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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Fehler.«
    Karandras nickte langsam. »Das klingt überaus beeindruckend«, sagte er schließlich.
Das ist es tatsächlich!
, dachte er.
Ihm werde ich vermutlich nichts vormachen können. Ich muss mich beeilen.
    Ein Stockwerk weiter oben bog Tarvin in einen schmalen Seitengang ab. »Die Zimmer stehen alle leer«, erklärte er. »Das Arkanum ist riesig und momentan sind nicht viele Schüler hier.«
    Vor der letzten Tür blieb er stehen. »Hier habt Ihr einen eigenen Balkon zur Ostseite«, sagte Tarvin feierlich.
    »Danke, du bist sehr freundlich«, verabschiedete Karandras sich und schloss die Tür.
    Das Zimmer war nicht sonderlich geräumig, doch es würde seinen Zwecken genügen. Neben der Tür stand ein schmales Bett mit strohgefüllter Matratze und an der gegenüberliegenden Wand ein erstaunlich großer Schreibtisch – offenbar legte man im Arkanum großen Wert darauf, dass selbst die einfachen Schüler einen geeigneten Studierplatz hatten. Am Ende des Zimmers führte eine kleine Tür auf den Balkon, von dem aus man Aussicht auf den Ostteil Surdans hatte.
    Bei einem zweiten Blick auf das einfache Bett überkam Karandras eine bleierne Müdigkeit. Der Marsch von Dulbar nach Surdan hatte ihn doch stärker angestrengt als zunächst angenommen.
    Morgen kann ich auch noch in die Bibliothek
, dachte er erschöpft und ließ sich ausgestreckt auf das Bett fallen.
    Er konnte Aurelions Macht deutlich spüren. Sie pulsierte in den Wänden und dem Boden des Arkanums – der Obsidian schien eine direkte Verbindung zu den Niederhöllen zu schaffen. Er hüllte sich in die Umarmung der Macht wie in eine weiche Decke und schloss zufrieden die Augen.
    »Andrul? Seid Ihr wach?« Tarvin klopfte an die geöffnete Tür und riss ihn jäh aus seinem Schlaf. Karandras hatte schon lange nicht mehr so fest geschlafen – seit er mit den Trollen durchs Land zog, hatte er eigentlich kaum noch geschlafen. »In der großen Halle steht das Frühstück bereit.«
    »Was?«, fragte Karandras verschlafen und rieb sich die Augen. Der Junge stand im Türrahmen und blickte lächelnd auf ihn herab.
    »Meister Malvner sagte, ich solle Euch wecken«, fuhr Tarvin in entschuldigendem Tonfall fort. »Es ist die Pflicht eines Anwärters, dass er am gemeinsamen Leben im Arkanum teilnimmt.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Karandras höflich und erhob sich vom Bett.
    Tarvin deutete auf eine Waschschüssel, die auf dem Tisch stand. Der Junge musste sie dorthin gestellt haben, denn am Abend zuvor war sie Karandras nicht aufgefallen.
    Er ging zum Tisch hinüber und zog dabei sein ehemals weißes Hemd, das von der langen Reise fleckenübersät und speckig war, aus. Tarvin hatte ihm auch frische Kleider gebracht: eine weite Robe aus einem rot gefärbten, weichen Stoff.
    »Sie wird Euren Fähigkeiten nicht gerecht«, meinte Tarvin verlegen, »aber es ist die Kluft eines Neulings, und Malvner sagte, es würde keine Ausnahmen geben, bis Meister Gordan wieder zurück ist.«
    »Selbstverständlich«, wiederholte Karandras und tauchte die Hände in das kalte, klare Wasser ein. Mit jedem Schwall, den er sich ins Gesicht warf, wusch er mehr Staub und Schweiß seiner strapaziösen Reise ab.
    Als er schließlich die weiche Robe überstreifte, hatte er das Gefühl, eine ganz neue Person zu werden. Andrul – auch wenn er den Namen noch verwendete – war endgültig verschwunden. Hier im Arkanum wurde seine Wiedergeburt abgeschlossen. An dem Ort, der die Kräfte Aurelions wie kein anderer reflektierte, wurde er endgültig zu Karandras, dem Sohn der Dunkelheit, dem Herold des einzig wahren Gottes.
    Der Speisesaal lag nochmals eine Ebene über Karandras’ Zimmer – mittlerweile mussten sie im sechsten oder siebten Stockwerk angelangt sein. Tarvin plapperte wie ein Wasserfall über alle möglichen Dinge, die Karandras jedoch alle nicht interessierten, bis er ein ganz bestimmtes Thema anschnitt.
    »Die Bibliothek darf kein Anwärter ohne Begleitung eines Mitglieds des Zirkels betreten«, erklärte Tarvin.
    »Ich darf mich also nicht frei bewegen?«
    »Doch, doch«, erwiderte Tarvin hastig. »Es ist nur … in der Bibliothek liegen zu viele Geheimnisse, sagt Gordan.«
    »Also darf ich mich wirklich nicht frei bewegen«, stellte Karandras klar.
    »Na ja, bis auf die Bibliothek schon«, sagte Tarvin mit einem entwaffnenden Lächeln. »Oder ich begleite Euch.«
    Karandras bemühte sich um ein freundliches Gesicht, obwohl Tarvin ihn insgeheim nicht bloß amüsierte.
Vielleicht

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