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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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schätzte.
    „Heute ist Heiligabend!“, entfuhr es Tony entsetzt. Es war
ihr fürchterlich, diesen Menschen ausgerechnet heute so etwas anzutun.
    „Wir machen das doch nicht aus Bosheit.“ Nora schlang
beruhigend den Arm um Tony. „Du weißt, dass sie sich an nichts erinnern werden.
– Am Besten gehen wir schon mal duschen“, wandte sie sich an die beiden Männer.
„Je schneller ihr wieder warm wird umso besser.“
    „Ja“, antwortete Johann mit zusammengekniffenen Augen. „Wir
müssen allerdings wachsam bleiben. Sie wissen nicht, ob noch zwei weitere
Personen kommen. Geht ihr ruhig duschen. Du suchst uns in der Zwischenzeit
trockene Kleidung zusammen, Lukas. Ich halte hier die Stellung.“
    Nora verschwendete keine Zeit auf Gedanken über ihre
unfreiwilligen Gastgeber. Sie zog Tony die Treppe hinauf, wo sie das Badezimmer
vermutete.
Nach einer Viertelstunde unter dem prasselnden, heißen Wasser fühlte Tony sich
endlich wieder warm. Nie zuvor hatte sie diesen Zustand so zu schätzen gewusst.
Sie konnte von Glück reden, dass ihr keine Zehen abgefroren waren. Mit dem
Gefühl, das in ihren unterkühlen Körper zurückkehrte, kamen auch die Schmerzen
in ihren gnadenlos überforderten Muskeln. Und eine überwältigende Schwäche, die
jede banale Bewegung zu einer enormen Anstrengung machte.
    Das jüngere Paar lebte offensichtlich nicht in diesem Haus.
In den Schränken fand sich nur die Kleidung der älteren Leute und des jungen
Mannes. Sachen zu finden, die einigermaßen passten, erwies sich als nicht
einfach. Am Ende boten sie alle vier einen mehr oder weniger sonderbaren
Anblick. Am meisten fielen die zusammengewürfelten Klamotten an Nora auf, was
vermutlich am Kontrast zu ihrer üblicherweise äußerst gepflegten Garderobe lag.
Die Vehemenz, mit der Nora sich nach der Klärung der Kleiderfrage über das
Weihnachtsbuffet hermachte, ließ keinen Zweifel aufkommen, dass sie in dieser
Situation andere Prioritäten setzte.
Tony zog sich, ebenso wie Lukas Mutter, einen Stuhl direkt an den Büfetttisch,
schließlich war die Polstergarnitur von der starr vor sich hin gaffenden
Familie belegt, und schaufelte Kartoffelsalat und Rote Grütze in sich hinein.
    Lukas saß auf einem Hocker in der Raumecke und zappte durch
die Fernsehprogramme, auf der Suche nach Verkehrsnachrichten. Offenbar hatten
der unerwartete Temperatursturz und der heftige Schneefall halb Deutschland in
ein weihnachtliches Verkehrschaos gestürzt. Auf den Autobahnen rund um Köln
ging nichts mehr. Die bisher ausgesprochen milde Witterung hatte dazu
beigetragen, dass viele Autofahrer schlecht ausgerüstet waren. Die Leute
steckten nach zahlreichen Unfällen fest und wurden von Hilfskräften mit Decken
und heißem Tee versorgt.
    Johann kam mit dem Hausherrn im Schlepptau die Treppe
herunter.
„Für die Hosenlänge wirst du bestimmt noch dankbar sein“, spöttelte Lukas.
„Spätestens, wenn es wieder taut.“
Johann war nicht in humorvoller Stimmung. „Erzähl mir lieber, wie es auf den
Straßen aussieht.“
„Chaos pur. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich zu Hause bleiben.“
„Haben wir aber nicht. Haben Sie Schneeketten?“
Johann richtete diese Frage an den Mann, der willenlos neben ihm stehen
geblieben war.
„Nur für den Van“, antwortete er tonlos.
„Ein Van? Gut. Ist er aufgetankt?“
„Der Tank ist halb voll.“
„Gibt es in der Nähe eine Tankstelle, die heute geöffnet hat?“
„Es gibt eine Tankstelle im Nachbardorf. Ob sie heute geöffnet hat, weiß ich
nicht. Die Tankstelle bei der Autobahnraststätte Richtung Köln ist immer
offen.“
Johann fluchte leise.
    „Haben Sie einen Ersatzkanister?“, fragte Lukas.
„Wir haben zwei Ersatzkanister. Sie sind beide voll.“
Johann klopfte seinem Sohn auf die Schulter.
„Großartig! Packen Sie beide Kanister in den Van. Fahren Sie ihn aus der Garage
und legen Sie die Schneeketten an. Dann gehen Sie in die Scheune. – Das ist
Ihre Scheune, oder? – Gut. Hinter den Heuballen liegen nasse Kleidungsstücke.
Packen Sie die in einen Müllsack und stellen Sie den in den Van. – Aber ziehen
Sie sich warm an, bevor Sie raus gehen.“
    Der Mann ging zur Garderobe und begann sich in einen Schal
einzuwickeln. Johann wandte seine Aufmerksamkeit bereits der Hausherrin zu.
    „Gehen Sie nach oben und säubern Sie das Bad. Haben Sie
einen Reiniger mit Desinfektionsmittel? Benutzen Sie den. Falls Sie Handtücher
oder irgendetwas mit Blut daran finden, stecken Sie es in die Waschmaschine

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