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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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wenn sie ihre private Hexenmeisterin konsultierten.
„Hätte er auf mich gehört“, wandte Tony barsch ein, „wären ihm drei Monate im
Streckverband erspart geblieben.“
„Das stimmt vielleicht. Aber du musst zugeben, es war schon irgendwie
unheimlich. Weißt du eigentlich, dass er die 7c wieder übernehmen sollte, sich
aber rausgeredet hat?“
Tony bemühte sich, ihr Stirnrunzeln missbilligend wirken zu lassen. In
Wirklichkeit fühlte sie sich getroffen. Insgeheim hatte sie befürchtet, Vater
Vincente könnte ihr die Schuld an dem Autounfall geben, statt zu verstehen,
dass sie ihn retten wollte.
„Wer sagt das?“
„Anne hat es mir erzählt. Ihr Vater war im Elternbeirat. Vincente hat sich
gewunden wie ein Aal. Natürlich war Anne froh darüber.“
„Nicht nur sie“, warf Julia ein. „Dieser Referendar, bei dem wir stattdessen
Ethik hatten, war doch wirklich zum Anbeißen, stimmt´s?“
Die Frauen kicherten einträchtig. Alle außer Tony. Dieses Zwischenspiel aus
ihrer Kindheit war geeignet, ihr gründlich die Laune zu verderben.
    Mitten im langweiligsten Religionsunterricht war ihr das
Bild deutlich vor Augen gestanden: Der Priester, wie er tot aus seinem zu einer
formlosen Masse zusammengeschobenen Golf geborgen wurde.
Nach dem Gespräch mit ihm veränderte sich das Bild.
Immerhin!
Sie sah nun einen unter Verbänden verborgenen Patienten in einem
Krankenhausbett.
Diese Veränderung hielt Tony sich in den kommenden Wochen immer wieder vor
Augen, während sie die Folgen ihres Eingreifens über sich ergehen lassen
musste. Natürlich hatten einige Mitschüler mitbekommen, wie sie den Priester zu
warnen versuchte.
    Tony riss sich zusammen und kam auf Lillys Horoskop zurück,
bevor jemand eine weitere wunderliche Episode aus ihrer Vergangenheit ausgrub.
„Diese bunten Linien zeigen an, wie deine und Martins Planeten miteinander in
Beziehung treten. Das ist deine Venus und das ist sein Mars. Diese Linie hier
...“
    Tony verstummte, als sie den Schlüssel im Schloss hörte. Sie
sprang auf und flog in Lukas Arme, sobald er die Wohnung betrat. Ihre
Freundinnen reckten die Hälse.
„Hallo Kleines. Du hast mir gefehlt.“ Lukas flüsterte grade laut genug, damit
Tonys Besucherinnen seine Worte verstehen konnten.
Tony wusste, sie hing an Lukas Lippen wie eine Süchtige, aber das war ihr
gleichgültig. Nachdem sie es geschafft hatte, sich wieder von ihm zu lösen,
stellte sie ihre Freundinnen vor. Er drückte allen artig die Hand, während er
Tony an der Taille umarmt hielt.
„Freut mich euch kennenzulernen. Tony hat viel von euch erzählt.“
Die höfliche Lüge kam glatt und selbstverständlich über seine Lippen. Die
jungen Frauen waren zu keiner so flüssigen Antwort fähig. Lilly und Sabine
starrten ihn mit offenem Mund an. Julia machte einen säuerlichen Eindruck.
    Lukas Haar war über den Sommer aus dem Einheitsschnitt
herausgewachsen, den Jeremias seinen Schülern vorschrieb, und fiel ihm in die
Stirn. Er musste in Frankfurt eingekauft haben. Die seitlich geschnürte
Lederhose und das blaue Leinenhemd, das seine ohnehin durchdringende Augenfarbe
betonte, hatte sie noch nie an ihm gesehen. Er beugte sich vor, um die Frauen
zu begrüßen. Die offenen Knöpfe und hochgerollten Ärmel gaben ihnen Gelegenheit,
einen großzügigen Blick auf seine muskulöse Brust und die kräftigen Unterarme
zu werfen.
Tony spürte den Stich der Eifersucht. Sie war nahe dran sich zu blamieren,
indem sie ihn aufforderte, sich anständig zuzuknöpfen.
    „Lasst euch nicht stören. Ich konnte etwas Zeit einarbeiten.
Deshalb bin ich früher zurück. Ich bringe eben meine Sachen weg. Tut einfach
so, als wäre ich nicht da.“
Lukas ging zur Tür, um seinen verschrammten Rucksack aufzuheben. Ihm folgten
die Blicke von vier Frauen, die gebannt beobachteten, wie das geschmeidige
Leder seiner Hose sich an seinen Hintern schmiegte, während er sich bückte,
sein Gepäck aufhob und damit im Flur zu den Schlafzimmern verschwand. Als Tony
sich losriss, starrten ihre Freundinnen noch immer benommen hinter ihm her.
Lilly leckte sich sogar gedankenverloren über die Lippen.
Großer Gott, was soll daraus werden? Er wird mir das Herz brechen. Er kann
gar nicht anders.
    Tony erinnerte sich mühsam, wo sie vor Lukas Auftauchen
stehen geblieben war. Aber Lilly hatte das Interesse an ihren Chancen bei
diesem Martin verloren.
„Oh mein Gott“, flüsterte sie heiser. „Wo findet man so was?“
„Das hab ich dir gesagt. Wir haben ihn im Kino

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