donner.
    Seine Hand mit den langen, schlanken Fingern, eine Pianistenhand, griff nach einem Kristallglas mit Goldrand. Er schenkte sich zwei Fingerbreit Scotch ein, spritzte etwas Sodawasser darauf und trank. Zerschlagen und immer noch unruhig, ließ er sich auf ein weißes Ledersofa fallen.
    Die ruhige, entspannte Atmosphäre der Wohnung spendete ihm diesmal keinen Trost.
    Er schaltete den Fernseher ein und zappte auf CNN , gerade als eine Nachrichtensendung anfing. Die Hauptberichterstattung drehte sich um die Morde an der Madison Avenue. Der Reporter fasste die noch sehr allgemein gehaltenen Fakten zusammen und hob das Fehlen von Hinweisen auf die Täter hervor. Dann erschien der Polizeichef, Ronald Jones, in seinem gewohnten dunkelgrauen Anzug im Bild und sagte mit entschiedener Stimme in die Kamera: »Wir haben unsere besten Kriminalisten auf den Fall angesetzt, und die Ermittlungen werden schnell vorangehen. Mit einer Aufklärung ist bald zu rechnen …«
    Danach kam wieder der Moderator ins Bild, der zur nächsten Nachricht überging: »Heute Morgen ereignete sich in Bagdad erneut ein Selbstmordattentat …«
    Moore drückte auf die rote Taste der Fernbedienung, und der Bildschirm wurde dunkel. Die Nachrichten aus dem Irak waren immer dieselben.
    In diesem Augenblick hörte er die Wohnungstür und Schritte. Langsam drehte er sich um. Es war Jenny, seine Frau, groß und schlank, mit feinen Gesichtszügen und kurzem blonden Haar. Sie hatte eine vage Ähnlichkeit mit Sharon Stone. In der Hand hielt sie noch die Leine von Sam, ihrem Labrador, der schwanzwedelnd auf ihn zustürmte.
    »Dick, wir müssen uns beeilen. Wir werden bei Paul erwartet, und dieser schwarze Himmel verheißt nichts Gutes. In Kürze wird ein Unwetter losbrechen. Los, machen wir uns fertig!«, rief sie, nachdem sie ihm einen Kuss gegeben und ihm über die Wange gestreichelt hatte. Er roch ihr Parfum. Jenny, die sein finsteres Gesicht und seinen nervösen Blick bemerkte, fragte: »Was hast du? Und was soll das Whiskyglas in deiner Hand?«
    Er stellte das Glas auf dem gläsernen Couchtisch ab und stand träge auf.
    »Ich hatte einen Scheißtag«, antwortete er schlicht.
    »Ach, immer die Arbeit! Als wärst du ein kleiner Bulle beim NYPD . Dabei bist du der Leiter der angesehensten Ermittlungsbehörde der Welt.« Sie strich ihm erneut über die Wange und sah ihn mit ihren blauen Augen an, die für ihn schöner strahlten als jeder Edelstein. Dann lächelte sie und sagte: »Komm, wir gehen uns ein bisschen amüsieren. Deine beruflichen Probleme müssen außen vor bleiben. Du kennst meine Einstellung dazu.«
    Er lächelte resigniert zurück und ging ins

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