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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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ich´s!“
„Wenn du das Zentrum der Scheibe siehst, abdrücken!“
    Tony tat, wie ihr geheißen. Das Mordinstrument zuckte nur
leicht in ihrem Griff. Der Schuss hallte ohrenbetäubend von den Wänden wieder
und ließ die meisten Frauen zusammenzucken. Bluttrinker waren in dieser
Beziehung weitgehend unempfindlich. Deshalb gab es keine Ohrenschützer, die sie
hätten benutzen können.
Maike versuchte ungeschickt, sich die Ohren zuzuhalten, ohne die Waffe
fallenzulassen und sah bei dieser Verrenkung weg. Deshalb verstand sie zunächst
nicht, was das andächtige Gemurmel bedeutete. Doch dann bekam sie, wie alle
übrigen, den Mund nicht mehr zu.
    Tony hatte die Scheibe genau im Zentrum getroffen! Sie ließ
langsam die Waffe sinken und erwartete Jamals Kommentar. Bisher hatte der junge
Jäger stets einen Spruch parat gehabt, damit sie sich angesichts ihres mangelnden
Geschicks nicht allzu entmutigt fühlten. Diesmal stand er jedoch einen
Augenblick nur da und starrte zwischen Tony und der Zielscheibe hin und her.
Diese Übung sollte hauptsächlich dazu dienen, dass die Gefährtinnen sich nicht
versehentlich selbst oder gegenseitig anschossen. Es war Karol, der seine
Sprache zuerst wiederfand.
„Ha“, machte der Ausbilder. „Hätte auch nur die Hälfte der Anwärter, die hier
durchmarschieren, eine so ruhige Hand, könnte ich es mir gemütlich machen.“
    „Bist du in einem Schützenverein, oder so was in der Art?“,
fragte Jamal ungläubig.
Tony schüttelte stumm den Kopf.
„Du hast ehrlich noch nie ein Gewehr in der Hand gehabt? Gar keine
Schusswaffe?“
„Nein.“
„Chantal würdest du bitte eine neue Scheibe anbringen!“
    Die Französin eilte durch die schmale Schwingtür neben der
Abtrennung und schob eine neue Zielscheibe über die, die Tony durchlöchert
hatte.
„Ich möchte nur wissen, ob das ein Zufall war“, erklärte Jamal zweifelnd.
Nachdem die Gefährtin den Gefahrenbereich verlassen hatte, wies er Tony an, es
noch einmal zu versuchen.
    „Sorgfältig zielen, ruhig halten, abdrücken!“
Diesmal ließ sich niemand von dem Knall davon abhalten, gebannt auf die Scheibe
zu starren. Jamal pfiff anerkennend durch die Zähne. Sie hatte drei Millimeter
weiter oben getroffen.
    „Alle Achtung“, der dunkelhäutige Bluttrinker warf Tony
einen schwer zu deutenden Blick zu.
„Nora, du bist die Nächste. Was dich angeht, Tony: Ich muss noch mit Lukas
sprechen. Aber wenn er mir nicht grade den Kopf abreißt, wenn ich den Vorschlag
mache, werden wir dich mit nach vorne nehmen. Wir üben nachher noch das
Nachladen, okay!“

46
    Die Verteidiger des Hauptquartiers nahmen ihre Positionen
ein. Alles hing davon ab, ob Tony mit ihrer Voraussage, der Angriff der Krieger
würde um drei Uhr erfolgen, ebenso richtig lag wie mit allem anderen. Wenn die
Angreifer sie einkreisten, bevor alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, würde
ihr Plan nicht aufgehen.
    „Wer hat bloß diesen verdammten Kombi so bescheuert
abgestellt!“, regte Jamal sich auf.
„Ich hab mich jetzt schon tausend Mal entschuldigt, verdammt noch mal!“,
fauchte Maximilian zurück.
Die Nerven lagen blank. Der Countdown lief erbarmungslos.
    Jamal knurrte in sein Headset und eilte seinem Platz in der
Verteidigungslinie entgegen.
Die Gefährtinnen und die Wächter hatten sich bereits im Gelände verteilt. Auf
der der Zufahrt abgewandten Seite waren die Bluttrinker in Stellung gegangen,
während die Frauen, so weit strategisch möglich, in der Nähe des Parkplatzes
blieben. Schließlich musste in ein paar Minuten alles sehr schnell gehen. Um
den Gefährtinnen zusätzliche Zeit zu verschaffen, waren die Böller mit langen
Zündschnüren und einigen übrig gebliebenen Zeitzündern versehen worden.
    Nur der Überraschungseffekt konnte ihrem Plan zum Erfolg
verhelfen. Lukas schob erneut den Gedanken an Marius möglichen Verrat zur
Seite. Wenn der Ratsherr die Krieger gewarnt haben sollte, erübrigte sich alles
Weitere.
    „Haben wir immer noch keinen Funkverkehr festgestellt?“
Lukas brummte die Frage in das winzige Mikrofon vor seinen Lippen. Sophia, die
im Kommandoraum seinen Platz eingenommen hatte, antwortete prompt: „Kein
Funkkontakt. Sie wären ausgesprochen dumm, würden sie das im näheren Umkreis
versuchen.“
    Lukas nickte, obwohl seine Gesprächspartnerin es nicht sehen
konnte. Es gehörte zwar nicht grade zur Allgemeinbildung, aber die Angreifer
wussten, in welchem Radius sie vor den Überwachungskameras sicher waren. Es
erschien logisch, dass

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