Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Einwand.«
»Der Typ hieß Bobby Smith, aber natürlich gehört er zur Familie. Menschen aus eigener Aufzucht. Mann! Wie hat Calebs Dad den verflixten Clan genannt? Ziemlich gut getroffen, finde ich. Jedenfalls erzählt mir Bobby als Erstes, dass ich mich irren muss, doch alles an seiner Körpersprache verrät mir, dass er etwas weiß. Also erkläre ich: ›Oh nein, Sheila Dolson hat gesagt, sie hätte ohne die Hilfe dieser Praxis keine so hervorragende Arbeit leisten können‹, und dass ich ihn gern darüber interviewen würde. Gott sei Dank habe ich diese Formulierung gebraucht.«
»Warum?«
»Weil er, statt so zu reagieren, wie ich erwartet hatte – du weißt schon, total begeistert davon, dass irgendwas Lobendes über den Laden in der Zeitung erscheinen und ich ihm zu seinen fünf Minuten im Rampenlicht verhelfen könnte -, ganz beklommen und nervös wurde und mich bat, ein paar Minuten draußen zu warten.«
»Hat er etwa die Tür abgesperrt und die Praxis für den Rest des Tages geschlossen?«
»Das hatte ich schon halb befürchtet. Doch er kam wieder raus, hat geschwitzt und die Hände gerungen und gesagt: ›Meine Cousine hat mir aber versprochen , dass sie niemandem verrät, woher sie die Zähne hat!‹ Und dann jammert er mir vor, dass ihn Onkel Arnold, der Zahnarzt, hochkant rauswirft, wenn er davon erfährt. Mit alldem hatte ich überhaupt nicht gerechnet, und dass Sheila eine von den Fletchers war, hat mich umgehauen. Es hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Also habe ich einfach abgewartet, bis er weitererzählt. ›Ich hab die Zähne aus einer Schachtel mit alten rausgenommen‹, hat er gesagt, ›die Dr. Arnold in seiner Praxis aufbewahrt. Er macht nie irgendwas damit, da hab ich mir gedacht, er wird schon nicht merken, wenn ein paar fehlen. Sie hat mir leidgetan, und da wollte ich ihr helfen. Aber sie hat mir geschworen, sie würde sagen, sie hat sie selbst geklaut, wenn irgendjemand danach fragt.‹«
»Hmm«, sinnierte Frank. »Hat er ›meine Cousine‹ oder ›Sheila‹ gesagt?«
»Meine Cousine.«
»Womöglich hat er ja gedacht, du meinst Anna?«
Irene überlegte kurz, ehe sie antwortete: »Nein, ich habe ihm gegenüber nur Sheila erwähnt. Außerdem hätte Anna nicht auf die Mitleidstour versucht, an die Zähne ranzukommen. Das war Sheilas Masche.«
»Stimmt. Hast du was dagegen, wenn ich Reed erzähle, was du mir erzählt hast?«
»Ich will aber nicht, dass der arme Bobby aus der Zahnarztpraxis Ärger kriegt. Und – Mark hat eventuell auch noch Interesse an einem Informationsaustausch für seinen Artikel. Ich sage ihm, er soll Reed deswegen anrufen.«
»Und wenn er nicht anruft?«
»Er ruft an«, erklärte sie überzeugt.
Er kannte Mark Baker und wusste, dass sie recht hatte. »Du hast den Notizblock aber in Sheilas Küche gelassen, oder?«
»Bis jetzt habe ich noch nicht angefangen, Sachen von Mordschauplätzen zu stehlen«, erwiderte sie indigniert.
Er verkniff sich ein Lachen. Wenn er ihr jetzt sagte, sie solle sich nicht aufregen, würde sie endgültig explodieren. »Entschuldige«, stieß er hervor. »Das habe ich nicht gemeint.«
»Jetzt musst du dir aber das Lachen schwer verbeißen«, sagte sie, und schon war es mit seiner Beherrschung vorbei. Doch sie lachte mit.
»Na gut«, sagte sie. »Ich weiß, was du meinst. Reed und Vince werden es auch selbst rausfinden. Irgendwann.«
»Du und Mark, ihr könntet ihnen einige Zeit ersparen«, erwiderte er.
Sie schwieg eine ganze Weile. »Langsam komme ich über diese Familie ins Grübeln. Anfangs dachte ich, Sheila Dolson kennt kaum eine Menschenseele in Las Piernas. Aber jetzt glaube ich, das war ein komplettes Fehlurteil.«
»Wir werden auch das unter die Lupe nehmen«, sagte Frank.
»Ich habe neulich nicht Altairs ganze Ausrüstung mitgenommen. Sie haben mich nur den Hund, sein Halsband und die Leine mitnehmen lassen. Es könnte sich lohnen, die Hundezubehörtaschen und Sheilas andere Habseligkeiten zu durchsuchen. Wenn sie ein Häufchen Zähne finden, lässt sich leichter beweisen, dass Sheila die Zähne auf das Sheffield-Anwesen geschmuggelt hat.«
»Ich werd’s ihnen mitteilen«, sagte Frank. »Und was machst du mit dem Rest des Tages?«
»Um eins bringe ich Ethan zu Dr. Robinson. Danach treffe ich mich mit einem Fotografen bei Blake Ives zu Hause. Ich fange jetzt mit der nächsten Folge der Geschichte über Familien mit vermissten Kindern an.« Sie seufzte.
»Kein leichter Auftrag.«
»Die besten sind
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