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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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er im Voraus keinesfalls wissen konnte, wo seine Beute sein würde, denn die Frauen folgten nicht ihrem normalen Tagesablauf. Wenn wir andererseits annehmen, dass er dieses Glück hatte, weil er Paragnost ist und sie auf diese Weise jagte, dann ist das einzige Opfer, das aus dem Rahmen fällt, Annie LeMott. Wer sie war, machte sie zu einem riskanten Opfer, und wenn er über paragnostische Fähigkeiten verfügt, hätte er das wissen müssen.«
    »Vielleicht konnte er nicht zu ihr durchdringen«, meinte Paris. »Selbst der stärkste Paragnost ist in seinen Fähigkeiten nicht hundertprozentig.«
    »Das stimmt, soweit wir wissen«, räumte Hollis ein. »Außerdem haben manche Menschen Schutzschilde, entweder angeborene oder weil sie sich an irgendeinem Punkt ihres Lebens schützen mussten, und selbst die stärksten uns bekannten Paragnosten können solche Mauern nicht durchdringen.«
    Paris nickte. »Genau. Denn selbst wenn er Paragnost ist und über mehr Kräfte verfügt als wir, müssen wir uns trotzdem fragen, ob nicht auch ihm dieselben Grenzen gesetzt sind. Und das muss auch der Fall sein angesichts dessen, dass er zumindest nominell menschlich ist. Er ist also da draußen, hat schon elf Kerben in seinem Gürtel, und wenn ich mich recht erinnere, lag fast eine Woche zwischen dem elften Opfer und Annie. Richtig?«
    Hollis nickte. »Stimmt. Ganz Boston war nervös, und nur sehr wenige Frauen haben sich noch allein nach draußen gewagt.«
    »So gesehen hat er also kein Glück gehabt. Wenn es jede Menge Beute gibt, aber keine wehrlos ist, ungeschützt, allein, dann kommt dieser Jäger nicht aus der Deckung. Und er muss dringend fressen.«
    Dani bat: »Die Tiermetapher passt zwar, aber …«
    »Entschuldige. Jedenfalls, er ist auf der Jagd … ist unterwegs und läuft Annie vollkommen zufällig über den Weg.« Paris runzelte die Stirn. »Weiß jemand, was sie alleine da draußen gemacht hat?«
    Hollis nickte erneut. »Sie war mit einer Freundin im Kino. Sind zusammen hingefahren, haben sich zusammen den Film angeschaut, haben darauf geachtet, nicht allein zu sein, wie man sie angewiesen hatte. Fuhren zusammen zurück in das Mietshaus, in dem sie beide wohnten. Etwa eine halbe Stunde später hat ein Nachbar beobachtet, wie Annie ihren Müll rausbrachte. Danach hat sie niemand mehr gesehen.«
    Paris schüttelte leicht den Kopf, aus der mentalen Übung, ein Rätsel zu lösen, aufgestört durch die Erinnerung an ein ausgelöschtes junges Leben. »Mann, da machst du alles richtig und wirst dann von etwas total Alltäglichem zu Fall gebracht.«
    »So ist das Leben«, bemerkte Hollis. »Oder das Schicksal oder die Vorsehung, falls man denn an so etwas glaubt. Denn Annie hat nicht nur diese paar ausschlaggebenden Minuten knappe zehn Meter von der Sicherheit der Tür ihres Wohnhauses verbracht, sondern entsprach rein zufällig auch noch genau dem Typ des Mörders, der rein zufällig in der Nähe war und aus welchen Gründen auch immer weder wissen noch ahnen konnte, dass er mit ihrer Ermordung seinen ersten wirklichen Fehler beging.«

14
    »Bei diesem Tempo«, seufzte Gabriel, »werden wir sehr, sehr lange hierbleiben müssen.«
    Wir können nicht lange hierbleiben. Das hast du selbst gesagt: Fremde fallen hier auf. Vor allem, wenn das mit den Opfern erst mal publik wird.
    »Ja, der Sheriff hat gute Arbeit geleistet, seine Leute so lange zum Schweigen zu verpflichten, das muss ich schon sagen.« Gabriel schaute kurz auf seine Karte und dann wieder in die Ferne. »Diese alte Textilfabrik liegt mitten in einem Wohngebiet. Da kann ich bei Tageslicht auf keinen Fall näher ran.«
    Dann bin ich heute Nacht dran.
    »Genau.« Er setzte einen kleinen Haken neben das eingekreiste Gebiet auf seiner Karte. »In fast allen Gärten gibt es Hunde, also sei vorsichtig.«
    Hunde mögen mich.
    »Sie machen eine Menge Lärm, wenn man in ihre Nähe kommt. Ich meine ja bloß, falls du mitten in der Nacht einen kleinen Einbruch planst, solltest du besser die Nachbarschaftswache nicht aufscheuchen. Okay?«
    Ja, Gabriel.
    »Sanftmut steht dir nicht. Außerdem ist es eine niederträchtige Lüge.« Er verschob die Karte ein wenig und beugte sich tiefer über die Motorhaube des Jeeps, um besser sehen zu können. Mit gerunzelter Stirn holte er einen Laptop aus seinem Rucksack und stellte ihn geöffnet auf die Karte. »Schon ein komischer kleiner Ort, das hier, weißt du.«
    Wie kommst du darauf? Ich meine, abgesehen von der Serienmördersache kommt er

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