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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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sich die ersten Sonnenstrahlen durch die
Jalousien und Tony erkannte, dass sie nichts von dem tun würde, was vernünftig
gewesen wäre.
Es gab da ein Problem, gegen das sich alle Vernunft als machtlos erwies. Sie
glaubte einfach nicht an die logischen Erklärungen.
So sehr Tony es versuchte, sie konnte sich ihre Überzeugung nicht ausreden. In
dieser Nacht war sie einem Vampir begegnet. Und noch viel schlimmer war: Sie
wollte ihn wiedersehen.
    Seither kämpfte Tony jeden Abend einen Kampf mit sich
selbst, den sie regelmäßig verlor. Auch heute hatten ihre innere Unruhe und ein
Verlangen, das wie Schmerz in ihr pochte, sie ins Kinocenter getrieben, in der
irrsinnigen Hoffnung, Lukas würde früher oder später wieder hier auftauchen.
Da es gleichgültig war, welche Karte sie kaufte, wenn sie den Film ohnehin
nicht sehen wollte, machte sie sich auf den Weg zum Ende der Schlange. Die war
während ihres Zögerns erheblich länger geworden. Sie musste fast bis zu den
gläsernen Eingangstüren zurückgehen.
Dort entdeckte sie ihn!
Selbstbewusst, mit federndem Schritt, wie ein Tiger in seinem angestammten
Revier, kam er durch die aufgleitende Schiebetür herein. Er wandte sich
sogleich nach links, wo Kinoangestellte prüfende Blicke auf die Karten warfen.
    Er sah so unglaublich gut aus, wie sie ihn in Erinnerung
hatte. Sie dachte, ihr Herz müsste stehen bleiben, von dem Verlangen, das jede
Faser ihres Körpers und jeden Winkel ihrer Seele erfasste.
Wenn das eine Droge ist, wirkt sie verdammt lange! In Lukas Hand erspähte Tony ein weißes Blatt Papier. Offenbar hatte er den
Service genutzt, sich seine Karte zu Hause am PC auszudrucken.
    Tony machte ein paar Schritte auf ihn zu, um dann wie
angewurzelt stehen zu bleiben.
Er hatte sie gesehen, das wusste sie. Sein Blick war über sie hinweg geglitten
und einen Sekundenbruchteil länger verharrt als bei den Menschen um sie herum.
Er hatte sie gesehen und erkannt!
    Weder sein Gesicht noch seine Augen zeigten irgendeine
Reaktion. Er ging einfach weiter, so nah an ihr vorbei, dass sie ihn hätte
anfassen können.
„Lukas!“
Sein Schwung trug ihn noch einen Schritt weiter, dann blieb er stehen. Er
schien zu lauschen, als könnte er nicht glauben, was er gehört hatte. Langsam
drehte er sich zu ihr um und starrte sie an, die Augen zusammengekniffen, einen
missmutigen Ausdruck im Gesicht.
Du kennst mich nicht! Tony hörte seine samtige Stimme direkt in ihrem
Kopf, obwohl kein Laut über seine Lippen kam. Wir sind uns niemals begegnet! „Und ob ich Dich kenne“, hörte Tony sich antworten. „Du heißt Lukas, und
ich erinnere mich an dich. Ich weiß auch, was du bist!“
Leidenschaftlich aufflammender Ärger sprach aus ihr. Wie konnte er es wagen,
immer noch zu leugnen? Doch in dem Augenblick, indem ihre Worte im
Stimmengewirr, das sie umgab, verklangen, begriff Tony, dass sie verrückt war,
eindeutig und absolut verrückt!
    Er kam zu ihr, in einer Geschwindigkeit, dass sie geschworen
hätte, er habe sich in Luft aufgelöst und sei in derselben Sekunde hinter ihr
wieder aufgetaucht. Seine Hand schloss sich um ihr Handgelenk wie ein Schraubstock.
Mit einer fließenden Bewegung bog er ihr den Arm hinter den Rücken. Sie
keuchte, bleich und starr vor Schreck.
    „Geh dort rüber!“ Sein Mund war unmittelbar neben ihrem Ohr.
Gnadenlos schob er sie in Richtung einer unauffälligen Metalltür. Seine Finger
bohrten sich schmerzhaft in ihre Muskeln. Die Haltung, in der er ihren Arm
fixierte, machte es ihr unmöglich sich zu wehren, ohne sich selbst die Schulter
auszukugeln.
Ihr Blick glitt Hilfe suchend über die umstehenden Menschen. Niemand sah sie
auch nur an. Im Gegenteil. Es war, als würde jeder der Anwesenden, sogar die,
die sie auf ihrem kurzen Weg anrempelte, sich die allergrößte Mühe geben, sie
nicht zu sehen. Alle Gesichter, alle Augen, wandten sich von ihr ab.
„Hilfe!“ Ihre Stimme kam leise und gepresst, wo sie doch schreien wollte, so
laut sie konnte.
Sie versuchte es noch einmal. Tatsächlich gaben ihre Lungen diesmal genug Luft
von sich, um sich in der allgemeinen Geräuschkulisse ein wenig Gehör zu
verschaffen. Aber das Ergebnis blieb dasselbe. Alle Menschen blickten starr an
ihr vorbei. Niemand würde ihr helfen.
    Lukas schob sie durch die Tür, die zu einem Aufzug und einem
Treppenhaus führte. Sie war noch niemals hier gewesen. Diese Treppe führte zum
Parkhaus und sie besaß kein Auto.
Er ließ ihren schmerzenden Arm los. Stattdessen packten seine Hände

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