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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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während sie ihrer kleinen Küchenlektion lauschten. Genie stellte Fragen und Dad auch. So konnten sie sämtliche Probleme und Sorgen vergessen, die sie bedrückten, und sich auf die Schwierigkeiten von Leuten konzentrieren, die Jahrhunderte zuvor gelebt hatten. Geschichte war etwas, womit sie sich auskannte, etwas Sicheres – so kam es ihr zumindest vor, obwohl ihr Großvater erklärt hatte, dass sich Geschichte veränderte, je nachdem, wer sie erzählte. Das verstand sie.
    Sie verstummte und dachte daran, dass vielleicht ihr Vater – also Mr. Ives, falls er ihr Vater war – eine Version der Geschichte zu erzählen hatte und ihre Mom eine andere. Mehr als das, was in der Zeitung stand. Sie würde sich beide Fassungen anhören müssen. Und die von Dad auch.
    Genie blickte besorgt zu Carrie, ehe sie Dad nach dem Drink namens Bloody Mary fragte. Als er ihr die Bestandteile nannte, meinte sie: »Klingt seltsam.«
    »Für Mom ist es bestimmt ein besonderer Genuss.«
    Irgendetwas daran brachte ihn erneut aus der Fassung. Das fiel selbst Genie auf. Sie sah Carrie an und gebärdete rasch: Was ist denn mit Dad los?
    Carrie machte die Gebärde für Mutter und beließ es dabei.
    Carrie deckte das Tablett, das normalerweise nur benutzt wurde, wenn jemand krank war und nicht aufstehen konnte, oder an Mutter- und Vatertag.
    »Dad, ist Mom krank?«, wollte Genie wissen.
    Carrie fragte sich, ob Genie ihre Gedanken gelesen hatte, doch als sie sich umwandte, sah sie, dass ihre Schwester ein Arzneifläschchen in der Hand hielt.
    »Nein, nein«, sagte er und nahm ihr das Fläschchen ab. »Das ist schon alt, siehst du?«, erklärte er und zeigte auf das Etikett.
    Sie sahen, dass er recht hatte.
    »Na los, bringt Mom das Frühstück rauf, ehe es kalt wird. Und Genie, danke, dass du die Tabletten entdeckt hast. Es war gefährlich, sie hier unten stehen zu lassen, wo die Jungs sie in die Finger hätten kriegen können. Wahrscheinlich wollte Mom sie ohnehin wegwerfen. Das mache ich jetzt, und dann komme ich auch nach oben.« Er ging aufs Badezimmer zu, wandte sich jedoch noch einmal zu ihnen um. »Sagt Mom nichts davon, ja? Wahrscheinlich wäre sie außer sich, wenn sie wüsste, dass sie die Tabletten hier unten hat stehen lassen. Ich will ihr nicht das Frühstück verderben.«
    »Weiß er das von Onkel Dex und Mom?«, fragte Genie flüsternd, als sie die Treppe hinaufgingen.
    »Keine Ahnung. Ich … ich glaub schon.«
    »Die Sache stinkt zum Himmel.«
    »Allerdings.«
     
    Dad kam nach oben und war supernett zu Mom. Wie er sie anschaute, rührte Carrie fast zu Tränen. Mom genoss die Aufmerksamkeiten, bedachte Dad aber mit einem Blick, den Carrie lange nicht benennen konnte. Schließlich entschied sie, dass zynisch das richtige Wort war. Als sie zwischen den beiden hin- und hersah, war sie sicher, dass Mom Dad nicht mehr liebte.
    Wenn sie das gestern begriffen hätte, dachte Carrie, hätte es sie mit Sicherheit sehr bestürzt. Doch wegen allem anderen, was momentan auf ihr lastete, war sie nur auf distanzierte Art traurig, genauso wie sie über die Herrschaft von Mary Tudor traurig war.
    »Also, das ist ja wirklich mal eine nette Überraschung«, sagte Mom, als hätte an ihrem Geburtstag niemand mehr getan, als ihr zu gratulieren.
    »Ich habe noch eine andere Überraschung für dich«, erwiderte Dad. Seine Stimme zitterte ein wenig.
    Mom lächelte und zog eine Braue hoch. »Ach? Ich kann es kaum erwarten. Allerdings gibt es ja schöne und böse Überraschungen.«
    »Kinder, ich glaube, Mom braucht mal wieder ihre Ruhe vor uns, also werden wir den Tag in Las Piernas verbringen, und Mom kann sich hier ganz ungestört erholen. Oder einen Ausflug machen oder worauf immer sie Lust hat.«
    Mom musterte ihn und hielt sich die Hand vor den Mund, weil sie heftig gähnen musste. »Ich bin müde. Wo wollt ihr denn hin?«
    »Ach, ich dachte, ich gehe mit den Kindern ein paar ihrer Tanten und Onkel besuchen.«
    »Fahren wir wieder zu Großvater?«, fragte Troy selig.
    »Schon möglich. Jetzt frühstückt ihr erst mal, dann machen wir noch alles schön sauber, ehe wir gehen, damit Mom wirklich den ganzen Tag ausspannen kann. Wir fahren gegen zehn hier weg. Reicht die Zeit allen?«
    Die Jungen stimmten jubelnd zu. Carrie und Genie sahen sich an. »Vielleicht sollte ich lieber hier bei Mom bleiben«, sagte Carrie. »Falls … falls sie irgendwas braucht.«
    »Sei doch nicht albern, Carrie«, entgegnete Mom. »Du fährst mit. Mir fehlt nichts.« Sie gab

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