Bluttat
als wäre sie ein Stück Treibgut in einem Jachthafen.
»Wahrscheinlich haben alle angenommen, dass sie herumalbern«, sagte Kramer. »Herr im Himmel.«
Lara Malley hatte sich das Band bereits unter Tränen und hyperventilierend angesehen, und sie erkannte die beiden Entführer nicht.
»Wie soll das gehen?«, jammerte sie. »Selbst wenn ich sie kennen würde, sie sind zu weit weg.«
Kramer und Reyes spielten ihr es noch mal vor. Und noch einmal. Noch sechs Mal. Nach jeder Wiederholung schüttelte sie langsamer den Kopf. Als ein uniformierter Polizist den Raum des Sicherheitsdienstes betrat und verkündete: »Der Vater ist hier«, war die arme Frau fast gelähmt vor Angst.
Weil die Detectives vermuteten, dass die Spielhalle für Kids die große Attraktion des Einkaufszentrums darstellte, holten sie den Inhaber des Video Emporium und die beiden Angestellten, die die Aufsicht hatten, Brüder namens Lance und Preston Kukach, Highschool-Abbrecher mit Akne im Gesicht, die höchstens Anfang zwanzig waren.
Der Inhaber sagte nach einer Sekunde: »Das Band ist Scheiße, aber das ist Troy.« Er war ein fünfzig Jahre alter Ingenieur namens Al Nussbaum, der an der Caltech studiert und innerhalb von drei Jahren durch das Vermieten von Spielautomaten mehr Geld verdient hatte als während eines Jahrzehnts in den Jet Propulsion Labs. An dem Tag hatte er seine eigenen Kinder mit zum Reiten genommen und war später reingekommen, um die Einnahmen zu kontrollieren.
»Wer ist Troy?«, fragte Sue Kramer.
Nussbaum zeigte auf den kleineren Jungen in dem dunklen T-Shirt. »Er kommt die ganze Zeit und trägt immer dieses Teil. Es ist ein Harley-Shirt, erkennen Sie das Logo hier?«
Er tippte mit dem Finger auf den Rücken des T-Shirts. Für Kramer und Reyes war das angebliche geflügelte Markenzeichen ein schwacher grauer Fleck.
»Wie heißt Troy mit Nachnamen?«, fragte Kramer.
»Weiß ich nicht, aber er ist Stammkunde.« Nussbaum wandte sich an Lance und Preston. Die Brüder nickten.
»Was ist er für ein Typ, Jungs?«, fragte Fernie Reyes.
»Ein Arschloch«, antwortete Lance.
»Ich hab ihn mal erwischt, wie er Kleingeld klauen wollte«, sagte Preston. »Er hat sich über die Theke gelehnt, während ich dasaß, und sich eine Rolle geschnappt. Als ich sie ihm weggenommen hab, wollte er mir eine verpassen, aber ich hab ihm in den Arsch getreten.«
»Und du hast ihn wieder kommen lassen?«, fragte Nussbaum.
Der junge Mann bekam einen roten Kopf.
»Wir haben eine Regel«, sagte Nussbaum zu den Detectives. »Wer klaut, ist draußen. Außerdem hat er dich zu schlagen versucht!«
Preston Kukach starrte zu Boden.
»Wer ist der andere?«, fragte Sue Kramer und zeigte auf den größeren Jungen.
Preston hielt den Kopf gesenkt.
»Falls du es weißt, spuck’s aus«, forderte Al Nussbaum ihn auf.
»Weiß nicht, wie er heißt. Er ist nur manchmal hier und spielt nie.«
»Was tut er dann?«, fragte Sue Kramer.
»Er hängt rum.«
»Mit wem?«
»Mit Troy.«
»Immer mit Troy?«
»Yeah.«
»Troy spielt, und der hier hängt rum.«
»Yeah.«
Al Nussbaum sagte: »Warum machen Sie sich jetzt nicht auf die Suche nach ihnen, wo Sie wissen, wer sie sind, und finden das Mädchen?«
Reyes wandte sich an die Brüder. »Worin besteht sein Rumhängen?«
»Er steht dabei, während Troy spielt«, sagte Lance.
»Hat er schon mal was zu stehlen versucht?«
Die Kukach-Brüder schüttelten den Kopf.
»Habt ihr schon mal einen von den beiden mit kleinen Kindern gesehen?«
»Nee«, sagte Lance.
»Noch nie«, sagte Preston.
»Was könnt ihr uns sonst noch über sie erzählen?«, fragte Reyes.
Achselzucken.
»Irgendetwas, Jungs. Die Sache ist ernst.«
»Spuckt es aus«, sagte Al Nussbaum.
Lance sagte: »Ich weiß nicht, aber vielleicht wohnen sie hier in der Nähe.«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Sue Kramer.
»Weil ich gesehen hab, wie sie raus auf den Parkplatz und weiter bis auf die Straße gegangen sind. Niemand hat sie mit dem Wagen abgeholt, verstehen Sie?«
»Durch welchen Ausgang sind sie rausgegangen?«
»Durch den, der auf den Parkplatz führt.«
»Drei Ausgänge führen auf den Parkplatz, Lance«, sagte Al Nussbaum.
»Der neben den Müllcontainern«, sagte Lance.
Fernie Reyes warf seiner Kollegin einen Blick zu und ging.
In den Müllcontainern draußen neben dem Ausgang an der Ostseite befand sich keine Leiche.
Fünf weitere Stunden Klinkenputzen in der Nachbarschaft führten schließlich zur Identifizierung der
Weitere Kostenlose Bücher