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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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so?«
    Ralf Petersen schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihn nicht beobachten lassen, aber er war nicht der Typ dazu.«
    »Aber er war der Typ, um als Barmann zu arbeiten.«
    »Hauptsächlich als Altenpfleger.«
    »Gab es in der Bar irgendwelchen Ärger? Oder im Altenheim?«
    »Charles war ein fröhlicher Mensch, der konnte mit Kunden und auch mit seinen Alten gut umgehen. Er war sehr beliebt.«
    »Ein enttäuschter Liebhaber, jemand, dem es sauer aufgestoßen ist, dass er … nun, dass er vergeben war?«
    »Das hätte er mir erzählt. Er war ein absolut treuer …«
    »… Ehemann, ich weiß, geschenkt. Kann ich sein Zimmer mal sehen? Oder haben Sie das schon an Ehefrau zwo vergeben?«
    »Alles ist so, wie es war.«

    Petersen öffnete die Schublade seines Schreibtisches und zog einen Schlüssel heraus. Er forderte Weitz auf, ihm zu folgen. Nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, trat er einen Schritt zurück.
    »Ich kann das noch nicht. Verstehen Sie?«
    Weitz nickte. Gefühlsausbrüche bei den Tunten, na schön.
    Das Oberlicht des Fensters war einen Spalt breit geöffnet und die Gardine flatterte leicht. Auch in Charles Annands Zimmer herrschte peinliche Sauberkeit.
    Um einen Mosaiktisch, der aus einem arabischen Laden stammen musste, waren drei Sitzkissen gruppiert. Der verchromte Metallschrank passte zum Art déco der übrigen Wohnung. Ein wenig erinnerte er Weitz an einen Schrank, den er in einer Arztpraxis gesehen hatte.
    In der Ecke stand ein schmales, mit einer pinkfarbenen Decke bezogenes Bett.
    Auf einer Vitrine, die oben mit einem Spiegel versehen war, standen Familienbilder. Eine ältere Frau, dann Annand selbst im Kinderwagen und beim Spielen auf einer Wiese. Annand mit seinen Geschwistern, mit einer Trommel und in der Uniform des örtlichen Spielmannszuges.
    Die persönlichen Unterlagen fand Weitz in drei Filzkisten. Beim Durchblättern fiel ihm nichts Außergewöhnliches auf.
    Als Weitz das Zimmer verließ, wartete Petersen schon im Flur.
    »Haben Sie gefunden, was Sie suchten?«
    »Seine Eltern sind tot? Keine Bilder, keine Briefe …«
    »Kein Kontakt. Er hat diese Sache nicht ausgehalten, Charles war sehr sensibel.«
    »Welche Sache?«

    »Charles ist ja in Frankreich geboren. Aufgewachsen ist er allerdings in einem deutschen Kaff. Eines Tages hat ein Bauer aus der Nachbarschaft seinen behinderten Sohn umgebracht und in der Jauchegrube versenkt. Das ganze Dorf wusste es und hat geschwiegen.«
    »Das ganze Dorf? Auch Charles Annand?«
    »Schon. Seine Eltern haben ihn gezwungen, nichts zu sagen. Er hat sich das nie verziehen. Wie gesagt, den Kontakt zu seinen Eltern hat er abgebrochen. Ich glaube, deshalb hat er sich auch zum Krankenpfleger ausbilden lassen.«
    »Altenpfleger.«
    »Er hat sich auf Betreuung von Demenzkranken spezialisiert.«
    »In diesem Kaff wurde ein behindertes Kind in einer Jauchegrube versenkt und niemand sagt etwas?«
    »Wenn ich Charles richtig verstanden habe, war das ein Mord mit Ansage. ›Ich schmeiß ihn in die Grube‹, hat der Bauer gesagt. Charles war damals 16. Aber warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich ein neugieriger Bulle bin. Und Charles Annand ist dann nach Hamburg?«
    »Gleich, nachdem er 18 war.«
    »Wer weiß denn noch davon?«
    »Es wurde zum ›Tod durch Unfall‹ erklärt. Aber das Ganze kocht gerade wieder hoch.«
    »Kocht hoch?«
    »Jemand aus dem Dorf hat geredet. Jedenfalls wurde Charles von einem Reporter angerufen.«
    »Wissen Sie den Namen oder die Zeitung, für die der gearbeitet hat?«
    »Ich hab die Notiz noch. Charles war ziemlich aufgebracht nach dem Anruf.«

    Ralf Petersen holte einen Zettel aus seinem Zimmer, auf den Annand unleserliche Notizen gekritzelt hatte. Der Name allerdings war in Druckbuchstaben geschrieben.
    Deutlich konnte Weitz »Peer Mangold« entziffern.

20.
    Das Hotel »Hafenkante« war bekannt für seine gediegene Atmosphäre und den Ausblick über den Hamburger Hafen. Im unteren Bereich war eine Kneipe untergebracht, deren Einrichtung sich aus den 1950er Jahren in die Gegenwart gerettet hatte. Aschenbecher, auf denen das Wort »Stammtisch« prangte, Fischernetze an Säulen, rustikale Tische und Stühle, ausgestopfte Krokodile über dem Tresen und signierte Autogrammpostkarten von Schlagerstars an den Wänden.
    Die eleganten Uniformen des Hotelpersonals machten deutlich, dass dies nur eine geduldete Oase in einem modern geführten Hotel war.
    Peer Mangold zeigte an der Rezeption seinen Ausweis und fragte nach dem Zimmer

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