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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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ihr und geflüsterte Worte sie aufweckten. Die Lichtritzen im Scheunendach
waren nicht mehr zu erkennen und Tony glaubte zunächst, der Abend sei bereits
angebrochen. Dann fiel ihr Blick auf Lukas, der sich neben ihr zu einer
sitzenden Haltung aufgerichtet hatte.
    „Es ist kälter geworden und seit ein paar Stunden schneit es
sehr heftig“, hörte sie Johanns leise Stimme.
    „Lukas! Oh Gott, ich hatte
solche Angst!“
Sie schlang vorsichtig die Arme um ihn, fühlte maßlose Erleichterung, als er
die Umarmung erwiderte.
„So schnell vergeht Unkraut nicht, Kleines.“
Er klang gepresst und zuckte zusammen, als er eine unvorsichtige Bewegung
machte.
„Du hast immer noch Schmerzen!“
„Das geht vorbei.“ Er wandte sich an seinen Vater. „Hast du mich hierher
getragen?“
Johann zuckte die Schultern.
„Danke!“
„Das nächste Mal bist du dran.“
Johann wich den Blicken aus, die auf ihm ruhten und wechselte das Thema.
„Der Schnee kommt uns gelegen. Sie werden unsere Spur nicht aufnehmen können.
Das verschafft uns Zeit. Das Wohnhaus ist nur ein paar Hundert Meter entfernt.“
„Trotzdem müssen wir uns beeilen, sobald die Sonne untergeht. Sie werden die
Umgebung systematisch absuchen. Was ist mit unseren Klamotten?“
Ihre Kleidung war klatschnass und daran änderte sich auch bis zur
Abenddämmerung nichts. In der Scheune wurde es so kalt, dass ihr Atem
Dampfwölkchen bildete. Der Wind pfiff schauerlich um die Ecken und gelegentlich
drangen durch die zahlreichen Wand- und Deckenritzen kleine Schneeschauer in
ihr Versteck ein.
    Die beiden Bluttrinker kannten den Augenblick, zu dem die
Sonne vollständig hinter dem Horizont versank, auf die Sekunde genau, trotz
Schneefalls, dichter Wolkendecke und der Wände um sie herum. Sie gaben das
Signal zum Aufbruch.
    Johann hatte Tony überzeugt, nur ihre Schuhe anzuziehen,
damit sie sich nicht an den Füßen verletzte. Nach einigem Zögern ließ sie sich
darauf ein, ihre durchnässte Kleidung liegen zu lassen. Gemeinsam mit Nora
wickelte sie sich in die schimmelige Decke, die bisher ihre „Tür“ gebildet
hatte. So stolperten die Frauen den Vampiren hinterher, die splitternackt,
barfuß und völlig unbeeindruckt durch das Schneetreiben auf das Wohnhaus zu
stapften.
    Tony hatte durchaus begriffen, dass Bluttrinker nicht in der
gleichen Weise froren wie Menschen. Sie verbrauchten lediglich mehr Energie, um
ihre Körpertemperatur aufrecht zu halten. Dennoch boten die beiden einen
unwirklichen Anblick. Besonders mit dem verschmierten Blut in Johanns Haar und
auf Lukas gesamtem Rumpf.
    „Diese Leute werden doch Panikattacken bekommen, wenn wir an
die Tür klopfen“, gab Tony Nora zu bedenken, die Decke noch ein wenig enger um
sie ziehend. Ihre Füße verschwanden bei jedem Schritt bis weit über die Knöchel
im Schnee und sie benötigte ihre ganze Konzentration, um nicht vor lauter
Zittern zu stürzen.
    „Kaum“, meinte Nora nur.
Lukas Mutter bewegte sich zwar ein wenig unsicher auf dem unebenen Weg, aber
die extreme Schwäche des vergangenen Morgens war verschwunden. Tatsächlich
wirkte Nora wesentlich frischer und ausgeruhter als Tony. Auch schien sie nicht
so stark unter der Kälte zu leiden. Sogar Noras Stimmung war optimistischer.
Tony vermutete, dass Johann seiner Frau von seinem Blut gegeben hatte, während
sie selbst schlief. Vampirblut war ein verdammt guter Trick.
     
    Sie brauchten nicht anzuklopfen. Die Haustür öffnete sich
vor ihnen, als die Bluttrinker sich bis auf ein paar Schritte genähert hatten.
Daneben stand ein untersetzter Mann in mittleren Jahren und ließ die nackten
Fremden mit ausdruckslosem Gesicht in sein Haus.
Als er die Tür hinter den Frauen schloss, standen Johann und Lukas bereits im
Wohnzimmer und überblickten die Szene. Tony spähte um den Türpfosten herum.
    Das Wohnzimmer war gemütlich mit Holzmöbeln eingerichtet und
ein riesiger Ofen mit Specksteinverkleidung strahlte eine so behagliche Wärme
aus, dass Tonys Knie zu zittern begannen.
In einer Ecke des stimmungsvoll beleuchteten Raumes reichte eine
lamettablinkende Nordmanntanne fast bis zur hohen Decke. Darunter stapelten
sich bunte Päckchen. Der lange Esstisch war mit einem kalten Buffet beladen.
Auf den Sofas und Sesseln vor dem Ofen saßen sechs Menschen in Sonntagskleidung
und blickten starr vor sich hin. Eine Frau Mitte fünfzig, ein Paar in den
frühen Dreißigern, ein junger Mann Anfang zwanzig und zwei Mädchen, die Tony
auf zehn und sechs Jahre

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