Bluttat
aus dunklem Metall hervorragte.
Die Müllcontainer des Parks. Oh Gott.
Sie legte Duchay Handschellen an und setzte ihn hinten in den Crown Victoria. Lief hin, um nachzusehen. Als sie zurückkam, trug Troy ebenfalls Handschellen. Saß neben seinem Kumpel, immer noch ungerührt.
Fernie wartete neben dem Wagen. Als er sie sah, zog er fragend eine Augenbraue hoch.
Sue schüttelte den Kopf.
Er rief den Gerichtsmediziner an.
Die Jungen hatten nicht den Versuch unternommen, sie zu verstecken. Kristals Leiche lag oben auf den Parkabfällen der letzten fünf Tage, völlig bekleidet, bis auf einen Schuh. Die weiße Socke war an den Zehen schmutzig. Der Hals des Mädchens war gebrochen wie der einer weggeworfenen Puppe. Sue vermutete - hoffte - angesichts des zarten Halses, dass sie sofort tot gewesen war. Mehrere Tage später bestätigte der Gerichtsmediziner ihre Vermutung: einige gebrochene Halswirbel, eine zerquetschte Luftröhre, gleichzeitig auftretende Gehirnblutung. Die Leiche wies außerdem zwei Dutzend Prellungen und innere Verletzungen auf, die als Todesursache hätten infrage kommen können. Keine Anhaltspunkte für sexuellen Missbrauch.
»Spielt das wirklich eine Rolle?«, sagte Banerjee, der Pathologe, der die Obduktion vorgenommen hatte. Normalerweise war er ein harter Bursche. Als er Sue und Fernie Bericht erstattete, sah er niedergeschlagen und alt aus.
Sie steckten Rand-nicht-Randy Duchay in eine Arrestzelle im Revier, wo er sich hinhockte, regungslos und schweigsam. Er hatte aufgehört zu weinen, und seine Augen waren glasig und machten den Eindruck, als wäre er in einer Art Trance. Seine Zelle stank. Sue hatte diesen animalischen Geruch schon oft wahrgenommen. Angst, Schuld, Hormone, was auch immer.
Troy Turners Zelle roch schwach nach Bier. Die von den Detectives gefundenen Dosen ließen darauf schließen, dass jeder Junge drei Buds getrunken hatte. Bei Troys Körpergewicht keine unbeträchtliche Menge, aber er war kein bisschen angesäuselt. Seine Augen waren trocken, er war ruhig. Die Fahrt zum Revier verbrachte er damit, aus dem Fenster zu sehen, während der zivile Einsatzwagen durch die dunklen Straßen des Valley fuhr. Als wäre er auf einer Exkursion.
Als Sue ihn fragte, ob es irgendetwas gäbe, das er sagen wollte, stieß er einen seltsamen kleinen Grunzlaut aus.
Der Ton eines mürrischen alten Mannes - verärgert. Als wenn sie seine Pläne vermasselt hätten.
»Was war das, Troy?«
Seine Augen wurden zu Schlitzen. Sue hatte zwei Kinder, darunter einen zwölfjährigen Sohn. Turner brachte sie völlig aus der Fassung. Sie zwang sich, ihn so lange anzustarren, bis er den Blick abwandte und ein weiteres Grunzen ausstieß.
»Ist irgendwas, Troy?«
»Yeah.«
»Was?«
»Kann ich’ne Fluppe haben?«
Beide Jungen waren dreizehn, wie sich herausstellte, und Troy war der Ältere, in einem Monat würde er vierzehn werden. Keiner von beiden hatte Kristal Malley gekannt. In den Zeitungen stand, den beiden wäre das Kleingeld ausgegangen; als sie die Spielhalle verließen, sahen sie das kleine Mädchen, das sich offenbar verlaufen hatte, durch das Einkaufszentrum wandern. Sie beschlossen, es wäre »cool«, ein bisschen »herumzualbern«, gaben Kristal alte Süßigkeiten aus Rands dreckiger Hosentasche, und sie kam freiwillig mit ihnen.
Trotz gegenteiliger Beweislage würzten Andeutungen sexuellen Missbrauchs die Artikel in den Lokalzeitungen. Die Geschichte wurde von der überregionalen Presse und den Nachrichtendiensten übernommen, die zum Reißerischen neigten und ihre internationale Klientel mit Sensationen fütterten.
Das rief den üblichen Schwarm von Fernsehschwaflern, mediengeilen Intellektuellen und anderen Zuhältern des Elends auf den Plan, die sich aufspielten ohne Ende.
Die offensichtliche Ursache einer solchen Ungeheuerlichkeit war: Armut, galoppierender gesellschaftlicher Zusammenbruch, Gewaltdarstellung in den Medien, Junkfood und schlechte Ernährung, die Zersetzung familiärer Werte, Gottlosigkeit, die Unfähigkeit der Religionsgemeinschaften, die Bedürfnisse der Unterschicht zu befriedigen, das Fehlen einer moralischen Schulausbildung, unentschuldigtes Fehlen in der Schule, unzureichende Bereitstellung staatlicher Mittel für Sozialprogramme, ein Zuviel an staatlicher Kontrolle über das Leben der Bürgerschaft.
Ein Genie, ein von der Ford Foundation gesponserter Experte, versuchte das Verbrechen in einen Zusammenhang mit dem Weihnachtsschlussverkauf zu bringen - ein
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