Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
weg. Deshalb hast du dir was bestellt.«
»Tut mir leid. Ich hätte lieber mit dir gegessen.«
»Ein andermal. Hör zu, ich muss dich was fragen, aber ganz unter uns, nicht für die Zeitung, okay?«
»Versprochen.«
»Und pass auf, was du in Hörweite deiner Kollegen sagst.«
»Okay, aber momentan ist es ohnehin ziemlich leer. Die meisten sind irgendwo zum Recherchieren unterwegs oder beim Essen. Was gibt’s denn?«
»Du kennst Anna doch besser als ich. Hat sie dir gegenüber je erwähnt, dass sie mit den Fletchers verwandt ist?«
»Was?!«
»Mich hat es auch verwundert. Sie ist irgendeine Art Cousine. Aber in einer so weitläufigen Familie …«
»Ich weiß. Langsam komme ich mir vor, als wäre ich in eine Art Invasion der Körperfresser geraten. Sie haben die ganze Stadt eingenommen. Heute Morgen habe ich auch schon ein paar von ihnen gesehen. Aber Anna …«
»Nicht nur Anna«, erwiderte Frank. »Auch Sheila Dolson hat zur Familie gehört.«
»Ich habe erst heute Morgen erfahren, dass Sheila eine Fletcher war. Woher weißt du es?«
Er schilderte ihr, wie er Dennis Fletcher begegnet war. »So langsam frage ich mich, was mit der Hundegruppe und drumherum los war«, sagte Frank. »Ich habe Vince und Reed noch nichts davon gesagt, weil ich erst mal hören wollte, ob Anna die Verwandtschaftsbeziehungen dir gegenüber je erwähnt hat.«
»Nein, hat sie nicht. Nicht einmal gestern, als sie es bei ihrem Versuch, Altair zu bekommen, hätte verwenden können.« Sie hielt kurz inne und sagte dann: »Aber ich weiß, was du meinst. Das erklärt auch, warum sie Sheila solches Vertrauen geschenkt hat. Ob sie es wohl Ben gesagt hat?«
»Ben, der mit ihrem abtrünnigen Cousin Caleb zusammenarbeitet?«
Beide schwiegen lange.
Dann ergriff Frank wieder das Wort. »Die Hundegruppe, in der Ben ist – oder vielmehr war -, wurde von seinem besten Freund David Niles gegründet.«
Er hörte sie einatmen. Irene war auf der Expedition dabei gewesen, bei der David ums Leben gekommen war.
»David war Dozent für forensische Anthropologie«, sagte Frank.
»Ein Fach, das ihr Cousin Caleb studiert hat«, ergänzte Irene. »Caleb, der jeden Kontakt zur Familie abgebrochen hat.«
Wie immer begriff Irene sofort, worauf Frank hinauswollte. Und sie dachte blitzschnell weiter.
»Ach du Schande. Wenn sie in die Gruppe eingetreten ist, um Caleb im Auge zu behalten – und dann ist David umgekommen, und Ben hat Davids Hunde übernommen … Oh nein … diese falsche Schlange!«
»Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
»Ach komm. Die Schlüsse springen uns doch geradezu an.«
»Nein. Das stimmt nicht. Irene, wir haben die beiden zusammen gesehen. Glaubst du, sie hat ihre Zuneigung zu ihm vorgetäuscht? Die ganze Zeit?«
Erneut entstand eine Gesprächslücke. Er wusste, dass sie um Beherrschung rang. Schließlich sagte sie zögerlich: »Nein. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ich auch nicht. Ich hoffe nur, sie hat Ben von ihren familiären Verbindungen erzählt.«
»Wie kann ein Mann in deiner Branche nur so viel Optimismus aufbringen?«
»Das war kein Optimismus. Ich will nur nicht derjenige sein, der es ihm sagen muss.«
Irene schwieg erneut, und er hörte im Hintergrund jemanden reden. »Ich rufe dich gleich zurück«, sagte sie schließlich. »Du sprichst am Handy, ja?«
Wenige Minuten später klingelte sein Telefon.
Kaum hatte er sich gemeldet, sprudelte sie los. »Entschuldige, die Redaktion ist schon wieder voller Leute. Stell dir vor, ich habe den halben Vormittag beim Zahnarzt verbracht.«
»Ehrlich? Ich wusste gar nicht, dass du …«
»Nein, es ging um die Zähne, die Sheila angeblich gefunden hat.« Sie berichtete ihm von der Nummer auf Sheila Dolsons Notizblock und den Fletcher-Zahnärzten.
»Ach ja, das hast du neulich abends schon gegenüber Caleb erwähnt.«
»Genau. Also bin ich heute in diese Zahnarztpraxis gegangen. Dort habe ich mit einem Assistenten gesprochen, einem jungen Mann. Ich habe ihm erzählt, ich hätte gehört, dass einer der Zahnärzte aus der Praxis, nämlich Dr. Arnold Fletcher, Rettungstrupps dabei hilft, Hunde für die Suche nach vermissten Kindern auszubilden, indem er ihnen Zähne zur Verfügung stellt, die sonst in den Müll wandern würden.«
»Hmm. Hast du sein Namensschild gelesen?«
»Ja. Er hieß nicht Fletcher, aber was sagt das schon? Unsere gute Freundin Anna heißt Stover – wärst du darauf gekommen, dass sie eine Fletcher ist?«
»Guter
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