Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
kann es hilfreich sein, einen Magier auf meiner Seite zu haben
, dachte er.
»Wir sind da«, sagte Tarvin feierlich.
Karandras trat durch die geöffnete Doppeltür und betrat einen ausufernd großen Raum, der es beinah mit der Eingangshalle aufnehmen konnte. Im Saal herrschte eine streng nach Farben getrennte Sitzordnung, von der nur die Meister ausgenommen waren. Anwärter trugen alle rote Roben, so viel hatte Karandras bereits durchschaut.
Die Schüler trugen viele verschiedene Farben, vermutlich abgestuft nach ihrem Fortschritt oder der Verweildauer im Arkanum. Tarvin ging gesenkten Haupts durch den Saal und setzte sich an einen Tisch, an dem ausschließlich ebenfalls grün berobte Jungen und Mädchen saßen. Dabei fiel Karandras auf, dass der Junge zwar am selben Tisch saß, jedoch kein Teil der dortigen Gemeinschaft zu sein schien, was nicht zuletzt ein freier Platz zwischen ihm und dem Rest der Grün-Roben verdeutlichte.
Karandras folgte seinem Beispiel und setzte sich zu den anderen Rot-Roben – allesamt noch Kinder. Vermutlich wurden magiebegabte Anwärter recht früh ins Arkanum gebracht.
Die Meister waren offenbar von der Farbenregel ausgenommen, denn sie trugen Roben in den verschiedensten Farben. Manche nicht einmal das, sondern gewöhnliche Hosen und Hemden.
Die Kinder an Karandras’ Tisch blickten verschreckt auf, als er sich zu ihnen setzte. Vermutlich hielten sie ihn für einen Meister und erwarteten, dass er eine wichtige Botschaft zu verkünden hatte.
Karandras ließ sie in dem Glauben und machte sich über das Essen her. Als ihm die verschiedenen Düfte in die Nase drangen, bemerkte er erst, wie hungrig er eigentlich war. Gekochte Eier, frisches Brot, Wurst und Käse – die Magier wussten, wie man es sich gut gehen ließ.
Während Karandras das Essen in vollen Zügen genoss, glotzten die drei Anwärter ihn mit großen Augen an.
»Habt ihr keinen Hunger?«, fragte er, ohne von seinem Teller aufzublicken.
»D-doch, Meister«, antworteten sie rasch und begannen ebenfalls zu essen.
Meister!
, dachte Karandras.
Daran könnte ich mich gewöhnen.
Karandras ließ den Blick unauffällig hin und her wandern. Es wurde wenig gesprochen. Die Schüler blickten starr auf ihre Teller – sofern sie nicht ihn anstarrten. Er hatte das Gefühl, die Hauptattraktion eines Gauklerzuges zu sein.
Plötzlich erhob sich Malvner und die vereinzelten Gespräche erstarben völlig. »Verehrte Meister und Schüler!«, begann er seine Rede. »Wir haben einen neuen Anwärter in unserer Mitte.« Er deutete auf Karandras: »Andrul, steh bitte auf.«
Erstaunte Blicke hefteten sich auf ihn und er verspürte große Lust, die Halle in Schutt und Asche zu legen, bloß um dieser Zurschaustellung zu entgehen.
»Gewöhnt euch aber nicht zu sehr an seine rote Robe«, fuhr Malvner fort. »Andrul ist bereits ein Magier und wartet lediglich auf Gordans Rückkehr, der ihn der Prüfung unterziehen wird.«
Eine Prüfung?
, durchzuckte es Karandras. Er verspürte den Drang, mit dem linken Bein zu wippen, konnte ihm aber widerstehen.
Ich muss wissen, was auf mich zukommt.
»Heißt Andrul also in unserer Mitte wie einen Bruder willkommen«, schloss Malvner und nahm wieder Platz.
»Wie sieht diese Prüfung aus?«, fragte Karandras später Tarvin, als sie allein durch die Gänge schlenderten. Der Junge wollte ihm die Bibliothek zeigen, was Karandras sehr gelegen kam.
»Nun, zuerst blickt Gordan in Euer Innerstes und erkennt, welches der vier Elemente bei Euch am stärksten ausgeprägt ist«, erklärte Tarvin.
»Das könnte ich ihm auch einfach sagen«, log Karandras, denn er hatte in Wahrheit keinen Schimmer von Magie oder den Elementen. Seine Kräfte waren Wunder, die Aurelion ihm gewährte.
»Nein, Gordan besteht darauf, es selbst zu prüfen«, fuhr Tarvin fort. »Außerdem will er so sichergehen, dass Eure Seele nicht von einem Makel befallen ist. Wir Magier tragen eine große Verantwortung. Die Kräfte der Elemente zu nutzen ist eine Sache, doch es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass die Elementarprinzen jemals wieder auf Kanduras’ Erde wandeln.«
Karandras nickte, hörte aber nur noch halb hin.
Er blickt in mein Inneres … Was mag er dort wohl finden?
, fragte er sich.
»Dann noch einige übliche Proben, ob Ihr auch wirklich Zauber wirken könnt. Es soll Fälle gegeben haben, wo ein gewöhnlicher Sterblicher von einem anderen Magier mit einer magischen Illusion versehen wurde, die ihn wie einen Magier
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