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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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genau wie Genie Gesichter aufs Fenster. Genie lächelte, und kurz darauf begannen sie Tic Tac Toe zu spielen.
    Als in Mrs. Phersons Haus auf der anderen Straßenseite das Licht anging, hörten sie sofort auf und fuhren in die Höhe. Carrie flüsterte Genie zu: »Mrs. Pherson arbeitet in einer Bank in Los Angeles. Sie muss früh losfahren, weil sie einen weiten Weg hat.«
    Mom mochte Mrs. Pherson nicht, das wussten sie. Genie hatte einmal gehört, wie Mom und Dad über sie redeten. Mom konnte Mrs. Pherson nicht leiden, weil sie mit Dad flirtete, aber Dad meinte, sie wolle nur gute Nachbarschaft pflegen.
    Carrie war schon lange aufgefallen, dass Frauen auf Dad anders reagierten als auf andere Männer. Sie benahmen sich in seiner Gegenwart zwar nicht so albern wie bei Onkel Dex, doch sie lächelten ihn oft an.
    Sie musste daran denken, dass Onkel Dex gestern zu Besuch gekommen war, als Dad weg war. Onkel Dex war mehrere Tage hintereinander hier gewesen, doch Carrie war nicht da gewesen, als er am Samstag und am Sonntag kam. Dad war am Wochenende mit den Kindern in den Zoo und zu Großvater gegangen, während Mom zu Hause geblieben war. Das war merkwürdig, da Mom sonst überallhin mitkam. Dad hatte unglücklich gewirkt, was ihnen den Spaß ein bisschen verdorben hatte. Als sie zurückkamen, erwähnte Mom, dass Onkel Dexter vorbeigekommen war, doch Carrie hatte sich nichts dabei gedacht. Aber der gestrige Besuch beunruhigte sie, da Onkel Dexter sonst nie länger als ein paar Minuten geblieben war, wenn Dad nicht zu Hause war. Diesmal war er lange geblieben, und Mom hatte Carrie und Genie gebeten, auf die Jungen aufzupassen, während sie unter vier Augen mit ihm sprach.
    Einerseits war Carrie froh darüber, da Genie dadurch Zeit hatte, den ersten Teil ihres Plans auszuführen – nämlich beim Express anzurufen und die Zeitung zu abonnieren. Carrie konnte noch immer nicht fassen, wie kühn Genie war.
    Trotzdem war es womöglich schiefgegangen. Vielleicht hatte die Mitarbeiterin in der Abo-Abteilung des Express sich nicht von Genie einwickeln lassen, sondern erkannt, dass ein Kind am Apparat war. Das Telefon hatte später ein paarmal geklingelt – vielleicht hatte die Zeitung zurückgerufen, um sich alles bestätigen zu lassen, und Mom hatte erklärt, dass es sich um einen Irrtum handelte.
    Nein, wenn das passiert wäre, hätte die Zeitung nach Adresse und Kreditkartennummer gefragt, und Mom hätte die Mädchen unter Druck gesetzt, bis sie ihr gestanden, was sie getan hatten. Wenn sie daran dachte, dass das irgendwann immer noch geschehen könnte, wurde ihr angst und bange.
    Gestern Abend hatten die Jungen natürlich bei Dad ausgeplaudert, dass Onkel Dex zu Besuch gewesen war. Gegenüber den Jungen ging Dad ganz witzig damit um, doch dann warf er einen Blick zu Mom hinüber, und sie lächelte ihn nur irgendwie spöttisch an. Danach sahen sich Mom und Dad den ganzen Abend überhaupt nicht mehr an und redeten auch nicht miteinander. Dad ging aus und kam erst sehr spät wieder. Wenn sie daran dachte, bekam Carrie Bauchschmerzen.
    »Horch!«, flüsterte Carrie.
    Beide vernahmen das Geräusch, ehe sie die Scheinwerfer sahen, ein sattes Motorengeräusch, unterbrochen von lang gezogenen, schrillen Quietschlauten. Ein Lieferwagen mit schlechten Bremsen kam die Straße herauf. Er fuhr langsam, als wäre sich der Fahrer seines Ziels nicht sicher. Vor ihrem Haus blieb er stehen.
    Mach schnell und verschwinde wieder! , schrie es in Carries Kopf. Endlich wurde die Zeitung herausgeworfen und landete mit einem leisen Klatschen am Beginn der Einfahrt. Der Lieferwagen fuhr davon. Leise huschten die Mädchen zur Treppe. Carrie folgte beim Hinuntergehen Genies Methode, indem sie nur auf die Seitenränder trat und die Stufe ausließ, die immer knarrte.
    Blitzschnell war Genie an der Haustür angelangt und wartete dort auf Carrie, die an die Schalttafel der Alarmanlage heranreichte.
    Ohne auf das Zittern in ihren Fingern zu achten, gab Carrie den Code genau so in die Tastatur ein, wie Genie ihn ihr genannt hatte. Dadurch ging zwar nicht jaulend der Alarm los, wie sie befürchtet hatte, doch die drei kurzen Pieplaute, die bestätigten, dass die Anlage nun aus war, erschienen ihr laut genug, um das ganze Haus zu wecken. Genie lächelte ihr zu, doch Carrie litt Höllenqualen, da sie jeden Moment damit rechnete, dass ihr Vater die Treppe heruntergestürmt käme. Er kam nicht – das Haus schlief weiter, selbst als sie mit leisem Scharren die

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