Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Fernsehgerät mit leerem, grauem Bildschirm.
    »Moderne Kunst macht mich immer ein wenig ratlos«, sagte Tim.
    »Das ist keine Kunst. Ich habe es von einem Fotoladen machen lassen. Um mich daran zu erinnern, weshalb ich keinen Fernseher besitze.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Weil das Leben zu kurz ist.«
    Tim gab dem Foto eine Chance, dann sagte er: »Das verstehe ich nicht.«

    »Irgendwann wird sich das ändern. Wenn jemand so einen großen Kopf hat wie Sie, muss doch ein wenig Gehirnmasse drin sein.«
    Er war sich nicht sicher, ob ihr Benehmen unbekümmerten Charme ausdrückte oder eine Schnodderigkeit, die schon an Grobheit grenzte.
    Vielleicht hatte sie auch einen kleinen Spleen. So etwas gab es heutzutage ja häufig.
    »Linda, der Grund, weshalb ich hier bin …«
    »Kommen Sie mit. Ich arbeite gerade in der Küche.« Während sie ihn durchs Wohnzimmer führte, sagte sie über die Schulter hinweg: »Max hat mir versichert, Sie wären nicht der Typ, der mich rücklings erdolchen und meine Leiche vergewaltigen würde.«
    »Ich bitte ihn, für mich zu bürgen, und er drückt sich so aus?«
    »Er hat mir gesagt, Sie wären ein begabter Maurermeister und ein ehrlicher Mensch. Den Rest musste ich ihm aus der Nase ziehen. Eigentlich wollte er keine Stellungnahmen abgeben, was Ihre Neigung zu Mord und Totschlag angeht.«
    In der Küche parkte ein Automobil.
    Die Wand zwischen diesem Raum und der zwei Autos fassenden Garage war entfernt worden. Anschließend hatte man das Parkett ebenso in die Garage hinein erweitert wie die weiß lackierte Deckenverkleidung.
    Drei exakt ausgerichtete Punktstrahler rückten einen schwarzen Ford, Baujahr 1939, ins rechte Licht.
    »Ihre Küche ist ja in der Garage«, stellte Tim fest.
    »Falsch. Meine Garage ist in meiner Küche.«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Der ist riesig. Ich trinke gerade Kaffee. Wollen Sie auch welchen? Mit Milch? Zucker?«
    »Schwarz, bitte. Wieso steht Ihr Auto in Ihrer Küche?«
    »Ich habe es gern im Blick, während ich esse. Ist es nicht wunderschön? Das 1939er-Ford-Coupé ist das schönste Auto, das je gebaut wurde.«

    »Tja, mit dem Pinto kann man es eindeutig nicht vergleichen. «
    Sie goss Kaffee in einen Becher. »Es ist kein klassisches Modell, sondern ein richtig heißer Ofen. Abgesenktes Dach, tiefer gelegt und mit allerlei coolen Extras ausgestattet.«
    »Haben Sie selbst daran gebastelt?«
    »Teilweise. Vor allem hat es ein Typ oben in Sacramento in den Fingern gehabt; der ist ein echtes Genie.«
    »Hat sicher eine Stange Geld gekostet.«
    Sie stellte ihm den Kaffee vor die Nase. »Soll ich etwa für meine Zukunft sparen?«
    »Welche Zukunft haben Sie denn im Sinn?«
    »Wenn ich die Frage beantworten könnte, würde ich vielleicht doch ein Sparkonto eröffnen.«
    Tims Keramikbecher hatte einen Papagei als Henkel und war mit dem Schriftzug BALBOA ISLAND geschmückt. Er sah aus wie eine Antiquität. Vielleicht ein Souvenir aus den 1930er-Jahren.
    Der Becher von Linda Paquette stellte einen Kopf dar. Er war ein keramisches Porträt von Präsident Franklin Delano Roosevelt, der auf seine berühmte Zigarettenspitze biss.
    Sie trat zu ihrem Ford. »Dafür lebe ich.«
    »Sie leben für ein Auto?«
    »Es ist eine Hoffnungsmaschine. Oder vielmehr eine Zeitmaschine, die uns in eine Zeit zurückbringt, in der es den Leuten leichter fiel, Hoffnung zu haben.«
    Auf dem Boden stand eine Öltropfschale neben einer Flasche Chrompolitur und mehreren Putztüchern. Die Stoßstangen, der Kühlergrill und die Zierleisten glänzten wie Quecksilber.
    Linda Paquette öffnete die Fahrertür und setzte sich mit ihrem Kaffee hinters Steuer. »Machen wir eine Spritztour!«, sagte sie.
    »Ich muss mit Ihnen über etwas sprechen. Dringend.«
    »Eine virtuelle Spritztour. Findet nur im Kopf statt.«

    Als sie die Tür zuklappte, gab Tim nach und ging um das Coupé herum zur Beifahrertür.
    Wegen des abgesenkten Dachs gab es für große Leute nicht genügend Kopfraum. Tim rutschte auf seinem Sitz ein Stück weit nach unten, den Papageienbecher in beiden Händen.
    In dem engen Innenraum überragte er seine Gastgeberin dennoch, als wäre sie ein Elfchen und er ein Troll.
    Statt auf einem Mohairbezug, wie er in den 1930er-Jahren üblich gewesen war, saß Tim auf schwarzem Leder. In dem aus kariertem Stahlblech gefertigten Armaturenbrett glänzte das Glas der Instrumente.
    Jenseits der Windschutzscheibe sah man die Küche. Surreal.
    Der Schlüssel steckte in der Zündung, doch da

Weitere Kostenlose Bücher