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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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einem Verbrechen zusammenhängen. Aber ich kenne Caleb und weiß, was in dem Zeitraum in unserem kriminaltechnischen Labor abgelaufen ist, als sein Bruder verurteilt wurde.«
    »Ja, wir haben von Ihren Problemen gehört.«
    »Ich mache das hier nicht wegen eines Artikels, sondern ich versuche, für einen Freund möglichst viel in Erfahrung zu bringen. Wenn Sie mir etwas erzählen, das sich auf andere Weise erhärten lässt, würde ich Sie eventuell bitten, es einem meiner Kollegen anzuvertrauen. Aber das ist Ihre Entscheidung.«
    Nach langem Schweigen erklärte er: »Ich habe an einem Einsatzort eine Vermutung darüber abgegeben, wie sich ein Mord abgespielt haben könnte. Die stimmte nicht damit überein, wie der Lieutenant die Sache sah.« Garcia rieb sich das Kinn. »Es ist eine gute Polizeitruppe, egal was Dora sagt. Ich hatte nur mit diesem einen Kerl Probleme. Alle anderen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe, hätten zumindest darüber nachgedacht, was ein erfahrenerer Detective zu sagen hatte. Aber der Typ nicht. Wir haben uns fürchterlich gestritten. Er war frisch befördert und irgendwie unsicher.«
    »Und er war ein Rassist«, ergänzte Dora.
    Tadeo zuckte die Achseln. »Da war er nicht der Erste, der mir begegnet ist, und zweifellos auch nicht der Letzte.«
    »Deine Familie lebt schon länger in diesem Land als seine! Dein Cousin hat in Vietnam gekämpft und dein Vater im Zweiten Weltkrieg. Kaum sieht er braune Haut, schon denkt er, du wärst in Mexiko geboren.«
    »Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man in Mexiko geboren ist, Dora …«
    »Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch.«
    »Was seine Einstellung betrifft – keine Ahnung. Wenn Sie mich fragen, dann war es gar nicht das, was ihn in dieser Nacht am meisten gestört hat. Es ging um seinen Stolz.« Er wandte sich zu mir. »Ich wusste, dass Presse dort war. Genau deswegen ist er ja am Einsatzort aufgetaucht. Allerdings wusste ich damals nicht, dass ein Reporter ein Richtmikrofon auf uns gehalten hat. Dadurch kam meine Theorie über die Tat in die Zeitung.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte ich. »Sie erwies sich als richtig.«
    »Ja, schon. Doch bis sich das herumgesprochen hatte, saß ich bereits in der Tinte. Ich hatte ihn bloßgestellt, also hat er mich als Befehlsverweigerer angeschwärzt und es letztlich geschafft, mich versetzen und degradieren zu lassen.«
    »Tadeo ist kein Politiker«, sagte Dora. »Dieser Lieutenant war mehr Politiker als sonst was.«
    »Die Gewerkschaft hat mir geholfen«, erklärte Tadeo. »Aber ich war ein paar Wochen lang am Boden zerstört, ehe alles wieder geregelt war.«
    »Und genau in dieser schlimmen Phase waren Sie auf Streife in den Bergen?«
    »Ja.« Er hielt inne. »Es war das Aufregendste, was in der ganzen Zeit passiert ist, die ich dort oben war. Aber … das ist nicht der Grund, weshalb ich mich so genau daran erinnere. Ich erinnere mich daran, weil es seit fünf Jahren an mir nagt.«
    »Warum?«, fragte ich leise.
    Er sah zu seiner Frau hinüber. »Weil ich den Mund hätte aufmachen sollen und es nicht getan habe.«
    »Aber jetzt machst du den Mund auf«, sagte sie.
    »Worüber?«, fragte ich.
    Er holte tief Luft, als wollte er in tiefes, kaltes Wasser springen. »Ich glaube, jemand hat das Ganze inszeniert.«

33. KAPITEL
     
    MONTAG, 1. MAI, 11:15 UHR REDLANDS
     
    »An dieser Szenerie hat alles Mögliche nicht zusammengepasst, aber das ist anscheinend keinem von den Leuten aus Las Piernas aufgefallen.«
    »Nennen Sie mir ein paar Beispiele«, sagte ich.
    »Zuerst einmal die Stelle, an der er gefunden wurde – die ist völlig unbegreiflich. Er hat kein Ferienhaus dort oben, das habe ich überprüft. Einerseits soll er clever genug sein, um am helllichten Tag einen Doppelmord zu begehen und die Leiche seiner Schwester irgendwo im Wald abzulegen, ohne dass ihn jemand sieht, doch dann beschließt er plötzlich, sich zu betrinken und Pillen zu schlucken und sich in den Bergen nackt auszuziehen? Wissen Sie, wie die Straßen dort oben sind?«
    »Kurvenreich, mit Steigungen und schroffen Abhängen.«
    »Genau. Er wäre fast vom Schnaps und den Barbituraten allein gestorben, aber er fährt nicht in den Abgrund. Er schrammt nicht einmal eine Leitplanke oder fährt gegen einen Baum. Er schafft es in einen flachen kleinen Abflussgraben am Straßenrand. Dabei entsteht kaum ein Schaden – er demoliert nicht mal einen Scheinwerfer. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, er ist

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