Bluttaufe: Thriller
Wohnung dieser Carla …«
»Kanuk. Nichts Besonderes. Keine Blutspuren, keinerlei Anzeichen von Unordnung oder einer Auseinandersetzung in der Wohnung. Ihren Laptop hab ich ins Labor gebracht.«
»Sehr schön. Hat Klanke schon den Bericht über den Auffindeort gemailt?«
»Liegt auf Ihrem Schreibtisch.«
Dieser Tannen konnte durchaus zur Höchstform auflaufen.
Doch immer, wenn es darauf ankam, wenn er ihn eng eingebunden hatte, sich wirklich auf ihn verlassen musste, gab es einen Patzer. Der Mann war wochenlang hellwach, um dann wieder die blödesten Fehler zu verzapfen.
Tannen machte ein paar Schritte auf den Schreibtisch seines Chefs zu und zog eine Liste aus dem Stapel von E-Mails, die Klanke ihnen gemailt hatte.
»Ich hab das überflogen, seltsam ist der Kassenbon, der neben der Leiche lag.«
»Und in der Handtasche?«
»Das übliche Zeugs, auf den ersten Blick keinerlei Hinweise. Fremde Fingerspuren wurden nicht gefunden.«
»Fehlt etwas?«, fragte Mangold.
»Wie bitte?«
»Na, was fehlt in der Handtasche, etwas, das heute wichtiger ist als Lippenstift und Puderdose?«
Mangold sah, wie Tannen angestrengt überlegte. Auch ihm war es erst spät aufgefallen.
»Das Handy«, sagte Mangold. »Oder haben Sie das in der Wohnung gefunden?«
Tannen pfiff durch die Zähne. Er eilte zurück zu seinem Schreibtisch und gab Namen und Adresse der Toten auf der Telefonbuchseite im Internet ein.
»Sie ist ganz offen mit ihrer Nummer verzeichnet.«
»Und wenn sie verzeichnet ist, gibt es eine Abrechnung und ein Anrufprotokoll durch den Mobilfunkanbieter. Bekommen Sie einfach mal heraus, ob ich von dem Handy aus gestern um die Mittagszeit angerufen wurde.«
»Bitte?«
»Spreche ich so undeutlich?«
»Der Täter hat Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
»Tannen, genau das wollen wir herausbekommen.«
Mangold überspielte Klankes E-Mails und die angehängten Dokumente auf seinen USB-Stick.
»Ich werde mal rüberfahren in die Pathologie«, sagte Mangold.
»Soll ich mitkommen, ich meine …«
»Tun Sie sich das nicht an«, sagte Mangold. »Es reicht, wenn mir schlecht wird. Versuchen Sie herauszubringen, ob ich vom Handy der Toten angerufen wurde, und dann klappern Sie die Nachbarn dieser Carla … Carla …«
»Kanuk.«
»Genau, klappern Sie ihre Nachbarn ab und finden Sie heraus, was für einen Lebenswandel sie hatte. Häufig wechselnde Partner, Streitereien, Verwandte, na ja, das ganze Zeug halt. Und dann steigen Sie in die Datenbanken und versuchen herauszufinden, ob es ähnliche Fälle gegeben hat.«
»Es gibt einen Bruder«, sagte Tannen.
»Fein, dann fragen Sie ihn, ob er sich erklären kann, wie Carla … Moment, ist der eigentlich schon über den Tod seiner Schwester informiert?«
»Keine Ahnung. Den kann man doch unmöglich zur Identifizierung in die Gerichtsmedizin schicken.«
Mangold stand auf und rieb sich den Nacken.
»Bringen Sie es ihm schonend bei und stellen Sie die üblichen Fragen. Hatte sie in letzter Zeit einen Verrückten oder seltsamen Typen an der Backe. Vielleicht haben Brüderlein und Schwesterlein sich ihre Sorgen erzählt. Und Tannen, vergessen Sie die Nachbarn nicht, meist wissen die mehr als die Verwandten.«
Der Pförtner öffnete die Schranke zum Gelände des Universitätskrankenhauses und Mangold legte grüßend die Hand an die Stirn.
Nachdem er sein Auto in der kleinen Straße vor der Gerichtsmedizin geparkt hatte, rief er Tannen noch einmal an.
»Versuchen Sie herauszufinden, was für ein Mensch dieser Wachmann war. Sie wissen, der Kerl, dessen Samen wir auf dem Leichnam gefunden haben. Freunde, Umgang, Vorstrafen, vielleicht spuckt unser Computer etwas aus. Schließlich hat man ihn zu einer Reihenuntersuchung gebeten. Weitz soll Ihnen zur Hand gehen.«
»Den Bruder der Toten kann ich nicht erreichen.«
»Das übernehme ich, kümmern Sie sich um die Nachbarn.«
Er hatte das Gespräch keine zwei Sekunden beendet, da klingelte sein Handy. Die Sekretärin seines Abteilungsleiters bat ihn, möglichst schnell zu einer Besprechung zu kommen.
»Heute Nachmittag«, sagte Mangold.
»Wirch hat gesagt, so schnell wie möglich.«
»Früher Nachmittag«, erwiderte Mangold.
Jetzt hatte er eine geschlagene Stunde nicht an Vera gedacht. Er machte Fortschritte. Mangold drückte die Autotür auf und hörte im gleichen Augenblick das schlitternde Geräusch eines bremsenden Fahrrads.
»Verflucht, kannst du …?« Das Mädchen stockte und sah ihn mit ungläubigen Augen an.
Auch
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