Bluttaufe: Thriller
Kunstwerk geschickt hat, er muss ziemlich pervers sein.«
Mangold nickte stumm.
»Bist du nun Bulle oder schreibst du ein Drehbuch?«, sagte sie. Sie zog einen USB-Stick aus der Tasche und stopfte ihn in den Laptop. Mangold protestierte, doch sie hatte die Bilddatei bereits runtergeladen.
»Ich bin dir was schuldig, schönen Abend auch.«
Kaum hatte sie die Wohnungstür hinter sich ins Schloss gezogen, klingelte das Telefon.
»Kaja Winterstein hier. Ich hab noch mal mit Hensen gesprochen und wir haben einen Weg gefunden, wie wir zumindest aufholen könnten. Gleichstand schaffen.«
»Was soll das heißen?«
»Der Täter ist immer ein paar Pferdelängen voraus … richtig? Und weil wir nicht ebenbürtig sind, schicken wir einen Ersatzstarter ins Rennen. Jemand, von dem Schneeweißchen nichts weiß. Wir bringen ihn aus dem Konzept.«
»Ein Ersatzstarter, der gegen ihn antritt?«
»Nicht antreten«, sagte Kaja Winterstein. »Wir bringen jemanden ins Spiel, der mit ihm kommunizieren kann. Wir sehen uns dann von außen an, was zwischen den beiden so passiert. Das ist der Plan.«
»Du meinst, wir holen uns einen Savant, der dann mit unserem Täter …«
»Eine Art Gladiatorenkampf der Gehirne. Ich hätte da einen passenden Kandidaten.«
»Wie erkläre ich das Wirch oder dem Polizeipräsidenten?«
»Sie haben doch jede Unterstützung zugesagt. Sie wissen ganz genau, dass die Polizei auch kein Problem damit hat, bei Entführungsfällen Hellseher einzubinden. Und es gibt bekanntlich Fälle, bei denen es etwas gebracht hat.«
»Zweifelhaft«, sagte Mangold.
»Was riskieren wir schon? Wir mischen ein wenig die Karten und verteilen sie neu.«
Mangold versprach, darüber nachzudenken. Dann rief er die da Vinci-Version aus der Wikipedia-Bibliothek auf und dazu das Bild, das der Täter ihm geschickt hatte.
Er schraubte die Cognacflasche wieder zu und brachte das Glas in die Küche. Möglich, dass dieses Bild mehr Hinweise enthielt, als er zunächst gedacht hatte.
Das Telefon klingelte wieder, und Hensen teilte ihm mit, dass ihm etwas aufgefallen sei, als er die Zeichnung, die er von der Toten im Wohnwagen gemacht hatte, noch einmal genauer betrachtet hätte.
»Er hat die Tote in der gleichen Haltung auf die Bank gesetzt wie da Vinci die Figur des Johannes oder eben der Maria Magdalena. Leicht geneigter Kopf, die linke Schulter nach vorn geschoben, geschlossene Augen.«
»Kommt er uns jetzt mit seiner Enthüllung um das Geheimnis hinter dem da Vinci-Bild?«, fragte Mangold. »Neben dem Kreuz, das er reingekrakelt hat, wurden von ihm auch andere Dinge verändert.«
»Die Zeichen in der Tischdecke?«
»Die gleichen, die auch aus dem Rollo gefallen sind. Außerdem hat er das Brot auf dem Tisch in Herzen verwandelt und Knochen dazugemalt.«
»Ein Spaß?«
»Keine Ahnung. Du hast mit der Psychologin einen sensationellen Plan ausgetüftelt?«
»Wir setzen ihm einen ebenbürtigen Gegner vor die Nase.«
»Einen Savant? Wie soll das gehen? Die meisten sind doch schwer gestört.«
»Unser Mann wohnt in Kassel. Bei seiner Schwester. Die muss natürlich zustimmen. Einen Versuch ist es wert.«
»Okay«, sagte Mangold. »Aber unsere Routinearbeit darf darunter auf keinen Fall leiden, das kann ich niemandem verkaufen.«
»Gibt es neue Ansätze?«
»Weitz ist weiter dabei, die Opferbiografien auf Gemeinsamkeiten abzuklopfen. Morgen kommt der endgültige Bericht aus der Gerichtsmedizin. Ich erwarte nichts Neues. Weil es auffällig ist, dass er nur amerikanische Killer kopiert, habe ich unser Material an die Kollegen beim FBI in Quantico geschickt. Da sitzen ein paar Experten in Sachen Serienkiller.
Hensen, das riecht mir hier alles zu sehr nach großem Kino. Könnte ja sein, dass sie mit Schneeweißchen zu tun hatten.«
»Unwahrscheinlich«, sagte Hensen. »So wie der Typ gestrickt zu sein scheint, hätte er die Mordserie in den USA veranstaltet. Ist einfach das größere Publikum, die größere Medienbegeisterung für Serienmörder. Auch wenn er sich amerikanische Killer als Vorbild genommen hat, glaube ich nicht, dass er da aufgewachsen ist. Dafür kennt er sich
hier zu gut aus. Außerdem haben die Sprachanalytiker keinerlei Hinweis auf einen Akzent feststellen können.«
»Es gibt eine Abweichung«, sagte Mangold. »Die Augenlider der Toten waren diesmal nicht oben befestigt, sondern mit Sekundenkleber zusammengeklebt.«
»Sag ich doch, wie auf dem da Vinci-Bild. Diese Besonderheit gibt es bei Bianchi und Buono
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