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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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erzählen wagte.
    Sie hieß uns freundlich willkommen und machte ein Aufhebens um Ethan, das er sich wohl von kaum jemand anderem hätte gefallen lassen. Er hatte das Talent zum Manipulieren, daher war ich mir der Aufrichtigkeit seiner Dankesbezeugung nicht gewiss, doch Dora Garcia schluckte sie.
    Tadeo Garcia stand ein Stück weiter weg und sah zu, wie wir das Haus betraten, ehe er auf einem Möbel Platz nahm, das vermutlich sein Lieblingssessel war. Er war breitschultrig und groß, einer jener Männer, die ihre sehnige Kraft auch im reifen Alter nicht verlieren. Seine Arme sahen aus, als würde er zur Übung Eisenbahnschienen verknoten.
    Er hatte einen ordentlich gestutzten Schnurrbart, seine Haare waren silbergrau und lang und zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Das erstaunte mich. Mir sind noch nicht viele Excops begegnet, die den Bürstenschnitt aufgegeben hätten. Seine Augen waren ebenso braun wie die Doras, bargen jedoch keinen Funken von Belustigung. Ja, er sah eher aus, als sei er ziemlich schlecht aufgelegt.
    Er ließ seine Frau allein reden. Das ist eine der vielen Arten, wie ein Interview schiefgehen kann, wenn mehr als eine Person anwesend ist. Unter vier Augen läuft es fast immer am besten, doch angesichts von Ethans Gesundheitszustand konnte ich ihn kaum bitten, mit Dora im Garten spazieren zu gehen, während ich mit Tadeo sprach.
    Natürlich fiel ich nicht gleich mit der Tür ins Haus. Ich bin lang genug im Geschäft, um zu wissen, dass ein wenig Geduld am Anfang und ein bisschen Zeit, um eine Beziehung herzustellen, sich später auszahlen. Doch alle meine Versuche, Tadeo ins allgemeine Gespräch mit einzubeziehen, schlugen fehl. Tadeo schnaubte, nickte, schüttelte den Kopf oder rang sich einen Einsilber ab. Dora sah ihn missbilligend an und antwortete ausführlich. Ich konnte es ihr nicht verübeln – wenn das alles an Kommunikation war, was der gute Mann prinzipiell zu bieten hatte, dann musste sie ausgehungert nach Aufmerksamkeit sein.
    Ich fragte ihn, ob die Kinder auf dem Foto neben ihm seine Kinder seien. Er brummte nur »Enkel«. Seine Frau führte die Antwort weiter aus, bis Tadeo sie unterbrach und eine Frage an Ethan richtete. »Wie sind Sie angeschossen worden?«
    »Wie üblich«, antwortete Ethan. »Durch idiotisches Verhalten.«
    Das entlockte Tadeo den Hauch eines Lächelns.
    »Indem er mir das Leben gerettet hat«, sagte ich.
    »Was etwas ganz anderes ist«, warf Ethan ein. »Und soweit ich mich erinnere, hast zuerst du alles getan, um meines zu retten. Idioten zu retten ist ein gefährliches Geschäft.« Er warf einen Blick durch den Raum. »Wie einem jeder Polizist bestätigen kann.«
    Tadeos Lächeln wurde etwas breiter. »Erzählen Sie mir, was passiert ist«, forderte er Ethan auf.
    Also schilderte ihm Ethan die ganze Geschichte in einer Kurzversion, in der er seine Rolle herunterspielte. Irgendwie brachte er darin seine Bekanntschaft mit Caleb Fletcher unter. Und als er seinen knappen Bericht damit beendete, dass er nun bei uns wohnte, erwähnte er ihn noch einmal. »Caleb hat mich inzwischen schon zweimal besucht. Er ist kein Mensch, der andere einfach vergisst. Er ist wirklich zuverlässig.«
    »Besucht er seinen Bruder?«
    »Jede Woche. Öfter ist nicht erlaubt.«
    Tadeo seufzte. »Ich war nicht gerade begeistert, als mir Dora erzählt hat, dass Sie heute herkommen.«
    »Das haben wir schon mitgekriegt«, sagte Ethan.
    Das trug ihm ein Lachen ein. »Tut mir leid. Ist nichts Persönliches.«
    »Von wegen«, protestierte Dora. »Nichts Persönliches gegen Sie beide, aber etwas Persönliches für ihn. Diese Mistkerle im Dezernat …«
    »Dora …«
    »Ist doch wahr. Es frisst dich auf, alter Mann, und das weißt du auch. Tadeos Gewerkschaft musste sich mit den Behörden anlegen, um seinen Rang als Detective zurückzugewinnen.«
    Ethan und ich sahen Tadeo an. Gott sei Dank weiß Ethan, wann er den Mund halten muss. Wahrscheinlich dachte er das Gleiche über mich.
    Das Schweigen zog sich in die Länge, bis Tadeo es durchbrach. »Dora hat mir erzählt, sie wollten nur Hintergrundinformationen. Sie werden mich aber nicht zitieren?«
    »Ich will ganz aufrichtig zu Ihnen sein«, erwiderte ich, »deshalb möchte ich Ihnen sagen, was ich Ihrer Frau schon gesagt habe. Ich arbeite nicht an einem Artikel darüber. Ich bin mit einem Ermittler der Mordkommission verheiratet, der beim Las Piernas Police Department arbeitet, daher schreibe ich nur selten über Themen, die direkt mit

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