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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Anblick“, bemerkte Matthias, dem Lukas Betroffenheit
nicht entging. „Man gewöhnt sich daran.“
Lukas riss sich zusammen. Er wollte nicht, dass der Jäger ihn für zu weich
hielt. Bewusst wandte er sich von der Glasfläche ab und blickte Matthias ruhig
ins Gesicht.
„Du kannst dich an den Computer setzen und dir ein paar Einsatzberichte
durchlesen, wenn dir die Zeit zu lang wird“, erklärte dieser, bevor er den Raum
verließ. „Was dich nichts angeht, ist passwortgeschützt. Es kann nicht schaden,
wenn du dich mit unserem System vertraut machst.“
Dann war Lukas allein, bis auf den halb verbrannten Bluttrinker dort draußen.
     
    Wenn Matthias eine ähnliche Mentalität besaß wie Jeremias
oder sein Vater, hatte er Lukas nicht umsonst gestattet, sich das
Computersystem anzusehen.
Während er darauf achtete, die Szene vor dem Fenster nicht zu lange aus den
Augen zu verlieren, erforschte er gewissenhaft die Dateistruktur des
Hauptquartiers. Nach einer Stunde hatte er einen guten Überblick, welche Daten
wo abgelegt waren. Anschließend wandte er sich den Einsatzberichten der letzten
Wochen zu.
Er machte sich grade ein paar Notizen, als die Tür aufging und Sergej
hereinschlich.
    „Hey, Musterschüler!“
„Gibt‘s was Neues?“
„Nein, ich hab Pause. Jedenfalls hat Karol gesagt, er macht jetzt Pause und ich
soll ihn nicht nerven. Also dachte ich, ich sehe nach, was du treibst.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns hier aufhalten dürfen, wenn wir es nicht
ausdrücklich sollen, Sergej.“
„Dann hätten sie vielleicht die Tür verriegeln sollen. Meine Fresse! Der Kerl
sieht übel aus, oder? Warum lassen die den über Nacht da hängen?“
Lukas folgte Sergejs Blick. „Er ist zu zwei Tagen verurteilt.“
    In diesem Moment lief ein Zittern durch den Körper des
Gefangenen. Lukas erhob sich und ging näher zum Fenster. Er sah, wie der Mann
den Mund öffnete, das verbrannte Gesicht entsetzlich verzerrt. Der lautlose
Schrei verursachte Lukas eine Gänsehaut. Aber es schien sich kein Krampfanfall
anzubahnen.
„Ich habe Anweisung hier Wache zu halten und die Gelegenheit, mich mit dem
Computersystem vertraut zu machen.“ Er deutete auf den Bildschirm. Es wäre
gewiss kein Fehler, wenn Sergej sich ebenfalls auskennen würde.
„Verdammt öde. Spiele haben die keine auf ihren Rechnern, was?“
„Nein, ich glaube nicht.“ Lukas begann zu vermuten, dass sein Kollege noch
Schwierigkeiten bekommen würde.
„Was hältst du bis jetzt von dem Laden?“
Lukas zuckte die Schultern. Insgesamt zehn Jahre Drill unter Jeremias Aufsicht
lagen hinter ihm. Eine Ausbildung in der Burg bedeutete null Privatsphäre, kein
persönlicher Besitz und praktisch jede wache Minute verplant. Verglichen damit
gestaltete sich der Dienst im Hauptquartier locker. Sergej würde das kaum
nachvollziehen können.
„Hab´ den Eindruck, unser Aufpasser hat was für Eliteschüler übrig.“
Lukas beherrschte den Ärger, der heiß aus seinem Magen aufstieg. Seine Stimme
klang ungerührt. „Er hat dich heute noch mal zum Putzen verdonnert, weil du
dich ständig davor drückst. Das ist dir doch klar, oder?“
Sergej warf einen Blick auf Lukas Notizblock. „Was wird das denn?“
„Ich hab mir ein paar Fragen notiert. Matthias sagte, ich könnte mir die
Einsatzberichte ansehen. Falls er mich nachher darauf anspricht, kann ich ihm
die stellen.“
In Sergejs Blick lag eine Mischung aus Unglauben und Abneigung. „Wenn es das
Wort Streber nicht schon gäbe, müsste man es für dich erfinden, was?“
„Hör mal, es ist mir egal, wie du mich nennst. Du bist hier. Also gehe ich
davon aus, dass du Jäger werden willst. Ich bin sicher, es wäre ein Fehler,
alles zu locker zu sehen.“
„Ach was! Mein Alter will, dass ich ein Jäger werde. Er ist Wächter in Sofia.
Er will, dass ich Karriere mache. Die Schule in Prag war nervtötend genug. Ich
hab doch nicht jahrelang gebüffelt, um hier die Fußböden zu schrubben. Wir
haben doch eine Ausbildung. Ich frage mich, wann sie uns die einsetzen lassen.“
„Ich vermute, sie wollen uns erst mal kennenlernen, um uns besser einschätzen
zu können.“
Sergej hockte sich auf die Schreibtischkante und grinste Lukas boshaft an.
„Da wir vom Kennenlernen reden: Du fährst wirklich alle paar Tage etliche
Kilometer, nur um eine bestimmte Tussi anzuzapfen? Hast du Angst, in Frankfurt
gibt es keine Weiber, bei denen deiner passt?“
    Die Tür hatte sich lautlos geöffnet. Dennoch wäre Lukas
Karols Eintreten

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