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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Im
Gegensatz zu der Situation vor drei Tagen fand Lukas keinen Zugang mehr zu
Tonys Bewusstsein. Selbst seinem Vater gelang es nicht, sie zu kontrollieren.
    Johann und Lukas fesselten Tony, verfrachteten sie auf die
Rückbank von Johanns Kombi und brachten sie zum Anwesen der Familie.
Johann Jägers Haus war darauf eingerichtet, kurzfristig Gefangene zu
beherbergen. In der Regel handelte es sich dabei um verbrecherische Bluttrinker,
nicht um verängstigte junge Frauen.
    „Verdammt noch mal“, polterte Johann. „Du bist ein
erwachsener Mann. Jedenfalls siehst du aus wie einer. Du weißt genauso gut wie
ich, dass Menschen aus einem intakten sozialen Umfeld immer ein Risiko
darstellen. Man kann sie nicht einfach für eine Weile verschwinden lassen und
erwarten, dass das niemandem auffällt. Dieses Mädchen könnte jetzt schon
vermisst werden. Von ihren Eltern zum Beispiel.“
„Sie lebt allein.“
„Heute ist Sonntag. Sie wird vielleicht von ihrer Familie zum Essen erwartet.
Da draußen ist womöglich eine besorgte Mutter unterwegs, die grade feststellt,
dass ihre Tochter heute Nacht nicht zu Hause war. Oder sie wird von ihrem
Freund vermisst.“
„Sie ist vierundzwanzig. Selbst wenn jemand sie als vermisst melden würde …“
Johann blieb stehen, stemmte die Hände auf den Schreibtisch und funkelte seinen
Sohn zornig an.
„Lukas, mir wäre wesentlich wohler zumute, wenn ich wenigstens das Gefühl
hätte, dass du das Problem erkennst. Ist dir klar, was für eine Scheiße du am
Hals hättest, wenn du mich nicht anrufen und darauf vertrauen könntest, dass
wir irgendeine Lösung finden?
Es ist ja nicht so, als wäre es das erste Mal.
Wenn du glaubst, ich bekomme nicht mit, dass du dauernd irgendwelche unsinnigen
Risiken eingehst, irrst du dich gewaltig. Wenn du nicht so verdammt gut wärst,
würdest du dich ständig in Schwierigkeiten bringen. Ich habe bisher nichts
gesagt, weil du die Dinge immer unter Kontrolle hattest. Aber ich erkenne
jetzt, dass das ein Fehler war. Niemand ist so gut, dass er nicht die Kontrolle
verlieren könnte. Der Beweis dafür sitzt jetzt unten im Keller.“
    Natürlich wusste Lukas, dass sein Vater recht hatte. Nach
fünf Jahren Ausbildung zum Jäger kannte er die Regeln zur Genüge. Er hatte
gegen mehrere wichtige Grundregeln verstoßen. Keine Gesetze, aber Regeln. Wenn
aus seinem Fehlverhalten Probleme entstehen sollten, konnte das ernsthafte
Konsequenzen nach sich ziehen.
Eine Regel lautete, niemals stärker in das Verhalten eines Wirtes und seiner
Umgebung einzugreifen, als wirklich notwendig war. Das war einer der Gründe,
warum viele seiner Art es vorzogen, zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse auf
Frauen zurückzugreifen, die allen zur Verfügung standen. Das war relativ
ungefährlich.
Unter diesen Gesichtspunkten hatte er schon einen Fehler begangen, als er Tony
zwang ihre Begleiterin loszuwerden. Es war ein völlig untypisches Benehmen
gewesen, das hatte er an der fassungslosen Reaktion der Freundin bemerkt. Um
möglichst wenig Aufsehen zu erregen, hatte er auch deren Geist beeinflusst. Für
viele seiner Spezies war es bereits eine anspruchsvolle Aktion, zwei Menschen
gleichzeitig zu kontrollieren.
    Am schwersten wog, dass er sich niemals von einer
Sterblichen hätte nähren dürfen, bei der er Zweifel an der Wirksamkeit seiner
Hypnose hatte. Was vergangene Nacht vorgefallen war, war ein
sicherheitstechnischer Super-GAU.
    „Johann, ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Ich weiß, dass
fast jeder andere jetzt in der Scheiße sitzen würde. Und ich bin dir wirklich
dankbar, dass du mir hilfst, das Problem zu lösen.“
„Aber du würdest es wieder tun.“
Lukas rang nach Worten, um Johanns Feststellung zu entkräften. Allein dass er
nicht imstande war, sofort mit einer schlichten Verneinung zu antworten,
genügte, damit Johann sich seufzend in seinen Bürosessel fallen ließ.
    „Was soll ich nur mit dir anfangen, Lukas?“
„Habe ich schon erwähnt, wie dankbar ich bin, dass du mir hilfst?“
Johann starrte ihn einen Moment mit undurchschaubarer Miene an.
„Was bleibt mir übrig? Deine Mutter liebt dich. Nora wäre jahrelang wütend auf
mich, wenn ich dir den Kopf abreißen würde. Ich könnte dir natürlich auch nur
das Genick brechen. Das ist sehr unangenehm und es dauert mindestens zwei
Wochen, bis es verheilt ist.“
Lukas schien ernsthaft darüber nachzudenken, aber sein Mundwinkel zuckte
verräterisch.
„Ich glaube, es wäre besser, wenn du wartest, bis wir dieses

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