Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
»er kann uns vor allem beschützen außer dem Willen Gottes.«
Wir verabschiedeten uns von Frank und begrüßten Mike. Ethan war ausgesucht höflich zu ihm, vielleicht weil er, als Mike ihm ins Haus half, sah, dass der Mann gebaut ist wie ein Stahlschrank. Ethan nahm ein Schmerzmittel und ging zu Bett.
Mike sagte, er werde noch ein Weilchen dableiben, falls ich nichts dagegen hätte.
Ich hatte nichts dagegen, denn obwohl ich wusste, dass er früher oder später zu seinen normalen Aufgaben zurückkehren müsste, war ich froh, ihn hierzuhaben. Obwohl sie gutmütig waren, schützten die Hunde mich auch und würden es zweifellos hören, wenn sich irgendjemand dem Haus näherte.
Ich überlegte, warum jemand Interesse daran haben sollte, mir zu folgen. Wer konnte es sein? Sheilas Mörder? Doch wenn der Mörder fürchtete, ich könnte der Polizei etwas über ihn verraten haben, musste er aus dem Express wissen, dass ich die Person, die davongelaufen war, gar nicht gesehen hatte. Außerdem musste die Person, die davongelaufen war, ja nicht unbedingt der Täter gewesen sein. Und jetzt wäre es ohnehin zu spät, um mich zum Schweigen zu bringen – ich hatte noch am selben Abend mit der Polizei gesprochen, was allgemein bekannt war.
Wollte man mich daran hindern, später auszusagen? Was auszusagen? Das Risiko, bei meiner Verfolgung erwischt zu werden, war größer als jede Bedrohung, die ich in einem Gerichtssaal darstellen könnte.
Mir kam es unwahrscheinlich vor, dass mein Verfolger Sheilas Mörder war. Ich dachte an die anderen Geschichten, an denen ich in letzter Zeit gearbeitet hatte, doch mir fiel nichts ein, was diesen Aufwand verdient hätte, es sei denn die Geschichte über die vermissten Kinder und die Sorgerechtsentführungen. Ich sann darüber nach, was bereits in der Zeitung erschienen war, begriff aber nicht, was an dieser Geschichte einen Anlass bieten sollte, mich zu verfolgen. Was hatte ich getan, das jemanden so nervös machte?
Falls ich seit meinem heutigen Abstecher zum Polizeipräsidium beschattet worden war, woher hatte die Person in dem Geländewagen dann gewusst, dass ich dort oder an der Tankstelle sein würde?
Ganz egal, wie angestrengt ich auch darüber nachdachte, ich verstand nicht, inwiefern ich zu diesem Zeitpunkt für irgendjemanden eine Bedrohung darstellte. Der einzige Mensch, den ich in letzter Zeit aus der Fassung gebracht hatte, war Bobby Smith gewesen, der junge Mann aus der Zahnarztpraxis, und er war nicht der Typ, der einem in böser Absicht auflauerte.
Es konnte auch mit etwas weiter Zurückliegendem zusammenhängen als dem Mord an Sheila Dolson. Im Lauf der Jahre hatte ich mir etliche Feinde gemacht.
Ich sah zu Ethan hinein, der bereits wieder eingeschlafen war. Altair hatte Posten neben ihm bezogen und sah mit gro ßen braunen Augen zu mir auf. Die Anhänglichkeit des Hundes an Ethan würde anhalten, bis Frank nach Hause kam. Cody, der zusammengerollt am Fußende lag, war so gnädig, Ethan in diesem Ausmaß zu teilen. Der große Kater war eifersüchtig auf jede Zuwendung, die Deke und Dunk bekamen, doch selbst Cody war von Altair eingenommen.
Auf einmal fiel mir ein, dass vielleicht jemand, der Altair haben wollte, in dem Geländewagen gesessen hatte. Das würde perfekt zusammenpassen – ein Fahrzeug für den Transport von Suchhunden. Wusste der Geländewagenfahrer, dass ich mit einem Cop verheiratet war? Wenn ja, hatte er vielleicht einfach gewartet, bis ich am Polizeipräsidium vorbeikam.
Ich fuhr nicht oft zum Präsidium, doch es wäre nicht schwer, herauszufinden, dass ich mit Frank verheiratet war. Und wenn der Fahrer Frank nach Hause hatte verfolgen wollen? Eine dumme Idee, denn Frank würde fast mit Sicherheit jeden Verfolger bemerken. Hoffte ich. Obwohl mir im Lauf der Zeit einige richtige Fieslinge begegnet sind, hat er mehr gewalttätige Feinde als ich.
Falls Frank derjenige war, den der Geländewagenfahrer nach Hause hatte verfolgen wollen, musste ihm mein Abstecher zum Präsidium wie ein großer Glückstreffer erschienen sein.
Altair seufzte und legte den Kopf auf die Vorderpfoten. Ich kniete mich neben ihn und kraulte ihm die Ohren, was ihm einen weiteren Seufzer entlockte, diesmal einen des Wohlbehagens.
Ich fürchtete, dass er sich trotz der Gesellschaft von Cody und den anderen Hunden langweilen könnte. Such- und Rettungshunde werden oft mehrmals die Woche trainiert, und die Tiere empfinden diese Lektionen wie ausgedehnte Spielstunden. Ich wusste
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