Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
er nicht preisgeben, um Linda Paquette nicht zu beunruhigen, bevor er bei ihr war und ihr beistehen konnte.
    In Wirklichkeit kannte er den Namen natürlich gar nicht.
    Max verzichtete auf die Frage, sodass kein Bluff nötig war. Seine buschigen Brauen wölbten sich nun über seinem ernsten Blick, während er noch einmal Kaffee anbot und dann verschwand, um seine Nachbarin anzurufen.
    Die Kassettendecke und die holzgetäfelten Wände des Flurs waren dunkel, während der Kalksteinboden einen so
hellen Kontrast darstellte, dass er nur illusorischen Halt zu bieten schien. Tim hatte den Eindruck, jeden Augenblick hindurchfallen zu können wie jemand, der aus einem fliegenden Flugzeug stürzte.
    Zwei kleine Stühle flankierten ein Tischchen, über dem ein Spiegel hing.
    Tim vermied es, sein Spiegelbild zu betrachten. Hätte er sich selbst in die Augen geschaut, so hätte er die harte Wahrheit gesehen, von der er sich lieber ablenkte.
    Sein Blick hätte ihm gesagt, was ihn erwartete. Es war das, was schon immer auf ihn zugekommen war und immer auf ihn zukommen würde, solange er lebte.
    Er musste sich darauf vorbereiten. Darüber nachgrübeln musste er jedoch nicht.
    Anderswo im Haus erklang die gedämpfte Stimme von Max, der telefonierte.
    Hier in der Mitte des Flurs stand Tim stocksteif da und hatte das Gefühl, von einer dunklen Decke herabzuhängen wie der Klöppel einer Glocke, unter sich leere Luft, in schweigender Erwartung eines plötzlichen Läutens.
    Max kam zurück. »Sie ist neugierig«, berichtete er. »Ich habe nicht viel gesagt, nur dafür gebürgt, dass Sie ein anständiger Kerl sind.«
    »Danke. Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe.«
    »Belästigt haben Sie mich nicht. Es ist nur ein wenig merkwürdig.«
    »Ja, das ist es. Ich weiß.«
    »Wieso hat Ihr Freund nicht selbst bei Linda angerufen und Sie angekündigt? Er hätte ihr ja nicht sagen müssen, wieso er Sie schickt – wegen der schlechten Nachricht, meine ich.«
    »Er ist sehr krank und sehr verwirrt«, sagte Tim. »Deshalb weiß er zwar, was er tun müsste, aber er weiß nicht mehr, wie man es tut.«

    »Das ist vielleicht das, wovor ich am meisten Angst habe«, sagte Max. »Geistig abzubauen und die Kontrolle zu verlieren. «
    »So ist das Leben«, sagte Tim. »Das steht uns allen bevor. «
    Die beiden schüttelten sich die Hände, dann begleitete Max seinen unerwarteten Gast bis vor die Tür. »Sie ist eine wirklich nette Frau. Hoffentlich wird das nicht zu schlimm für sie.«
    »Ich werde mich um sie kümmern«, versprach Tim.
    Er ging zu seinem Wagen und fuhr das kurze Stück zu Linda Paquettes Bungalow.
    Die im Fischgrätmuster angeordneten Ziegel des Wegs, der zur Haustür führte, waren auf einem Sandbett verlegt. In der Luft hing Eukalyptusduft, und vertrocknete Blätter zerbröselten unter seinen Füßen.
    Schritt für Schritt überkam ihn ein immer stärker werdendes Gefühl von Dringlichkeit. Die Zeit schien schneller zu vergehen, und er spürte, dass es eher früher als später kritisch werden würde.
    Als er die Stufen zur Veranda hochstieg, ging die Tür auf, und sie begrüßte ihn. »Sind Sie Tim?«
    »Ja. Ms. Paquette?«
    »Sagen Sie Linda zu mir.«
    Im Licht über der Veranda waren ihre Augen ägyptisch grün.
    Sie sagte: »Ihre Mutter hat es bestimmt ziemlich schwer gehabt, Sie neun Monate lang in sich herumzuschleppen.«
    »Ach, damals war ich noch ein Stückchen kleiner.«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Ziehen Sie den Kopf ein und kommen Sie rein!«
    Er trat über die Schwelle, und danach war für ihn nichts mehr so, wie es einmal gewesen war.

5
    Von einer Wand zur anderen breitete sich eine golden schimmernde Fläche aus, ein Parkettboden in einem so warmen Honigton, dass das bescheidene Wohnzimmer geräumig und auf sanfte Art nobel wirkte.
    Der wohl aus den 1930er-Jahren stammende Bungalow war entweder sorgsam gepflegt oder irgendwann renoviert worden. Der kleine offene Kamin und die ihn flankierenden Wandleuchter waren einfache, aber elegante Beispiele der Art déco.
    Obwohl die mit weiß lackiertem Holz verkleidete Decke ziemlich niedrig war, empfand Tim das trotz seiner Körpergröße nicht als unangenehm. Der Raum war gemütlich, nicht klaustrophobisch eng.
    Linda besaß eine Menge Bücher. Mit einer Ausnahme stellten deren Rücken die einzigen Kunstobjekte im Raum dar, indem sie einen abstrakten Teppich aus Worten und Farben bildeten.
    Die Ausnahme bestand in dem knapp zwei mal einen Meter großen

Weitere Kostenlose Bücher