Blutträume
Zuleitungen gefunden haben.«
»Die schlechte Nachricht?«, fragte Marc.
»Die schlechte lautet, wir haben noch mehr von dem, was wir hier am Mittwoch gefunden haben. Körperteile, die meisten nicht auf Anhieb identifizierbar. Genaueres wissen wir erst, wenn die Laborergebnisse vorliegen, aber ich schätze, dass sich hier kein neues Opfer befindet.«
»Und die merkwürdige Nachricht?«, fragte Hollis.
Shorty hielt einen durchsichtigen Plastikbeutel hoch, und sie alle konnten das Silberarmband darin erkennen. »Die merkwürdige Nachricht ist, dass wir ein weiteres Schmuckstück haben, und auf diesem steht ein Name. Nur scheint der Name keinem unserer Opfer zu gehören oder jemandem, der als vermisst gemeldet ist – zumindest soweit ich weiß.«
»Wie lautet der Name?«
»Audrey.«
Marc nahm den Beutel, musterte den Inhalt genauer und reichte ihn dann an Dani weiter. »Sagt mir nichts. Einer von euch vielleicht?«
Dani betrachtete das zierliche Armband, auf dem der Name der mutmaßlichen Besitzerin in hübschen, geschwungenen Buchstaben eingraviert war. Sie hatte selten etwas durch Gegenstände empfangen, und dieser hier sagte ihr nichts. »Tut mir leid, da muss ich passen.« Sie reichte den Beutel an Paris weiter.
Und wusste sofort, dass Paris etwas spürte. Doch ihre Zwillingsschwester drehte den Beutel nur ein Moment lang in den Händen um und gab ihn Hollis mit einem Schulterzucken.
Dani hielt den Mund. Sie sah zu, wie Hollis den Beutel mit einem weiteren Schulterzucken an Marc zurückgab, der ihn seinerseits Shorty reichte.
»Vielleicht findet das Labor ja etwas. Danke, Shorty.« Marc blickte dem Kriminaltechniker nach, der zum abgesperrten Bereich am Pool zurückging, und fügte hinzu: »Was hast du aufgefangen, Paris?«
»Mir gefällt es gar nicht, dass du meine Gedanken so gut lesen kannst«, erwiderte sie stirnrunzelnd.
»Ich lese deine Gedanken nicht. Ich lese Dani – sozusagen.« Er schaute sie an. »Du hast dich angespannt, sobald Paris den Beutel berührte.«
Dani erwiderte kurz seinen Blick, dann fragte sie ihre Schwester: »Was hast du aufgefangen?«
Mit nach wie vor gerunzelter Stirn erwiderte Paris: »Meine Fähigkeiten scheinen sich ebenfalls zu verändern. Statt etwas zu fühlen, was kaum mehr als eine Ahnung ist, habe ich diesmal etwas gesehen. Ein seltsames kleines Bild blitzte vor mir auf, von einem Mann, der Blumen kauft. Rosen. Ich glaube, das war in dem Laden nicht weit vom alten Eisenbahndepot.«
»Würdest du ihn wiedererkennen?«, fragte Hollis.
»Nein, dazu habe ich nicht genug von ihm gesehen. Nur seine Hände, die nach den Blumen greifen, und ein wenig von einer älteren Frau hinter dem Ladentisch, die ihn anlächelt.«
»Gehen wir«, sagte Marc.
Erst als sie auf halbem Weg zu ihrem Zielort waren, meldete Hollis sich vom Rücksitz: »Sucht nach ihr im Wasser. Vielleicht war es so einfach. Ein Armband mit dem Namen einer Frau darauf.«
»Ich hoffe nur, der Name bringt uns weiter«, meinte Marc. »Möglichst noch bevor wir die zerstückelten Überreste von Shirley Arledge finden.«
Er wollte unbedingt, dass es genauso war, und fast war es das auch.
Fast.
Aber das Beruhigungsmittel, mit dem er experimentierte, wirkte bloß für eine gewisse Zeit, und danach wollte sie einfach nicht mehr mitmachen.
Sie war ein Schreihals. Er konnte es nicht leiden, wenn sie schrien. Von Audrey erwartete er leises Schluchzen, sanftes, damenhaftes Flehen.
Schließlich verklebte er ihr wieder den Mund. Das war keine elegante Lösung, und er merkte, wie er sich darüber ärgerte.
»Du machst es viel schwieriger, als es sein müsste, Audrey«, wies er sie zurecht.
Sie stöhnte, und ihre feuchten Augen flehten ihn an.
Einen Moment lang genoss er es und lächelte auf sie hinab.
Sie war bereit. Das kurze Haar auf ihrem kleinen, wohlgeformten Kopf war von einem kräftigen, dunklen Braun, und der Stift hatte ihren Augenbrauen einen hübschen, dunkleren Ton verliehen – doch er nahm sich vor, beim nächsten Mal auch dafür Haarfärbemittel zu verwenden. Er hatte die hässlichen blonden Schamhaare genauso abrasiert wie die Haare auf ihren Beinen und unter den Achseln.
Nun musste er sie noch gründlich säubern.
Er holte einen Eimer mit heißem Seifenwasser. Zuerst benutzte er die Bürste, schrubbte sie von den Füßen bis zur Kehle. Zum Abspülen nahm er die Sprühdüse vom Wasserhahn mit dem besonders langen Schlauch. Und obwohl sie nun schon rosig schimmerte, holte er einen zweiten
Weitere Kostenlose Bücher