Bluttrinker (German Edition)
und
waschen Sie es auf Kochtemperatur.“
Tony hatte inzwischen so viel Essen in sich hinein gestopft,
wie ihr Heißhunger zuließ. Sie ging zu Lukas, hockte sich neben ihn auf den
Teppich und fragte leise: „Warum ist das so wichtig?“
„Unsere Blutzellen unterscheiden sich erheblich von den menschlichen. Niemand
darf Gelegenheit bekommen, sie sich unter einem Mikroskop anzusehen.“
Tony nickte langsam, während sie der älteren Frau hinterher sah, die sich
anschickte, Johanns Befehle zu befolgen.
Nora trat zu ihnen. Sie sah rosig und völlig erholt aus, wie
Tony neidvoll bemerkte.
Johann nahm seine Frau sanft in den Arm.
„Wir müssen so schnell wie möglich hier weg! Sie werden sich sofort nach
Sonnenuntergang auf den Weg gemacht haben. Mit dem Auto sind sie vielleicht
nicht weit gekommen. Aber selbst wenn sie von Anfang an zu Fuß unterwegs waren,
haben sie inzwischen die Lichtung erreicht.“
„Wahrscheinlicher ist, dass sie mit dem Auto losgefahren sind und es irgendwo
stehen lassen mussten“, vermutete Lukas.
„Auch dann wissen sie mittlerweile, dass wir entkommen sind.“
„Wären wir das nicht, wären wir erfroren.“ Nora schüttelte sich.
„Vermutlich haben sie sich wegen der Kälte sogar besonders beeilt.“ Johann
lachte freudlos. „Bodo wird ungern auf seine Beute verzichten und Peter hat
einen persönlichen Grund sich ranzuhalten.“
Tony überliefen eisige Schauder. Es war nicht nur das
Entsetzen über das Ende, dem sie knapp entgangen waren, das sie frösteln ließ.
Jeder Knochen und jeder Muskel schmerzte zunehmend. Sie hatte sich am vergangen
Morgen weit über ihre Kräfte verausgabt und anschließend einen kalten, kaum
erholsamen Tag verbracht. Der wunde Schmerz in ihrem Hals und das Brennen ihrer
Stirnhöhlen überraschten sie nicht.
Die Haustür öffnete sich und in einem Schwall wirbelnder
Schneeflocken betrat der Hausherr die Diele.
„Der Van steht bereit“, erklärte er gleichgültig, ohne irgendwen oder
irgendetwas direkt anzusehen.
„Sind wir fertig?“
„Ich bin so weit“, beantwortete Nora die Frage ihres Mannes. Sie hatte sich in
einen Wollmantel gewickelt, der ihr fast bis auf die Füße reichte.
Lukas Blick suchte Tony. Sie saß noch immer auf dem Teppich. Vor ihr ging er in
die Hocke und sah sie fragend an.
„Bist du in Ordnung? Bist du satt? Sind die Kleider okay?“
Tony nickte schwach. Sie hatte Zweifel, dass es ihr gelingen würde aufzustehen.
„Ich bin nur so furchtbar müde.“
Lukas fasste Tony bei den Händen und zog sie auf die Füße. Besorgt legte er
eine Hand auf ihre gerötete Wange. „Du hast Fieber.“
Tony betastete ihr Gesicht. Sie konnte an ihrer Temperatur nichts
Ungewöhnliches finden, fühlte sich nur unsicher auf den schmerzenden Beinen.
Ihren Kopf erfüllte ein nicht einmal unangenehmes Summen.
Johann kam herüber und legte eine große, kühle Hand auf ihre
Stirn.
„Du hast dich unterkühlt.“
Tony wollte mit den Schultern zucken, doch die Bewegung fiel spärlich aus. Es
war nicht so, als hätte man ihr eine Wahl gelassen.
„Zieh deine Jacke an, ja?“
Johann reichte Tony an seine Gefährtin weiter. Es erforderte ihre ganze
Konzentration, sich auf den Beinen zu halten, in die Diele zu gehen und ihre
Arme in die Daunenjacke zu stecken, die Nora für sie hielt.
„Du brauchst Blut!“, hörte sie Johanns gedämpfte Stimme. „Du
hast dich noch nicht vollständig regeneriert und von ihr kannst du die nächsten
Tage nicht trinken. Es sieht aus, als bekäme sie eine handfeste Grippe. Es
würde mich nicht wundern, wenn eine Lungenentzündung daraus würde.“
Lukas brummte etwas zurück. Die Worte konnte sie nicht verstehen. Es klang
ebenso unwillig wie resigniert.
Nora wollte sie ablenken, aber Tonys Aufmerksamkeit ruhte
gebannt auf Lukas, der hinter das jüngere Paar auf dem Sofa trat.
Er beugte sich vor, bog mit einer Hand den Kopf der Frau zur Seite und schob
mit der anderen ihr Haar weg. Knochenweiß blitzten seine Fangzähne auf, bevor
sich sein Mund auf ihren Hals legte. Es dauerte wenige Minuten, in denen sie
nur das leise Seufzen und Wimmern hörte, das Lukas Blutwirtin von sich gab.
Tony sah den weggetretenen Ausdruck auf dem Gesicht der Frau und dachte an das
Gefühl von Lukas Lippen an ihrer eigenen Kehle. All die kleinen Härchen auf ihrer
Haut richteten sich auf. Vage Eifersucht erfüllte sie.
Lukas wirkte völlig ungerührt, als tränke er ein Glas Wasser. Dann wandte er
sich dem Mann zu, biss ihn mit derselben
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