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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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wird dich retten. Pack den Arm zum Arm, den Kopf auf den Hals. Wirst geöffnet, wo alle Menschenkinder herkommen, wirst weit. Zwei Schnitte nur spreizen dich für die Empfängnis.
    Und unter allen Opfern ist eines ganz Opfer. Verliert den Lebenssaft und starrt in den Himmel und kann es nicht fassen.
    Unter Schmerzen wirst du geboren, unter Schmerzen musst du sterben. Zerschlagen, ganz und gar weggemacht, um glänzend dich zu erheben. Zu einem neuen Leben. Strahlend und pulsierend, stöhnend und rein findest du den Platz an meiner Seite. Den leeren, leeren Platz.

3.
    Es war genau sieben Uhr, als Mangold auf den Wecker sah. Sein Hals war trocken. In einem der Kartons tickte eine Uhr. Er ging ins Bad, drehte den Wasserhahn auf und warf sich das in den Händen aufgefangene Wasser ins Gesicht.
    Auf der Suche nach seiner kleinen Espressokanne riss er die Kartons wahllos auf. Er hätte sie beschriften sollen, aber er hatte seine Sachen irgendwie zusammengestopft, weil er nur noch aus ihrer Wohnung weg wollte, ganz schnell weg. Vor ihm standen die Überbleibsel seines Lebens mit Vera. Der Rest vom Fest, zusammengepackt in 20 braunen Kartons.
    Aus einem im Flur deponierten Karton zog er ein zehn Zentimeter messendes Modell des Ärmelkanaltunnels. Aus Plexiglas und mit winzigen Modellen von Autos, die in der durchsichtigen Masse gefangen waren.
    Keine Ahnung, was er an diesen Tunneln fand. Mindestens fünf Kartons musste er mit solchen Modellen gefüllt haben. Ganz abgesehen von den Plänen, Konstruktionszeichnungen und Büchern, die er im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte.
    Tunnel, durch die Wasser floss, Züge oder Autos fuhren, oder einfach nur Menschen liefen, die vom einen Ende zum anderen wollten. Angefangen beim vor Hunderten von Jahren v. Chr. gebauten Tunnel der Griechen auf Samos,
den Bewässerungssystemen der Römer, bis zu den Spionage- und Fluchttunneln unter der Berliner Mauer, dem unterirdischen Tunnelsystem der Vietcong oder dem alten Elbtunnel, den polnische und italienische Arbeiter gegraben hatten. Aber auch Fotos und technische Zeichnungen von Tunnelgrabemaschinen hatte er archiviert. Und Biografien berühmter Tunnelbauer.
    Bei Vera hatte ihm das den Spitznamen »Maulwurf« eingebracht. Sie hatte sicher Recht, er hatte eine Macke, nicht alle Tassen im Schrank. Aber das war jetzt auch egal.
    Im vierten aufgerissenen Karton fand er die Espressokanne und gleich daneben Kaffeepulver.
     
    Im Präsidium würden im Laufe des Vormittags die ersten Protokolle von Klanke eintreffen. Angesichts dieser übel zugerichteten Leiche war ein Gespräch mit dem Präsidenten unumgänglich.
    Er hoffte, sie könnten die Einzelheiten des Falles eine Zeitlang vor der Presse geheim halten. Die würden früh genug dahinter kommen und den Serienmörder auf den ersten Seiten abfeiern. Zerstückelte Leichen machten Auflage.
    Vom angeblich nahenden Frühling war in Hamburg nichts zu spüren. Die Bäume standen als dürre Gerippe am Straßenrand, über den Asphalt fegte ein eisiger Westwind. Wolkenfetzen zogen über den Himmel. Am liebsten hätte er sich jetzt auf eine Hallig verkrochen und sich den frischen Wind um die Ohren pfeifen lassen. Den Kopf freibekommen, keine Zeitung, keine Pathologenberichte, dafür Abende in einem Krug, in dem man an einer Hand durchzählen konnte, ob alle Einwohner da waren.

    Am Dammtorbahnhof engte eine Großbaustelle die Fahrbahn ein. Hektisches Gehupe hinter einem LKW, der sich zentimeterweise die Absperrung entlangschob.
    Mangold trommelte auf das Lenkrad.
     
    Eine halbe Stunde später betrat er das Büro. Tannen saß vor seinem Monitor mit nach hinten geneigtem Oberkörper, gehalten von der Rückenlehne seines Stuhls. Ein leises Röcheln war zu hören. In den letzten Wochen war der Mann morgens kaum zu gebrauchen. Ständiges Gähnen - und zweimal war er am Schreibtisch eingeschlafen. Und das, obwohl dauernd Kollegen den Raum betraten und wieder verließen. Er musste mit ihm reden, jetzt wurde jeder hier gebraucht, und zwar mit all seinen Kräften.
    Gut möglich, dass eine Sonderkommission organisiert werden musste. Sobald die Presse Wind bekam, würde das Telefon nicht mehr stillstehen. Bei einem derart extremen Fall fühlten sich auch alle Spinner berufen, der Polizei gute Ratschläge und überflüssige Hinweise zu präsentieren.
    Mangold trat zurück zur Tür und ließ sie geräuschvoll ins Schloss fallen. Dann gab er Tannen genügend Zeit, zu sich zu kommen.
    »Hat die Durchsuchung der

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