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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Konkurrentin am Boden lag und blutete. Da wurde gern mit den High Heels noch einmal draufgetreten.
    Am liebsten wäre er mit Joyce irgendwo aufs Land gezogen, in eine gemütliche Siedlung, ein Garten hinterm Haus … auch das kam für sie nicht infrage. »Glaubst du, ich bin aus diesem Piss-Braunschweig abgehauen, um hier Karnevalsumzüge durch die Dorfstraße zu organisieren?«
    Nein, auch dieses Thema durfte er nicht anrühren.
    Hendrik Tannen sah ungeduldig auf die Uhr. Dieser Professor ließ sich Zeit. Er hätte sich etwas zu lesen mitnehmen sollen. Joyce hatte ihm zu seiner Überraschung ein paar ganz interessant klingende Romane hingelegt. Nur mit dem Lyrik-Band, nein, alles, was Recht war.
    »Herr Tannen?«
    Er schüttelte die Schläfrigkeit ab und sprang von der Sitzbank in die Höhe.
    »Ja, bitte?«
    »Professor Kalmström hätte jetzt Zeit.«
    Die Schwester führte ihn durch das Vorzimmer in ein erstaunliches Büro. Skelette, Darstellungen von Nieren, Lebern, Hirnen oder Gebärmüttern hätte er erwartet. Womöglich
eine Minigolfanlage auf Teppichrasen. Weit gefehlt, der Professor war Uhrenliebhaber.
    An den Wänden Regulatoren, deren Pendel mehr oder weniger schnell ausschlugen, über dem Tisch eine Sammlung runder Wanduhren, dann eine Vitrine mit monströsen Taschenuhren.
    »Auch Uhrenfreak?«, fragte Kalmström, der kaum älter war als er selbst.
    »Nein, leider nicht.«
    Der Mediziner bat ihn, in einem Sessel vor dem massigen Schreibtisch Platz zu nehmen. Das Ticken machte Tannen nervös.
    »Keine Sorge, die Schlagwerke hab ich blockiert. Ich repariere das Zeug. Übt die Finger. Und die Geduld. Aber was führt die Polizei zu mir?«
    »Samenspenden«, sagte Tannen. »Ich hätte gern aus erster Hand gehört, wie das funktioniert.«
    »Ein medizinischer Vortrag über künstliche Befruchtung?«
    »Das weniger, ich meine, wie kommen Sie an die Spender?«
    »Meine Sekretärin zeigt Ihnen gerne die Umzugskartons voller Anfragen.«
    »Und was machen Sie damit?«
    »Wir verschicken ein Merkblatt und die meisten springen dann wieder ab.«
    »Weil es zu wenig Geld dafür gibt?«
    »Wir zahlen für jede Probe 25 Euro. Sechs brauchen wir von jedem Spender. Allerdings müssen die Probanden einen Fragebogen ausfüllen. Sie dürfen keine schwerere Krankheit wie Herzfehler, Diabetes, HIV oder Ähnliches haben.«

    »Und deshalb ziehen die meisten zurück?«
    Professor Kalmström lächelte und zog eine Taschenuhr auf, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
    »Das liegt wohl eher daran, dass die Spender in den letzten drei Tagen vor der Spende keinen Erguss gehabt haben dürfen, allerdings darf der auch nicht länger als sechs Tage zurückliegen. Samen sind empfindlich. Wir brauchen agile Gaben, quicklebendig und möglichst aktiv.«
    »Ist das mit den sechs Tagen wirklich ein Problem?«
    »Nicht wirklich. Das Problem ist eher, dass wir auf gerichtliche Anordnung hin gezwungen werden können, die Spendernamen herauszurücken. Und auch das müssen die Interessenten unterschreiben.«
    »Was ist daran schwierig?«
    »Rein theoretisch könnten sie eine Vaterschaftsklage angehängt bekommen.«
    »Das heißt, ich spende, bekomme sechs mal 25 Euro und am Ende darf ich Alimente zahlen?«
    »Das kommt so gut wie nicht vor, aber wir können es eben auch nicht ausschließen. Die Spender wandern dann ab.«
    »In andere Institute?«
    »Da tummeln sich jede Menge privater Anbieter, die die Kontrolle der … der Urheber nicht so genau nehmen.«
    »Wie im Einzelnen …?«
    »Genau so, wie das gerade in Ihrer Fantasie auftaucht. Man sitzt in einem Raum, mit ein paar Magazinen mit bunten Bildern oder einem Videofilm, erledigt die Angelegenheit und dann reicht man den Pappbecher durch eine Klappe. Das Zeug muss sofort gekühlt werden. Und …«
    »Ja?«

    »Entgegen landläufiger Meinung geht keine Schwester den Spendern zur Hand.«
    »Und die Empfänger?«
    »Brauchen in der Regel bei einer fünfzigprozentigen Chance, dass es auch klappt, sechs Spenden, die mit so genannten Straws …«
    »Drohende Alimentenklagen, wer stellt sich denn da noch zur Verfügung?«
    »Da gibt es keine Engpässe.«
    »Das kann doch ein wirklich ziemlich mieses Geschäft werden.«
    »Viele brauchen das Geld, die gehen dann gleich ein paar Türen weiter zur Blutspende.«
    »Also sie kommen aus finanziellen Gründen.«
    »Nicht alle«, sagte Kalmström. »Wir haben auch ein paar Kandidaten, die wollen ihre Gene möglichst weit verbreiten. Die haben den Tick, ihr

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