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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Erbgut möge die Welt erobern oder so. An meinen Genen soll die Welt genesen.«
    »Und solche Leute nehmen Sie?«
    »Warum denn nicht? Wenn sie gesund sind, keine Erbkrankheiten vorliegen und die Qualität der Samen stimmt? Spinnerte Gedanken werden Gott sei Dank nicht vererbt.«
    »Nehmen wir an, ein Paar versucht auf diese Weise schwanger zu werden.«
    »Das muss in der Regel privat bezahlt werden. Mit den Untersuchungen, den Tests, also gehen Sie mal von 3000 bis 4000 Euro aus. Alles natürlich ohne Garantie und Rückgaberecht.«
    »Das heißt, die Samenspenden werden hier direkt … verarbeitet?«
    »Es gibt Kollegen, die arbeiten mit internationalen Laboren
zusammen. Wer bezahlt, kann sich rein theoretisch die Samen auch aus dem Internet bestellen.«
    »Aber sie müssen doch speziell behandelt, also …«
    »Gekühlt werden müssen sie, wie ich schon sagte. Dann werden sie in speziellen Behältern verschickt.«
    »Es gibt also eine Art grauen Markt beim … beim …«
    »Samenhandel. Genau. So ganz hundertprozentig ist das gar nicht zu kontrollieren. Globalisierung, Sie verstehen? Wir benutzen nur Samen, bei dem wir die Spender eingehend gecheckt haben. Aber dass die uns auch mal anlügen, ist natürlich nicht auszuschließen. Und wir bestehen auf die Namen. Dazu sind wir gesetzlich verpflichtet, schon allein, um so etwas wie Inzucht auszuschließen.«
     
    Tannen war froh, als er das ständige Ticken hinter sich gelassen hatte. Der Arzt hatte beteuert, dass man die Uhren nach einer bestimmten Zeit gar nicht mehr wahrnehme, ja, dass sie sogar eine beruhigende Wirkung hätten.
    Im Grunde genommen war er keinen Schritt weitergekommen. Der Täter konnte sich den Samen problemlos aus dem Internet bestellt haben. Bei den zahlreichen Adressen, die es in den USA, Kanada, Thailand, Russland oder Bulgarien gab, war an ein Kundenverzeichnis nicht zu denken. Mussten derartige Proben beim Zollamt angemeldet werden? Was aber, wenn er sich das Zeug gleich im Ausland besorgt hatte? Der Täter war schlau, er würde nicht den Samen hinterlassen, wenn er vermutete, dass man darüber eine Spur zu ihm fand.
    Andererseits gab es immer wieder Täter, die geradezu überführt werden wollten. Blieb die Frage, warum er den Samen auf der Leiche hinterlassen hatte? Was bezweckte er damit?

    Und dann hatte Tannen eine Idee, einen Einfall, dem er sofort nachgehen musste. Sollte das stimmen, dann passte alles zusammen. Sogar die aufgeschnittene Vagina des ersten Opfers.

    Ein Ruderboot glitt den Leinpfadkanal entlang. Daneben ein kleines Motorboot, von dem aus ein Trainer seine Anweisungen rief. Ein Schwanenpaar schlug mit den Flügeln, um sich vor den gefährlichen Paddeln in Sicherheit zu bringen. Kaja Winterstein nahm ein Fernglas und sah zu den Spaziergängern hinüber, die am anderen Ufer des Kanals flanierten.
     
    Seit drei Monaten wohnte sie in dieser Stadtvilla. Räume verteilt über drei Etagen, edler Pidge-Pine-Fußboden, Panoramafenster, Designerküche, Wasserbetten, Marmorflur. Gigantomanischer Schwachsinn. Dabei benutzte sie nur zwei Zimmer. Leonie hatte sich im zweiten Stock einquartiert, das heißt, immer dann, wenn sie nicht gerade im Internat wohnte.
    Dieses Haus mit seiner eingebauten Protzsucht war absurd.
    »Vorübergehend, tu mir die Liebe«, hatte ihre Mutter gesagt, »bis das Haus für einen vernünftigen Preis verkauft ist.« Ansonsten stehe es leer und könne zum »Opfer« von Einbrechern werden, die gerne mal randalierten, wenn sie nichts Verwertbares fänden. Von der Psychologin zum Hausmeister … auch eine Karriere.
    Zwischen Haus und Kanal lag ein Rasenstück. Das seitlich gelegene kleine Bootshaus gehörte zum Anwesen. Modriger Geruch war ihr entgegengeschlagen, als sie es
vor zwei Monaten zum ersten Mal betreten hatte. Zwei alte Kanus gammelten vor sich hin, in den Regalen eingetrocknete Farben, Pinsel, Lackreste und allerlei verrostete Eisenstreben und Drähte.
    Kaja Winterstein legte das Fernglas neben ihren Laptop und trank einen Schluck heißen Tee aus dem Becher. Sie stellte ihn neben die aus dem Präsidium mitgebrachten Akten.
     
    Unwirklich war nicht nur das Haus, sondern auch dieser Fall. Sie hatte während ihres Psychologiestudiums und auch danach immer wieder Interviews mit Strafgefangenen geführt, die wegen sexueller Delikte inhaftiert waren. Hatte versucht, die Motive und den Antrieb dieser Männer zu verstehen, die ihr im Gefängnis friedlich gegenübersaßen.
    Oh ja, meist hatten sie selbst

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