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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Spur, die wie eine Verhöhnung der Polizei wirkte. Die Leichen waren grauenvoll zugerichtet und in diesem Ausmaß ein trauriger Höhepunkt. Und dann die Zitate.
    Was war Nachahmung, was original? Was sein persönliches Markenzeichen? Sie war sicher, es musste eines geben, etwas, dass seine Morde einmalig machte. Seine Handschrift. Doch wo war sie zu finden? Oder brauchte es zur Beantwortung dieser Frage einen dritten Mord? Unwahrscheinlich, dass er aus sexuellen Motiven mordete, dafür war er zu sehr auf die Wirkung seiner Taten bedacht. Welches Motiv konnte er noch haben, was trieb ihn? Vielleicht der Ehrgeiz, in der Tradition der grauenhaftesten Perversen zu stehen, die die Menschheit hervorgebracht hatte? Ein Raubmörder machte sich nicht diese Mühe.
    Es gab keinerlei Hinweis auf abhandengekommenes Geld oder Wertgegenstände. Carla Kanuks Handy war nach den Kaufunterlagen, die man in ihrer Wohnung gefunden
hatte, eher minderwertig. Das Ganze passte auch nicht zu dem Dante-Zitat. Und was wollte er von Mangold?
    Der Hauptkommissar wirkte verbissen, als hätte er Angst, die Fäden dieses Falles nicht mehr entwirren zu können.
    Manchmal war er etwas linkisch, dabei aber immer völlig verschlossen. Ganz im Unterschied zu seinem Freund Hensen, dem scheinbar das Reden beim Denken half. Bis er wieder völlig verstummte und so gut wie nicht ansprechbar war. Zwei Seiten einer Medaille, dachte sie. Beide waren ihr fremd. Sie hatten so gar nichts mit den Dozenten, mit Professoren oder Kollegen zu tun, mit denen sie verkehrte. Notgedrungen. Aber manchmal brauchte sie einfach jemanden, der sie daran erinnerte, dass es so etwas wie Normalität gab.
    »Ich geh dann mal, brauchst nicht mit dem Essen zu warten.«
    »Leonie?«
    »Bis nachher, ich bin spät dran.«
    Noch bevor Kaja ihr etwas zurufen konnte, hörte sie die Tür ins Schloss fallen.
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
    »Mangold hier, wir brauchen Sie im Präsidium.«
    »Neuigkeiten?«
    »Das kann man wohl sagen, wir brauchen Sie möglichst schnell.«
    »Eine Verhaftung?«
    »Besser, viel besser.«

9.
    Mangold legte jeweils fünf zusammengeheftete Blätter auf die Schreibtische. Darin waren die wichtigsten Ermittlungsergebnisse zusammengefasst. Enthalten war auch der Kurzbericht der Pathologie. Er stellte eine Leinwand auf und richtete den Beamer aus.
    Die Nachmittagssonne tauchte den Büroraum in ein warmes Licht. Die Pinwände, die sich über zwei Wände erstreckten, waren noch leer. Nur farbige Nadeln zum Befestigen der Blätter und Bilder steckten im oberen Teil.
    Dieser ehemals »Kleine Konferenz«-Raum würde also in der nächsten Zeit das Herzstück ihrer Sonderkommission sein. Hier sollten die regelmäßigen Meetings abgehalten werden, von hier aus wurde die Operation gegen den verrückten Killer organisiert. Ein Lagezentrum, in dem die Informationen auf kurzem Weg ausgetauscht werden konnten.
    Niemand ging davon aus, dass der Unbekannte die Lust am Morden über Nacht verlieren würde. Der Täter wollte sich messen, und ganz nebenbei seine Botschaften loswerden. Wenn er welche hatte. Oder handelte es sich lediglich um einen größenwahnsinnigen Perversen, der Furcht und Panik verbreiten wollte? Der sich an der Wirkung seiner Taten berauschte?

    Gern hätte er mit Vera darüber gesprochen. Sie war immer in der Lage gewesen, seine Fälle aus einer ganz anderen Sicht zu sehen. Sie hatte ein Gespür für die Logik der Täter und oft genug daraus ein Spiel gemacht. Ja, sie hatte sogar Messer und ein altes Beil zwischen die Rotweingläser platziert, um »die richtige Atmosphäre zu schaffen«. Und ganz nebenbei fielen ein paar bedenkenswerte Hypothesen ab.
    Hensen, Tannen und Weitz betraten gleichzeitig den Besprechungsraum und suchten sich einen Platz.
    »Soll ich die Tatortfotos schon aufhängen?«, fragte Tannen.
    Mangold nickte und fuhr den Computer hoch. Dann sah er auf die Uhr und sagte: »Wir warten noch fünf Minuten. Die Psychologin gehört fest zum Team.«
    »Frau Winterstein«, brummte Weitz.
    Die drei Männer begannen das kleine Dossier durchzulesen, das Mangold auf die Schreibtische gelegt hatte. Vier Minuten später riss Kaja Winterstein die Tür auf und sagte: »Tschuldigung!«
    Ihre Haare waren nicht geordnet. Abgesehen von den grellroten Lippen war sie ungeschminkt. Dafür, dass sie als psychologische Expertin galt, wirkte sie fast ein wenig zu nervös.
    Sie kramte einen Block aus ihrer abgewetzten braunen Tasche und wühlte dann nach

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