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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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getroffen.“
Julia betonte das Wir deutlich und warf Tony einen giftigen Blick zu.
„Meine Mutter sagt immer, zu schöne Männer hat man nie für sich allein“, gab
Sabine zu bedenken. „Ich meine, du kannst doch gar nicht wissen, was er macht,
wenn er die ganze Woche weg ist.“
Tony verschluckte eine genervte Antwort. Diese altkluge Person hatte keine
Vorstellung, wie schlimm es wirklich war!
Lukas hatte ihr versprochen, zu versuchen, mit dem Trinken zu warten. Aber
natürlich konnte sie ihm nicht verbieten, wenn nötig, seinen Hunger zu stillen.
Wenn er bei dieser Gelegenheit noch andere Bedürfnisse befriedigte, würde er
ihr das wohl kaum erzählen. Und dabei durfte sie sich nicht beschweren.
Sie hatte das Ansinnen, die Uni zu wechseln, weit von sich gewiesen. Damals war
sie fest überzeugt gewesen, dass es allenfalls ein paar Monate dauern konnte,
bis Lukas sich ein hübscheres Spielzeug suchte. Deshalb hatte sie so umfassende
Konsequenzen wie einen Umzug nach Frankfurt gescheut.
    Entspannt und gut gelaunt, wie Lukas sich gab, schien er
keinen großen Durst zu leiden. Am liebsten hätte Tony ihre Gäste einfach sich
selbst überlassen und wäre ihm hinterhergelaufen.
Um ihn auszuquetschen, von wem er getrunken hatte, erkannte sie beschämt.
Wenn die Bewunderung anderer Frauen ihn nicht von ihr weglockte, würde es ihr
in ihrer Eifersucht gelingen, ihn ganz allein zu vertreiben. Sie nahm sich fest
vor, dieses Thema während des Wochenendes mit keiner Silbe zu erwähnen.

24
    Lukas und Sergej betraten den Beobachtungsraum hinter ihrem Aufpasser ,
wie Sergej Karol hinter dessen Rücken betitelte. Lukas Blick wanderte sofort zu
den vergitterten Fenstern auf der gegenüberliegenden Seite. Fünf Jahre waren
bei Weitem nicht genug, um die Erinnerung an das, was er in der Sonnenglut
erlitten hatte, zu verwischen. Es war der Teil der Arbeit hier, dem er mit den
größten Befürchtungen entgegensah. Er hatte gehofft, nicht so bald damit
konfrontiert zu werden.
    Matthias erhob sich von seinem Platz am Schreibtisch.
„Ah, da kommt die Ablösung“, sagte er und reckte sich, verkrampft vom langen
Sitzen.
„Der wird die Nachtwache übernehmen“, Karol deutete auf Lukas.
„Der braucht noch Übung beim Putzen. Die kann er sich oben in den Lagergängen
aneignen.“
Sergej machte große Augen und ein verdutztes Gesicht. Beinahe hatte Lukas den
Eindruck, als müsste Karol sich ein Grinsen verkneifen.
Auch wenn sein Vater ihn nicht noch einmal darauf hingewiesen hätte, Lukas war
bewusst, dass dieses Jahr einen Test auf die Praxistauglichkeit der Anwärter
darstellte. Jeder Handgriff, den sie taten, wurde registriert und zog
Konsequenzen nach sich.
Ebenso vorhersehbar war, dass die Wächter die Gelegenheit nutzen würden, die
jungen Burschen, die schon bald ihre Vorgesetzten sein konnten, ein wenig zu
triezen.
    „Alles klar!“ Matthias versuchte erst gar nicht, seine
Belustigung zu verbergen, als Karol mit einem frustrierten Sergej im Schlepptau
davon stapfte.
„Das ist eine eher langweilige Aufgabe“, erklärte er Lukas und bedeutete ihm,
näher an das dunkle Fenster heranzutreten.
    Mit Stahlgittern verstärktes, stark getöntes Panzerglas
trennte sie von der herabsinkenden Abenddämmerung. Dahinter hing eine
bewusstlose Gestalt an einem der Rahmen. Die Haut des Mannes war mit
Brandblasen bedeckt.
    „Es ist Vorschrift, dass die Delinquenten während der
gesamten Zeit überwacht werden. Deine Aufgabe ist es, hier zu sitzen und darauf
zu achten, dass der Kerl da draußen keinen Krampfanfall bekommt. Diese Gefahr
ist zwar nachts eher gering, aber es wurde keine Todesstrafe verhängt.“
Matthias Stimme vermittelte den Eindruck, dass er diesen Umstand bedauerte.
„Wir müssen also auf ihn aufpassen.“
„Zwei Tage?“
Matthias warf Lukas einen nachdenklichen Blick zu.
„Ja, das Urteil lautet zwei Tage. Wenn es dunkel wird, werden die Burschen
meistens nach ein paar Stunden wach. Viele fangen an zu schreien und zu toben.
Manche beschimpfen und verfluchen uns. Allerdings hört man hier drinnen nichts
davon.“
„Woran erkenne ich einen Krampfanfall?“
„Das merkst du schon. Sieht aus wie ein epileptischer Anfall. Zittern am ganzen
Körper und blutiger Schaum vor dem Mund. Das ist unverkennbar. In dem Fall rufst
du mich über die Sprechanlage. Du wirst direkt mit mir verbunden.“
Lukas nickte. „Verstanden.“ Seine Augen wanderten unwillkürlich zu der
verbrannten Gestalt zurück
„Es ist ein scheußlicher

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