Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Coast Road bog er nach rechts ins Landesinnere ab. Das Gelände stieg an, während hinter ihnen das Gewicht der Nacht aufs Meer herabsank.
    »Ich kenne einen Zimmermann«, sagte sie, »der gerne in Metaphern spricht. Er meint nämlich, das Leben selbst sei eine Metapher, weil es in jedem Augenblick geheimnisvoll und voll verborgener Bedeutung sei. Du weißt doch, was eine Metapher ist, oder?«
    »Mein Herz ist ein einsamer Jäger, der auf einem einsamen Hügel jagt«, zitierte Tim.

    »Nicht schlecht für einen Betonkopf.«
    »Ist nicht von mir. Hab ich mal irgendwo gehört.«
    »Du weißt schon, wo. So, wie du es gesagt hast, weißt du das. Aber hör mal, wenn dieser Santo tatsächlich Grips hat, dann wird er merken, dass ich Cops nicht besonders mag.«
    »Er hat Grips. Aber es gibt keinen Grund, ihn nicht zu mögen.«
    »Gegen ihn will ich ja gar nichts sagen. Es ist schließlich nicht sein Fehler, dass es seinen Kollegen manchmal an Demut fehlt.«
    Tim drehte diesen Satz einige Male hin und her, fand jedoch keine naheliegende Bedeutung.
    »Vielleicht ist dein Freund ja der reinste Pfadfinder mit Dienstmarke«, sagte sie, »aber Cops sind mir unheimlich. Und nicht nur sie.«
    »Willst du mir sagen, worum es da geht?«
    »Um nichts Bestimmtes. Es liegt einfach daran, wie ich bin.«
    »Wir brauchen Hilfe, und Pete Santo kann uns helfen.«
    »Ich weiß. Ich sag’s ja bloß.«
    Als sie nach einer Reihe von Abhängen und Senken die höchste Kuppe erreichten, schimmerte unter ihnen das Lichtermeer von Orange County. Es machte den Sternen Konkurrenz, die gegen seinen Glanz verblassten.
    »Sie kommt einem so mächtig, so fest, so beständig vor«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Die Zivilisation. Aber sie ist so zerbrechlich wie Glas.« Sie sah ihn an. »Ich sollte lieber den Mund halten, sonst meinst du noch, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Nein«, sagte Tim, »das mit dem Glas verstehe ich gut. Sehr gut sogar.«
    Mehrere Meilen fuhren sie dahin, ohne ein Wort zu sagen, und nach einer Weile merkte Tim, dass das gemeinsame
Schweigen einen angenehmen Charakter angenommen hatte. Die Nacht jenseits der Fenster war eine Vernichtungsmaschine, die darauf wartete, in Gang gesetzt zu werden, doch hier im Wageninnern kehrte vorübergehend eine Art Frieden ein, und er spürte, dass etwas Positives geschehen konnte, ja sogar etwas, das richtig gut war.

7
    Nachdem er durch den ganzen Bungalow gegangen war und dabei überall dreist das Licht angeknipst hatte, kehrte Krait ins Schlafzimmer zurück.
    Die einfache weiße Tagesdecke aus Chenille, die auf dem Bett lag, war so glatt wie das Bettzeug eines Soldaten in der Kaserne. Keine einzige Franse am Rand war mit einer anderen verheddert.
    Krait war schon in Häusern gewesen, wo die Betten nicht gemacht waren und die Laken zu selten gewechselt wurden. Schlampigkeit machte ihn ärgerlich.
    Wenn der Gebrauch einer Schusswaffe erlaubt war, konnte man eine ungepflegte Person aus einem Abstand von wenigstens ein, zwei Metern töten. Dann war es nicht so wichtig, dass das Ziel nicht täglich die Unterwäsche wechselte.
    Oft war laut Kontrakt jedoch Erwürgen, Erstechen, Erschlagen oder eine andere intimere Exekutionsmethode vorgesehen. War das Opfer ein Schmutzfink, dann konnte eine potenziell genussvolle Aufgabe in so einem Fall zur lästigen Pflicht werden.
    Wurde die Zielperson zum Beispiel von hinten erwürgt, so versuchte sie in ihrer Verzweiflung, nach hinten zu greifen, um dem Angreifer die Augen auszukratzen. Seine Augen konnte man zwar problemlos schützen, aber womöglich kratzte das Opfer an deiner Wange, packte dein Kinn, fuhr mit den Fingern über deine Lippen, und wenn man den Verdacht hatte, es könnte sich um jemanden handeln, der sich nach dem Gang auf die Toilette nicht immer die Hände
wusch, fragte man sich manchmal, ob die gute Bezahlung und die vielen Vorzüge des Jobs die negativen Aspekte wirklich überwogen.
    Linda Paquettes Kleiderschrank war klein und ordentlich. Sie besaß nicht viele Sachen.
    Die Einfachheit ihrer Garderobe gefiel Krait. Er war selber schon immer ein Mensch mit schlichtem Geschmack gewesen.
    Von dem Fach über den hängenden Kleidungsstücken holte er nacheinander die Schachteln herunter, die dort standen. Keine enthielt irgendetwas Aufschlussreiches.
    Neugier auf sein Ziel war eigentlich verboten. Wie immer sollte er nicht mehr über diese Frau wissen als ihren Namen, ihre Adresse und ihr Aussehen.
    Normalerweise hätte er sich an eine

Weitere Kostenlose Bücher