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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Malvner fragen, er vertritt Meister Gordan während dessen Abwesenheit. Folgt mir.«
    Tarvin führte ihn die steile Treppe hinauf. Auf der dritten Ebene passierten sie erst einen breiten Gang und bogen schließlich in einen sehr schmalen Korridor ab, der am Ende von einer massiven Holztür versperrt wurde.
    Tarvin klopfte dreimal an und wartete geduldig, bis aus dem Inneren des Raumes ein deutliches »Herein!« ertönte.
    Die Tür glitt wie von selbst auf und gab den Blick auf ein kleines Arbeitszimmer frei. In direkter Linie vor ihnen stand ein großer Schreibtisch, der über und über mit Pergamentrollen und Folianten – ja sogar mit behauenen Steintafeln – bedeckt war.
    Dahinter saß ein braunhaariger Mann mittleren Alters, bei dem es sich offenbar um Malvner handelte. Karandras war ein wenig überrascht, denn er hatte einen viel älteren Magier erwartet.
    Malvner blickte kurz auf. Als er den Kopf wieder senken wollte, fiel ihm auf, dass eines der beiden Gesichter ihm völlig unbekannt war.
    »Wen hast du da zu mir gebracht, Tarvin?«, fragte er interessiert, doch Karandras entging nicht der kalte, reservierte Unterton in der Stimme des Magiers. Und für einen kurzen Moment glaubte er die Stimme des Mannes in seinem Kopf hören zu können, die ihn mit einem Schwall von Fragen einem Verhör unterzog.
    Tarvin riss plötzlich die Augen erschrocken auf und blickte zu Karandras herüber. »Ich kenne Euren Namen gar nicht!«, rief der Junge aus.
    Malvner murmelte einen Fluch in seinen sauber gestutzten Vollbart und verdrehte die grünen Augen. »Wie oft haben Meister Gordan und ich dir gesagt, dass du gründlicher sein musst?«
    »Verzeiht, Meister«, sagte Tarvin kleinlaut, und Karandras war ehrlich überrascht, dass der sonst so arrogante Junge so rasche Einsicht zeigte.
    »Dann muss ich das selbst tun«, seufzte Malvner. »Also, wie heißt Ihr und was wollt Ihr?«
    »Mein Name ist Andrul«, sagte Karandras. Es fühlte sich an wie eine Lüge, seinen früheren Namen zu verwenden – nicht dass ihm Lügen etwas ausgemacht hätten.
    »Und was führt Euch hierher?«
    »Ich möchte Eurem Zirkel beitreten«, log Karandras weiter.
    »Dem Zirkel?« Malvner zog eine Augenbraue misstrauisch hoch.
    Ich darf nicht übereilt vorgehen!
, ermahnte Karandras sich selbst. »Nun, ich nahm an, dass es sich um einen Zirkel handeln muss«, fügte er rasch hinzu.
    »So, so«, Malvner strich sich mit der Linken über den Bart und musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen.
    Karandras konnte das Misstrauen deutlich spüren, glaubte es sogar greifen zu können.
Dieser da ist viel aufmerksamer als der dumme Junge
, erkannte der Herold Aurelions.
    »Nun, über die Aufnahme in unseren Kreis entscheidet allein Gordan«, sagte Malvner schließlich. Karandras war sich sicher, dass dies ebenso eine Lüge war wie sein früherer Name, doch er beließ es dabei.
    »Aber er ist ein Magier«, platzte es aus Tarvin heraus.
    Malvner warf dem Jungen einen scharfen Blick zu. »Deine Zunge hat noch immer nicht gelernt, wann sie stillzuhalten hat, nicht wahr?«
    Tarvin biss sich auf die Unterlippe und senkte beschämt das Haupt.
    Malvner richtete das Wort wieder an Karandras: »Ich werde eine Ausnahme machen und Euch gestatten im Arkanum zu bleiben. Magier haben bei den einfachen Bürgern einen schweren Stand. Hier ist es sicherer für Euch. Und sobald Gordan zurück ist, wird über Euer Schicksal bei uns entschieden.«
    Gordan muss ein mächtiger Mann sein
, dachte Karandras. Er bedankte sich mit einem Nicken bei Malvner und ließ sich von Tarvin aus dem Zimmer geleiten.
    »Wie ist Meister Gordan?«, fragte er Tarvin nach einiger Zeit, denn er wollte so viel wie möglich über den Magier erfahren.
    Tarvin runzelte die Stirn und suchte nach einer passenden Antwort. »Ihr werdet ihn bald kennenlernen«, sagte er schließlich.
    Wovor fürchtet er sich, dass er jetzt so schweigsam ist?
, dachte Karandras und überlegte sich einen Weg, doch noch mehr von dem Jungen zu erfahren. »Ich frage nur, weil ich nichts falsch machen möchte, wenn ich ihm begegne«, log er.
    Tarvin wiegte den Kopf hin und her. »Na schön«, sagte er schließlich und holte tief Luft, um zu zeigen, dass er etwas unheimlich Wichtiges sagen würde. »Gordan ist der weiseste Mann, dem ich jemals begegnet bin. Er weiß stets eine Antwort, selbst bevor ich die Frage gestellt habe. Er ist geduldig und aufmerksam; ganz gleich wie lange wir schon gemeinsam üben, er findet jeden noch so kleinen

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