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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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ist gegen halb elf nach Hause gekommen. Der Mann hätte den Wagen bemerkt, wenn er schon da gewesen wäre, denn als er die Hauptstraße entlanggekommen ist, hätte er sehen müssen, wie die Scheinwerfer schräg nach oben in die Bäume geleuchtet haben. Kurz nach ein Uhr morgens habe ich dann Mason Fletcher gefunden.«
    »Richard Fletcher wurde – wenn man von seiner Tochter und seinem Mörder absieht – zuletzt am neunten Mai gegen halb sieben Uhr morgens lebend gesehen«, sagte ich. »Und Sie haben Mason fast achtzehn Stunden später gefunden?«
    »Ja.«
    »Um ihn für den Täter zu halten, muss man also glauben, dass er Jenny lebend bei sich im Wagen hatte, fast achtzehn Stunden herumgefahren ist und dabei die ganze Zeit entweder blutbeschmierte Kleidung getragen oder nackt mit ihr im Wagen gesessen hat.«
    »Oder dass er sie schon umgebracht hatte«, meinte Ethan.
    »Warum hat er sie dann nicht im Atelier gelassen? Er hat doch schon eine andere Leiche dort deponiert.«
    »Das ist es ja«, sagte Tadeo. »Und wenn er sie am Leben gelassen hat, damit er sie keine vierundzwanzig Stunden später umbringen kann, dann deuten Sie damit an, dass er noch Schlimmeres im Sinn hatte und wirklich ein ganz kranker Typ ist.«
    »Die Anklage hat nicht unterstellt, dass er sie sexuell belästigt hat.«
    »Sie haben ihn zum Kindermörder abgestempelt«, murmelte Ethan. »Er kann von Glück sagen, dass er im Gefängnis noch nicht umgekommen ist.«
    Auch wenn es noch so wahr sein mochte, es war an dieser Stelle deplatziert. Tadeo verfiel in stummes Brüten.
    Dora fing meinen Blick auf und gab mir durch eine Geste zu verstehen, dass ich weiterreden sollte.
    »Ich versuche gerade, mir den zeitlichen Ablauf zusammenzureimen. Falls er unschuldig ist, hat ihn sich jemand früh am Morgen oder spät am Abend geschnappt, bevor sein Stiefvater ermordet wurde – denn sonst hätte Mason womöglich ein Alibi gehabt. Er hätte sich mit einem Freund zum Frühstück getroffen haben können, oder eventuell hätte ihn jemand einkaufen gehen sehen. Etwas in der Art. Wenn der wahre Mörder ihn reinlegen wollte, dann hätte er sicher nicht dem Zufall überlassen, wo sich Mason während des Mordes aufgehalten hat.«
    »Genau«, sagte Dora aufmunternd.
    »Er soll in die Berge gedüst sein, um seine kleine Schwester zu vergraben, und dort – während die Polizei längst nach ihm gefahndet hat – stundenlang herumgefahren sein. Und wie gesagt, er trug entweder blutbespritzte Kleidung oder war fast nackt.«
    »Er saß in einem Auto, also hätten die meisten Leute nur gesehen, dass er kein Hemd anhatte«, gab Ethan zu bedenken. »Und mit einem Vorsprung von zwei Stunden hätte er sich in den Bergen verstecken können, ehe die Morde in Las Piernas entdeckt wurden. Es gibt unzählige Privatstraßen und sogar leerstehende Häuser.«
    »Okay, sagen wir, es war so. Für eine kalte Nacht in den Bergen kurvt er trotzdem lang herum. Sehr lang.«
    »Und hat sich die Zeit damit vertrieben, sich zu betrinken«, mutmaßte Ethan.
    »Nein«, widersprach Tadeo. »Die Flasche stammte angeblich aus dem Büro seines Vaters, und sie war nicht leer.«
    »Wenn er über zwölf Stunden lang nach und nach daraus getrunken hat«, sagte ich, »wäre er nicht nahe an einer Alkoholvergiftung gewesen.«
    »Vielleicht hat er gewartet und das meiste davon erst später getrunken«, meinte Ethan.
    »Er war gar nicht so betrunken – es war nicht der Alkohol, der ihn fast umgebracht hätte«, sagte Tadeo. »Ich glaube, ein großer Teil davon ist auf ihm und im Wagen verschüttet worden. Der Alkoholspiegel in seinem Blut war auch nicht das Ausschlaggebende.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
    »Ich bin ein paar Tage danach in der Klinik gewesen und habe mit ein paar Leuten von der Notaufnahme gesprochen.«
    »Er hat den Alkohol mit Tabletten gemischt, stimmt’s?«
    »Barbiturate«, sagte Tadeo. »Und zwar eine ganze Menge. Aber daran ist ebenfalls etwas merkwürdig: Die Barbiturate wurden direkt in den Schnaps gemischt. Nur hat niemand die leeren Kapseln gefunden.«
    »Falls er also die Kapseln geöffnet und das Pulver darin selbst in den Schnaps geschüttet hat, hätte man die Kapseln doch auf dem Fußboden im Wagen finden müssen.«
    »Wenn die Whiskeyflasche nicht aus dem Büro seines Vaters gestammt hätte, würde ich sagen, nicht unbedingt. Und vermutlich hätte er zuerst seine Schwester vergraben und dann oben im Wald Apotheker spielen können. Doch das kommt mir

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