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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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aufhielten, würden zweifellos versuchen, den Kreis um
das Gebäude zu schließen. Wenn sie zu schnell begriffen, dass es galt, eine
Flucht zu verhindern, konnte es für die Wächter eng werden.
    Lukas behielt die Gefährtinnen im Auge.
Natürlich waren die Lebensgewohnheiten der Frauen aus allen Jahrhunderten sehr
unterschiedlich. Sie alle waren durch das Blut ihrer Männer bei bester
Gesundheit. Doch keine von ihnen hatte das Training, durch hohen Schnee und in
eisiger Kälte Rekorde im Laufen aufzustellen.
    Als Lukas mit Tony im Schlepptau durch das Buschwerk am
Rande des Parkplatzes brach, trug er die Französin aus dem Schießstand über der
Schulter. Tony hatte Samantha unterm Arm gefasst und zog die kleinere Frau mit
sich.
    Lukas verlor keine Zeit. Er stellte Chantal auf die Füße und
lud eilig sowohl seine als auch Tonys Waffe nach.
„Schnell in die Wagen!“ Er sah grade noch, wie Jamal mit der zappelnden Nora
auf den Armen auf der gegenüberliegenden Seite auftauchte. Was bedeutete, dass
alle Gefährtinnen den Parkplatz erreicht hatten. Mit einer Maschinenpistole in
jeder Hand stürzte er sich erneut ins Unterholz, um die Wächter zu
unterstützen.
    Tony eilte mit Samantha zu dem Kombi, über den Jamal sich so
aufgeregt hatte. Der Wagen behinderte drei andere Fahrzeuge und musste gewendet
werden, bevor man ihn durch die Ausfahrt fahren konnte.
Wie Max versprochen hatte, steckte der Schlüssel. Tony ließ den Motor an und
zuckte zusammen, als er glucksend wieder erstarb. Sie hatte geglaubt, auf das
langwierige Verstellen des Sitzes verzichten zu können. Aber jetzt war ihr Fuß
vom Gaspedal abgeglitten, weil es zu weit entfernt war.
    Tony fluchte, zerrte den Sitz ein Stück nach vorne und
drehte erneut den Zündschlüssel, während Samantha auf dem Beifahrersitz noch
mit dem Sicherheitsgurt kämpfte.
Arnes Gefährtin klammerte sich am Armaturenbrett fest. Tony wendete
schwungvoll. Wenige Meter vor der Schranke stoppte sie das Auto, stieg aus und
kletterte auf den Rücksitz.
    Noch während Tony wieder einstieg nutzten andere
Gefährtinnen den frei gewordenen Weg und platzierten die übrigen Fahrzeuge in
einer Reihe hinter dem Kombi. Alle Motoren liefen und übertönten allmählich die
abflauenden Schüsse. Im Seitenspiegel konnte Tony beobachten, wie Sophia im
Portal des Hauptquartiers auftauchte und im ihr nächstgelegenen Auto
verschwand. Gleichzeitig stürmten die ersten Wächter aus dem Wald und
verteilten sich auf die wartenden Fahrzeuge. Schon wurde die Fahrertür ihres
Wagens aufgerissen und Lukas schien auf dem Fahrersitz zu materialisieren.
Sein Blick traf sich im Rückspiegel mit Tonys. Sein Gesicht und seine Kleidung
sahen verschrammt aus. Offenbar war er mitten durch ein Dornengestrüpp
gelaufen. Die linke Schulter war blutgetränkt.
„Das ist nur ein Streifschuss!“, stieß er als Erklärung hervor, bevor Tony zu
Wort kam.
„Jamal?“ Die Frage galt dem Mikrofon, das noch immer vor seinen Lippen hing.
Der dunkelhäutige Jäger sollte im letzten Wagen in der Reihe Stellung beziehen.
    Die Antwort aus dem Kopfhörer schien Lukas
zufriedenzustellen. Er legte den Gang ein und gab Gas. Die wenigen Meter bis
zur Ausfahrt reichten ihm, genug zu beschleunigen, dass die Splitter der
Schranke, durch die er einfach hindurchbrach, in alle Richtungen davon
spritzten.
Glücklicherweise war die Zufahrtsstraße geräumt worden, um den Jägern den Aufbruch
nach Dresden zu erleichtern. Mit Eis und Schnee bedeckt hätten sie diesen
Fluchtweg vergessen können.
    Tony zog aus dem Gepäckfach hinter dem Fahrersitz eine
Pistole hervor und drückte die Knöpfe der elektrischen Fensterheber herunter.
Der eisige Fahrtwind nahm ihr den Atem. Natürlich lagen Tonys Chancen, aus dem
fahrenden Auto einen ihrer Verfolger zu treffen mehr als schlecht, obwohl Lukas
die Glock 19 ihrer Handlichkeit wegen für sie ausgewählt hatte.
Sie hofften, allein die Tatsache, dass sie überhaupt Gegenwehr leisteten, würde
die Angreifer noch einen entscheidenden Augenblick länger aufhalten.
    Ohne Scheinwerfer raste die Wagenkolonne über die
unbeleuchtete Straße. Nach wenigen Minuten passierte der Kombi den Waldrand.
Wellige Schneefelder reflektierten das diffuse Licht der Sterne.
Tony hörte, wie Samantha auf dem Beifahrersitz tief durchatmete. Sie selbst
gestattete sich ebenso wenig eine Entspannung wie Lukas, der wachsam die
Umgebung beobachtete. Er hatte nicht erwartet, dass es leicht sein würde.
Und er sollte recht behalten.
Aus

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